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Name: Anton Brekke
Alter: 41
Familienstand: geschieden, 1 Sohn
Beruf: Hauptkommissar, Kripo Oslo
Kompetenzschwerpunkt: organisierte Kriminalität
Besonderheiten: fragwürdiger Humor, heimliches Laster: Poker

Name: Vincent Giordano
Alter: 68 Familienstand: verwitwet, 1 Tochter
Beruf: «Geschäftsmann»
Besonderheiten: einst Frauenschwarm, heute liebender Großvater, außerdem einer der kaltblütigsten Mafiosi der New Yorker Unterwelt

Hauptkommissar Anton Brekke wird nach Fredrikstad gerufen. Dort ist der Milliardär Wilhelm Martiniussen ermordet worden. Irgendjemand hat außerdem einen Fremden niedergeschlagen, der sich als berühmt-berüchtigter New Yorker Mafioso entpuppt. Was hat so ein Mann im verschlafenen Fredrikstad zu suchen? Als Tourist ist Vincent Giordano sicher nicht unterwegs. In Anton Brekke trifft er jedenfalls auf einen würdigen Gegenspieler.

 

der stumme_besucher 

Originaltitel: Tysteren
Autor: Jan-Erik Fjell
Übersetzer: Ina Kronenberger
Verlag: rowohlt
Erschienen: 11/2011
ISBN: 978-3499257377
Seitenzahl: 416 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
In Fredrikstad wird Wilhelm Martiniussen ermordet, kurz nachdem er eine unpopuläre Veränderung in seiner Firma angekündigt hat. Seine zur gleichen Zeit in der gemeinsamen Wohnung schlafende Freundin wird vom Killer verschont, der offenbar äußerst professionell vorgegangen ist und keinerlei Spuren hinterlassen hat. Die Polizei steht vor einem Rätsel, zwar haben viele Menschen in Martiniussens Umfeld ein Motiv, aber würde jemand wirklich so weit gehen, den Firmenchef zu ermorden? Als dann ein Überfallopfer aus der gleichen Nacht als berüchtigter Mafioso aus New York identifiziert werden kann, vermutet Anton Brekke einen Zusammenhang, denn wozu sonst sollte dieser nach Norwegen kommen?

Jan-Erik Fjell stellt Anton Brekke in dessen erstem Fall gleich eine schwierige Aufgabe, die jedoch recht geschickt ausgedacht ist und den Leser lange im Unklaren lässt, wie der Zusammenhang zwischen den beiden Vorfällen ist.


Stil und Sprache
Die Geschichte spielt sich auf zwei Zeitebenen ab, einmal natürlich die Gegenwart in Norwegen und zeitweise in New York, daneben geht es aber auch um Vincent Giordanos Geschichte im New York der 60er Jahre. Dieser Teil ist schon beinahe der spannendere, gibt er doch tiefe Einblicke in Struktur und Hierarchie der Cosa Nostra; deren Geschäftsgebaren und der Umgang mit Verrätern sind schon sehr speziell, aber eben auch faszinierend. Anton Brekke dagegen kommt etwas langsam in Schwung, lange ermittelt er vor sich hin, bis er den entscheidenden Durchbruch erzielt. Das ist manchmal etwas mühsam durchzuhalten, zumal der Autor sehr viel Wert auf genaue, detailreiche Darstellungen und umfangreiche Erklärungen jeder Szene legt. So hat man teilweise das Gefühl, man müsste ihn ein wenig antreiben, damit er endlich zur Sache kommt.

Der Fall selbst ist vielschichtig angelegt und der Leser hat bis zum Schluss keine wirkliche Ahnung, wer der Täter sein könnte und warum. Viele falsche Fährten machen das Mitraten schwierig, erhöhen aber immer wieder kurzzeitig das Tempo bis zum großen Finale, das eigentlich keines ist, da es ziemlich unaufgeregt daherkommt und es irgendwie an Dramatik fehlen lässt.


Figuren
Anton Brekke ist ein etwas sperriger Typ, dem man als Leser nicht sofort ins Herz schließt. Ein Privatleben scheint er nicht zu haben, lediglich zu Anfang gibt es einige Szenen, in denen seine Leidenschaft für Poker und Glücksspiel näher geschildert werden. Da er auch nicht in Ich-Form, sondern in der dritten Person erzählt, kommt man ihm bis zum Schluss nicht wirklich nahe. Seine verbalen Ausfälle in alle Richtungen lassen ihn nicht nur seinen Kollegen und Mitmenschen unsympathisch erscheinen, auch als Leser ist man eher geneigt, sich einen anderen Sympathieträger zu suchen als ausgerechnet ihn. Leider ist ausgerechnet er der Hauptdarsteller geworden … Ganz anders Vincent Giordano, er ist einem trotz seiner kriminellen Laufbahn fast sympathisch, man kann seine Gedanken, Motive und Handlungen zwar nicht gutheißen, aber zumindest nachvollziehen.

Es gibt noch viele weitere Beteiligte, Anton Brekkes Kollegen Simon Haugen zum Beispiel oder Polizeianwärter Magnus Torp, der sich redlich bemüht, alles richtig zu machen, aber doch immer wieder Antons Spott ausgesetzt ist. Haugen und Torp tun einem irgendwann leid, müssen sie doch ständig Anton Brekke ertragen, der zwar ein guter Ermittler ist, aber menschlich eindeutig zu wenige Qualitäten aufweist. Leider bekommen sie zu wenig Raum, um richtig runde Charaktere zu werden, aber das kommt ja vielleicht noch.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt auf dem Cover ein etwas verschwommenes Bild einer schneebedeckten Landschaft mit hohen Bäumen im Hintergrund. In der linken unteren Ecke erstreckt sich ein Blutfleck bis auf den Buchrücken, ebenso rot ist der Autorenname glänzend gedruckt, während der Titel in unauffällig schwarzer Schrift darunter steht. Innen gibt es nach einem kurzen Prolog insgesamt 51 Kapitel, die bei Bedarf mit Ort und Zeit der Handlung überschrieben sind.


Fazit
Eine verworrene Geschichte um Gier, Macht und die Cosa Nostra, zwar spannend, aber aufgrund der sperrigen Figuren nicht so mitreißend, wie man es sich wünschen würde. Trotzdem überdurchschnittlich, weil gut geschrieben und nicht vorhersehbar.


3 5 Sterne


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