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Der Kunststudent Arjen und der Musiker Victor lassen sich nach einer feuchtfröhlichen Nacht auf eine leidenschaftliche Affäre ein. Doch plötzlich erhält Arjen anonyme Drohbriefe, die ihm zu verstehen geben, dass er an der Universität nichts zu suchen hat. Als die Drohungen ihren Höhepunkt erreichen, taucht ausgerechnet Victor am Ort des Geschehens auf …
 

Royal Lip Service 

Autor: Marika Paul
Illustration: Marika Paul
Verlag: Carlsen Manga
Erschienen: August 2011
ISBN: 978-3-551-78979-2
Seitenzahl: 196 Seiten
Altersgruppe: ab 16 Jahren

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Die Grundidee der Handlung
Der Norweger Arjen studiert an der Hochschule für bildende Künste in Dresden und ist eher zurückhaltend, was Arthur, sein einziger Freund, ändern möchte, weshalb er den jungen Mann zu einer Feier einlädt. Dort lernt Arjen den Barkeeper Victor kennen. Da er keinen Alkohol verträgt, genügen schon wenige Gläser, dass er nach Hause begleitet werden muss, was der nebenbei in der Band Royal Puck spielende Victor übernimmt. Doch statt in seinem eigenen Bett zu landen, verbringt Arjen eine leidenschaftliche Nacht mit Victor und beginnt schließlich eine Affäre mit ihm. Für eine echte Beziehung zerren jedoch die Schatten seiner Vergangenheit zu sehr an ihm und dann bekommt er plötzlich auch noch Drohbriefe…

An sich ist die Geschichte durchaus annehmbar und die Personen handeln nachvollziehbar, allerdings erwartet man sich vom Klappentext her einen Grundplot, der die Zweifel an einer geliebten Person in den Vordergrund stellt und eine thrillerartige Atmosphäre aufbaut, was aber nicht der Fall ist. Vielmehr geht es darum, wie die beiden Protagonisten es schaffen, eine richtige Beziehung und gegenseitiges Vertrauen zueinander aufzubauen. Von daher kann man enttäuscht werden, geht man mit durch die Inhaltsangabe geschaffenen falschen Erwartungen an die Lektüre des Mangas heran und auch die schlussendliche Auflösung um die Drohbriefe wirkt darum etwas ‚milde‘.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Royal Lip Service ist in schwarzweiß gedruckt und zwar in japanischer Leserichtung angelegt, weist als Handlungsort aber die Stadt Dresden auf. Dieser Verortung wird man sich auf grafischer Ebene vor allem durch die Abbildungen von bekannten Stadtbildern (z.B. dem Zwingertor oder dem Goldenen Reiter) bewusst, die Paul mitunter neben Kapitelillustrationen, die die Akteure zeigen, bei den Kapitelübergängen platziert. Da innerhalb des Mangas der Raum hinter den Figuren jedoch oftmals leer bleibt und eher selten Grauverläufe oder Speedlines beinhaltet, ist die Stadt nicht wirklich greifbar. Erkennbar wird sie nur in den raren Hintergründen, die die Hochschule für bildende Künste oder Stadtansichten zeigen. Wenig detailliert werden schließlich auch Schauplätze wie Wohnungen, Parks oder eine Diskothek umgesetzt. Zu dieser recht nüchternen Umfeldgestaltung passt es, dass keine kitschigen Blumenarrangements genutzt werden, was wiederum auch einmal ganz erfrischend wirkt.

Auf der textlichen Ebene wird die Lokalisierung durch den dresdnerischen Slang Tills hervorgehoben, eines Bandkollegen Victors. Ansonsten fällt noch Arjens betrunkenes Gerede auf, wenn er beispielsweise von Boimen und Älschen spricht. Der Rest des Textes ist hingegen umgangssprachlich formuliert und durchgängig in Versalien gehalten, während eine andere Schriftart und Groß- und Kleinbuchstaben bei den Songtexten zum Einsatz kommen. Besondere Bedeutung von Aussagen wird mittels Fettdrucks verdeutlicht, die Soundwörter sind zumeist in deutsch, Erklärungsbedürftiges wird mit einem Sternchen versehen und im betreffenden Panel erläutert, und die Sprechblasen lassen sich dem jeweiligen Sprecher problemlos zuordnen.

