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„In mir stritten menschliche Sehnsucht nach seiner Liebe und vampirische Gier nach seinem Blut. Aber nach meinem Biss wäre er nicht mehr derselbe gewesen. So lag ich weiter reglos über ihm, versteinert in diesem Kuss, der Hingabe war und Widerstand, Sehnsucht und Verzicht, Glück und Leid, Leben und Todesnähe und zum Symbol einer Liebe wurde, die all das vom ersten Augenblick an in sich trug ...“

Die dunkle Chronik der Vanderborgs Estelle 

Autor: Bianka Minte-König
Verlag: Otherworld
Erschienen: 09/2010
ISBN: 978-3-8000-9524-7
Seitenzahl: 424 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Berlin zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Estelle Vanderborg wächst als einziges Mädchen in einer reinen Männerfamilie auf. Ihre Mutter starb bei ihrer Geburt, und ihr Vater ist mit der Tochter vollkommen überfordert und so von seiner Leidenschaft für die Elektrizität vereinnahmt, dass er ihre Erziehung einer Kindfrau überlässt. Als Estelle ihren Vater auf eine Reise in die Karpaten begleitet, wo er mit Hilfe seiner Erfindung einen Vampir fangen möchte, kommt es während einer gewittrigen Nacht zu einem verhängnisvollen Zwischenfall, der Estelle mehr kostet als nur einen elektrischen Schlag. Ihr Leben ändert sich von da an auf dramatische Weise und sie lernt die Welt auf eine völlig andere Art und Weise kennen, als sie es sich gewünscht hätte.


Stil und Sprache
Bianka Minte-König hat nicht nur eine ausgesprochene Vorliebe für Bandwurmsätze, sie besitzt auch einen sehr gewöhnungsbedürftigen und mehr als unkonventionellen Schreib- und Sprachstil. Was in diesem Fall aber nicht positiv gemeint ist. Zu Beginn liest sich die Handlung mit einem leichten Augenzwinkern, ist abwechselnd aus der Ich-Perspektive der Vampirin Eleonore und der eines unsichtbaren Erzählers geschrieben und besitzt einen fast schon märchenhaften Erzählstil. Doch dann verliert sich das vollkommen. Die Handlung und die Dialoge werden steif, es geht absolut konfus und oftmals auch sehr unlogisch zu und die Autorin überlädt die Geschichte mit politischen und geschichtlichen Informationen, die mich als Leser nur sehr bedingt interessiert haben. Bereits nach wenigen Seiten begann ich mich nur noch durch die Seiten und die darauf abgedruckten verworrenen Worte zu quälen – der Lesespaß blieb da total auf der Strecke. Der auf der Buchrückseite groß angepriesene dramatische und mitreißende Aspekt über die Protagonistin Estelle und ihren Kampf um Glück und Liebe zu Beginn des 20. Jahrhunderts ging völlig unter. Ihre Geschichte wurde praktisch von den vielen Kriegen und Revolutionen überdeckt, die den Roman nicht nur künstlich in die Länge zogen, sondern in meinen Augen auch noch pietätslos waren. Statt auf die Brutalität eines Krieges mit Niveau und Stil hinzuweisen und einfühlsam damit umzugehen, streckt die Autorin auf geschmacklose Weise mit den Kriegsszenen laufende Handlungspassagen und lässt die Französische Revolution wie ein schlecht inszeniertes Theaterstück erscheinen, das nur zur Unterhaltung der Aristokratie gedient hat. Jeglicher noch vorhandene Schwung wurde so im Keim erstickt. 


Figuren
Bianka Minte-König hat so ziemlich alles verarbeitet, was die Gesellschaft so hergibt – vom zärtlichen Liebhaber über den Bruder, der wie eine Glucke an seiner Schwester hängt, bis hin zum reichen, brutalen und ignoranten Ehemann. Alles, was die Klischeekiste zu bieten hat, ist hier vertreten. Doch wer jetzt denkt, die Autorin hätte wenigstens hier ein geschicktes Händchen bewiesen und ihren Charakteren so was wie realistische Überzeugungskraft und Farbe gegeben oder diese von der Handlung hervorgehoben, der irrt. Die Autorin fällt von einem Extrem ins andere, überfordert ihre Figuren total und vergräbt diese unter einem dicken Haufen Handlungsgeröll. Zwar gelingt es der einen oder anderen Figur sich daraus wieder einigermaßen hervorzugraben (Estelle ist hier noch am erfolgreichsten), doch das macht den Roman nicht besser. Im Gegenteil, es versetzt ihm in meinen Augen den Todesstoß.
Die Charaktere wirken sehr künstlich, strahlen nichts aus (höchstens depressive Stimmung), und sind so düster und schwarz-weiß gestrickt was ihr Verhalten, als auch ihre Einstellung angeht, dass der Leser hier nach Überraschungen oder erfreulichen Veränderungen vergeblich Ausschau hält.


Aufmachung des Buches
Die Klappenbroschur ist größer als die sonst erhältlichen Taschenbücher. Es fiel mir vor allem wegen der eigenartigen Farbgestaltung und dem düsteren Motiv auf. Das Cover wird im oberen Teil von einem düster blickenden Frauengesicht in Grau, Schwarz und Weiß beherrscht, während im unteren Teil der leicht erhoben gedruckte Buchtitel und Fledermäuse vor rötlich pinkem Hintergrund das Cover beherrschen. Auf der Buchrückseite steht ein kleiner Textauszug, der von Fledermäusen geschmückt wird.
Auf dem linken Klappentext steht eine kurze Inhaltsangabe, während auf dem rechten Klappentext ein Bild der Autorin sowie eine Kurzvita zu ihr zu lesen sind. Eine Aufmachung, die mich anspricht, und gleichzeitig 100 Prozent zum Buchinhalt passt.


Fazit
Eine wirklich andere Vampirsaga, das ist wahr. Leider aber auch das Einzige, worin ich der Ankündigung auf der Buchrückseite zustimme. Selten habe ich eine so bizarre, dunkle und zähe Vampirgeschichte in den Händen gehabt. Meinen Geschmack hat dieses Buch leider überhaupt nicht getroffen – ich war am Ende total enttäuscht. Schade, aber ich kann dieses Buch nicht empfehlen.


1 Stern


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