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Wir übersehen die auffälligsten Dinge gerade dann, wenn wir besonders aufmerksam sind. In ihrem berühmten Gorilla-Experiment ließen die beiden Spitzenwissenschaftler Chabris und Simons einen Mann im Gorillakostüm durch ein Basketballspiel laufen - und die Hälfte der Zuschauer bemerkte ihn nicht. Genauso können Polizisten an Unfällen vorbeispazieren und Autofahrer sich über Bäume wundern, die plötzlich auf die Straße springen. Die Autoren zeigen, dass wir uns oft völlig unbegründet auf unsere Intuition verlassen. Und sie verraten, wie wir unserem Bewusstsein doch noch auf die Sprünge helfen können.

 

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Originaltitel: The Invisible Gorilla
Autoren: Christopher Chabris, Daniel Simons
Übersetzer: Dagmar Mallett
Verlag: Piper Verlag
Erschienen: 04/2011
ISBN: 978-3-492-05351-8
Seitenzahl: 400 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Das Buch wechselt - je nachdem, ob die Forscher von ihren eigenen Erlebnissen erzählen oder von Experimenten oder Ereignissen berichten - zwischen der Ich-Form und der dritten Person hin und her. Es passt so perfekt zum übrigen Stil des Buches, bei dem man fast das Gefühlt hat, als würden die Autoren mit im Raum sitzen und persönlich erzählen. Spannend, unterhaltsam, aber immer sachlich, verzichten sie überwiegend auf komplizierte Fachausdrücke und machen das Buch so gut und leicht verständlich. Nur ab und zu haben sich extrem lange Sätze in den Text hinein geschwindelt, die man vielleicht ein zweites Mal ansehen muss, um alles genau zu verstehen. Obwohl einige kurze Abschnitte etwas sehr akademisch klingen, bleiben sie trotzdem gut nachvollziehbar. Besonders die zahlreichen Beispiele und Experimente werden für so manches Schmunzeln, aber auch für einiges Nachdenken sorgen.

Der unsichtbare Gorilla beschäftigt sich gezielt mit den Illusionen im Alltag, denen wir alle immer wieder auf den Leim gehen. Im Text werden sechs unterschiedliche Illusionen im alltäglichen Leben angesprochen, die unsere (vermeintlichen) Fähigkeiten oft unbemerkt, manchmal aber auch sehr offensichtlich begrenzen. Kurzweilig erzählt und mit vielen anschaulichen Beispielen aus speziellen Experimenten unterlegt, versuchen die Autoren, die Feinfühligkeit ihrer LeserInnen gegenüber den vielen hartnäckigen Illusionen des Alltages zu schärfen.

Im ersten Kapitel zeigen die Autoren, wie die "Aufmerksamkeitsillusion" meistens unbemerkt über das Verhalten von uns Menschen bestimmen und zu unglaublichen Reaktionen in scheinbar klar erkennbaren Situationen führen. "Das kann mir sicher nicht passieren", ist wohl die erste Reaktion der LeserInnen, aber nach den Ausführungen und Begründungen der beiden Autoren ist es durchaus einleuchtend, dass man in bestimmten Situation (wichtige) Dinge ebenso übersehen kann, wie die Menschen in den Beispielsituationen. Das zweite Kapitel räumt mit der Erinnerungsillusion auf und hinterfragt das scheinbar untrügliche Erinnerungsvermögen der Menschen. Wie leicht beeinflussbar unser Gehirn bezüglich vergangener Erlebnisse ist und welche Gefahren dadurch auftreten können, wird hier teils auf dramatische Weise deutlich. Kurzweilig und spannend geht es im dritten Kapitel mit der Illusion des Selbstvertrauens weiter. Die LeserInnen erfahren, warum die Menschen, die am selbstsichersten wirken, zwar meistens eine "Leithammelfunktion" ausfüllen. Warum aber der selbstbewussteste Kandidat nicht immer der Beste für diesen Job sein muss, wird hier genau erklärt.

Um die Illusion des Wissens geht es im nächsten Kapitel mit den Erklärungen zu der Macht der Gewohnheit und der "magisch" anmutenden „Rattenfängerfunktion“ von bunten Gehirnscanbildern und klugen Gerede. Hier zeigt sich, dass oft Wissen vorgetäuscht wird, das in Wirklichkeit nicht in dem erwarteten Umfang da ist und die Folgen davon. Auch die beiden letzten Kapitel über "Ursache" und "Möglichkeiten" warten mit verblüffenden Fakten und Berichten auf, die für viele LeserInnen ganz bestimmt Neuland sind.

Das Buch richtet sich an alle interessierten LeserInnen, die ihren ganz persönlichen "unsichtbaren Gorilla" in ihrem Umfeld entlarven wollen. Obwohl es bestimmt nicht möglich ist, alle Illusionen des Alltages immer zu durchschauen, schärft die Lektüre dieses Buches die Wahrnehmung. So wird man nach der Lektüre des Buches bestimmt eine Menge von ihnen auf den ersten Blick entdecken, die man sonst vielleicht übersehen hätte.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist broschiert und mit Klappen versehen. Auf deren Innenseite vorne findet man eine kurze Einführung ins Thema und auf der Rückklappe ist eine Kurzvita mit Fotos der beiden Autoren gedruckt. Auf dem weiß gehaltenen Cover sieht man einen schwarzen Gorilla zwischen zwei Zeitung lesenden Männern ebenfalls die Zeitung studieren. Somit passt das Coverbild absolut perfekt zum Thema. Auch der Rückseitentext liest sich spannend und macht neugierig aufs Hineinlesen. Eine ganz besonders originelle Idee ist das, im Buch integrierte, Daumenkino.

Das Inhaltsverzeichnis ist übersichtlich strukturiert und alle Kapitel sind sowohl optisch, als auch durch die Textformatierung deutlich voneinander abgesetzt. Nach dem letzten Kapitel folgen ein Schlusswort und eine Menge an Anmerkungen, die nummeriert und ebenfalls nach Kapiteln gegliedert sind. Den Abschluss bilden der Dank der Autoren und eine Buchankündigung des Verlages.


Fazit
Das Sachbuch ist sehr interessant, lehrreich und dabei auch noch besonders unterhaltsam geschrieben. Da wir dem „unsichtbaren Gorilla“ bestimmt schon alle in der einen oder anderen Form begegnet sind, ist es gut, wenn man weiß, worauf man achten sollte. Das bringt bestimmt nicht jede Illusion des Alltages zu Fall, aber man hat bedeutend mehr Erfolg sie zu durchschauen, als wenn man die "typischen" Fallen nicht erkennt.


4 5 Sterne


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