Bei der Figurendarstellung stechen die relativ dicken Lines und die Schraffuren zur Schattenumsetzung ins Auge. Generell erinnert das kaum Grauzonen aufweisende Artwork mit den größeren schwarzen Flächen ein wenig an Holz- oder Linolschnitte. Die Akteure verfügen über unterschiedliche Gesichtsformen, was es leicht macht, sie voneinander zu unterscheiden, so hat Arjen rundere Wangen und ein schmaleres Kinn, während Victor mit einer längeren Kopfform und einer markanteren Kinnpartie bedacht ist. Leider stimmen jedoch die Proportionen nicht immer und die Köpfe fallen oft zu groß aus. Besonders bemerkenswert sind die dem ‚Rockermilieu‘ entsprechenden Attribute, mit denen einige Protagonisten versehen werden. Herausragend sind hierbei die vielen Piercings (z.B. ein Tunnel im Ohr, ein linksseitiges Labret-Piercing und ein Bridge-Piercing über dem Nasenbein) und Tattoos (beispielsweise Sterne auf dem linken Schlüsselbein und eine Flamme sowie ein gehörnter Tierschädel auf dem linken Arm) Victors. Zudem ist die Schnittnarbe über Arjens Lippen auffällig und sie trägt auch eine gewisse Bedeutung. Auf SD- oder Chibi-Einsatz (überzogene Veränderungen und Verniedlichungen der Figuren) verzichtet die Manga-ka bis auf wenige Ausnahmen.

Die linear angelegte Panelordnung wird von Sprechblasen durchbrochen, wirkt sonst aber trotz unterschiedlicher Panelgrößen und -formen relativ starr, was auch an den dicken Umrandungen der Panels liegt. Die Stege zwischen den Bildfeldern sind manchmal schwarz und unterstützen somit die Darstelllung von dramatischen Szenen, kommen aber auch vor, als Arjen sich noch in Katerstimmung im wahrsten Sinne des Wortes dunkel an die gemeinsame Nacht mit Victor erinnert. Die vorkommenden erotischen Passagen sind übrigens nicht zu explizit, aber doch ansprechend umgesetzt, wobei besonders der angedeutete Kondomgebrauch positiv zu erwähnen ist. Schließlich finden sich zu Beginn von Royal Lip Service noch vier Farbseiten. Die erste ist in warmen Farben gehalten und zeigt Arjen und Victor und dahinter den nächtlichen Canaletto-Blick über die Elbe auf die Dresdner Altstadt. Die anderen Abbildungen widmen sich Arjen und Arthur sowie der Band Royal Puck, bevor die letzte Farbseite nochmals Arjen und Victor darstellt.


Aufmachung des Manga
Das Cover zu Royal Lip Service ist wirklich originell gestaltet und fällt daher ins Auge, denn statt einer bunten Illustration zeigt es vor einem matten, dunkelgrauen Hintergrund neben dem Verlagslogo und dem altrosa gehaltenen Titel- und Autorennamen nur noch viele schwarze, hochgestanzte und glänzende Sterne sowie eine ebensolche, sich in der rechten unteren Ecke befindende Darstellung Arjens und Victors in Form einer Silhouette. Auch der mit Verschnörkelungen verzierte Schriftzug, der bei den großen Buchstaben des Titels mit an das Rokoko erinnernden Mustern versehen ist, ist erhoben und hochglänzend gedruckt. Auch die Buchrückseite zeigt die glänzenden schwarzen Sterne vor mattem, dunkelgrauem Hintergrund und der Klappentext ist altrosa. Gleichfalls gibt es erneut eine Silhouette von Arjen und Victor zu sehen, die diesmal allerdings nicht in Hochglanz gedruckt ist. Am Ende des Bandes greifen zwei Comicstrips nochmals auf humoristische Weise Punkte aus dem Manga auf, bevor eine Seite mit Skizzen, ein Nachwort, in dem sich die Manga-ka bei Lesern und Mitwirkenden bedankt, und abschließend zwei Fanarts folgen.


Fazit
Royal Lip Service ist ein guter Boys Love Manga, der leider nicht ganz hält, was der Klappentext verspricht. Dafür ist die Wahl eines Handlungsortes innerhalb Deutschlands ziemlich originell und auch der Zeichenstil ist sehr charakteristisch, weist allerdings mitunter Unstimmigkeiten bei den Proportionen der Figuren auf. Das Cover ist zwar chic, verwehrt aber bedauerlicherweise einen direkten Einblick in das Artwork.


3 Sterne


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