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50.000 Jahre vor unserer Zeit bohrt sich ein Monolith aus dem All in die gefrorene Erde Sibiriens. Die Bewohner des Skythendorfes nähern sich dem Stein. Merkwürdige Mutationen ereignen sich …

In unserer Zeit begibt sich eine russische wissenschaftliche Expedition nach Sibirien, um das rätselhafte Auftauchen von Wolfskindern zu untersuchen. Anscheinend findet bei bestimmten Stämmen der Jakuten eine genetische Mutation statt. Die Legenden sprechen von einem Feuerstein, der vor langer Zeit vom Himmel gefallen ist. Mara, eine brillante Virologin, muss dieses Rätsel lösen …

Touna Mara_01 

Originaltitel: Touna Mara – Tome 1 – Memoire de Pierre
Autor: Patrick Galliano
Übersetzer: Dr. Marcus Schweizer
Illustration: Mario Milano
Verlag: All Verlag
Erschienen: 11/2011
ISBN: 978-3-926970-08-4
Seitenzahl: 56 Seiten
Altersgruppe: ab 15 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)

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Die Grundidee der Handlung
Die Zusammenfassung auf der Rückseite des Comics trifft den Inhalt bereits recht gut, so dass ich hier nichts ergänze, möchte ich von dem abwechslungsreichen und überwiegend überzeugenden Plot nicht zu viel verraten.

Über einige Punkte bin ich allerdings gestolpert: Etwas verwirrend erscheint der Zeitablauf der Gegenwart – auf Seite 14 ist vom „sibirischen Frühling“ die Rede, während auf Seite 24 der Zeitdruck bei der Mission diskutiert wird, der durch den drohenden Wintereinbruch und das dann anstehend Weihnachtsfest entsteht. Ein weiterer Fehler im Aufbau scheint sich auf Seite 27 eingeschlichen zu haben – zunächst greifen „Wölfe“ einen Konvoi von 30-Tonnern an, im nächsten Augenblick steigen die Insassen, offensichtlich ohne Angst und auch unbehelligt, aus ihren Fahrzeugen aus. Auch der Begriff „Miststück“ auf Seite 32 wirkt für die Steinzeit deplatziert und wenig authentisch. Sieht man von diesen Punkten einmal ab, bietet die Story allerdings spannende und kurzweilige Unterhaltung.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Der Comic startet mit einem beeindruckenden Landschaftsportrait, das die Kälte und Stimmung der Eiszeit in Sibirien nicht nur durch die fallenden Schneeflocken einfängt. Der Blick wandert immer wieder über die weitläufigen Gegenden, erfreut sich an den vielen Einzelheiten und den klar ausgearbeiteten Strukturen, die bis zum Horizont reichen und einen Eindruck von der Weite und Einsamkeit dieser Landstriche vermitteln. Trostlos, rau und eisig präsentiert sich – in der Gegenwart wie in der Eiszeit – der sibirische Frühling. Die wenigen Ansiedlungen, die es in der winterlichen Steppe zu sehen gibt, wirken verloren in der eisigen Umgebung.

Milano beherrscht es, die von ihm gezeichneten Figuren ins Leben zu rufen. Stark und widerstandsfähig sind die Menschen der Steinzeit, sie erscheinen vom Körperbau über ihre Bekleidung bis hin zu den Waffen authentisch. Ihr Äußeres unterstreicht ihr wildes Wesen, welches sie für ihr Überleben brauchen. Besonders Frauen in den steinzeitlichen Dörfern werden regelmäßig nackt gezeigt, ob es nun die unter Wölfen aufgewachsene Touna ist oder Tar-Khans Gespielinnen. Bei Sexszenen beschränkt sich der Zeichner darauf, sie nur anzudeuten. Die Kampf- und Kriegsszenen hingegen sind ungeschönt, brutal und blutig, daher meine Altersempfehlung in den bibliographischen Angaben.

Aber nicht nur die Charaktere vor 50.000 Jahren, auch die Wissenschaftler der Gegenwart spielen glaubhaft ihre Rollen, während sie mit Begriffen wie Lykanthropie, Anthropologie oder Misantrop um sich werfen. Diese Fachwörter dürften nicht jedem Leser bekannt sein und werden in der Regel auch nicht erläutert, auch wenn sich ihr Sinn ein Stück weit aus den Handlungen ableiten lässt. Sehr gut getroffen sind in Maras schönem Gesicht die russischen Züge, besonders im Seitenprofil wie z.B. auf Seite 15. Eher wie ein Partygirl wirkt Valentina; der erste Eindruck täuscht hier auch nicht. Kantig und kräftig, aber auch wenig durchschaubar ist Anton, der Leiter dieser russischen Forschungsmission.

Ab Seite 48 lässt die Detailgenauigkeit bei den Figuren plötzlich etwas nach – nicht allzu stark, aber durchaus sichtbar. Die Gesichter wirken hier glatter und weicher, Statisten im Schatten hingegen stärker schraffiert. Auf den letzten Seiten fängt sich Milano dann wieder und findet zu seinem exakten Stil, der bis zu den Wimpern genau ausgearbeitet sein kann, zurück.

Die Szenenwechsel innerhalb einer Zeitschiene ergeben sich deutlich aus der Geschichte heraus, während Sprünge zwischen der Steinzeit und der Gegenwart durch beschreibende Texte eines über den Handlungen stehenden Erzählers klar definiert sind.

Stellenweise sind die Dialoge schon sehr umfangreich, besonders bei den Diskussionen der Wissenschaftler. Zwar stören die Sprechblasen die Bildinhalte nicht, nehmen aber dementsprechend viel Raum ein. Geräuschworte werden nur verhalten eingesetzt und fügen sich dann so in die Bilder ein, dass sie diese treffend ergänzen. Die Panelanordnung ist mal klassisch mit weißen Stegen, mal aber auch modern – die Bilder überlagern sich dann oder fließen ineinander, um der Bedeutung der Szenen Ausdruck zu verleihen. Die Lesereihenfolge ist aber jederzeit eindeutig.


Aufmachung des Comics
Die mir vorliegende Fassung dieses Titels, mit dem der All Verlag sein Debut feiert, ist als fest eingebundener Comicband gestaltet; das Format geringfügig größer als Din A4. Die Materialwahl des Umschlagkartons und die Papierwahl des Innenteils überzeugen genauso wie die Verarbeitung der geleimten Bindung. Neben dieser Normalausgabe bietet der All Verlag Touna Mara Band 01 auch in einer auf 222 Exemplare limitierten Vorzugsausgabe an.

Der Titel ist geschickt gewählt und schlägt einen Bogen zwischen Charakteren der Steinzeit und der Moderne, genauso wie das stimmungsvoll inszenierte Coverbild, auf dem sich Mara und Touna im Eis eines spiegelnden Sees begegnen.


Fazit
Der Auftakt zum Zweiteiler Touna Mara bietet dem Leser, trotz einiger Schwächen in der Szenerie, kurzweilige Unterhaltung, während Mario Milano die Handlungen mit atmosphärischen Bildern begleitet.


3,5 Sterne


Hinweise
Rezension von Sven Trautmann
Herzlichen Dank an den All-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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