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Gleich Stern und Ewigkeit
Lebt er in Höhn jetzt,
die das Leben flieht,
Mitleidig selbst dem Neid -
Und hoch flog,
wer ihn auch nur schweben sieht.

Friedrich Nietzsche


Ein ungewöhnliches und kraftvolles Nietzsche-Porträt für Kenner.
Eine brillante Einführung für solche, die es werden wollen.

 

Nietzsche 

Originaltitel: Nietzsche. Se créer liberté
Autor: Michel Onfray
Übersetzer: Stephanie Singh
Illustration: Maximilien Le Roy
Verlag: Knaus
Erschienen: August 2011
ISBN: 78-3-8135-0430-9
Seitenzahl: 128 Seiten
Altersgruppe: ab 16 Jahren (Empfehlung der Rezensentin)

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Die Grundidee der Handlung
Die Graphic Novel begleitet Nietzsche von der Geburt über seine verschiedenen Lebensstationen bis hin zu seinem Tod mit 55 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung und einem Schlaganfall. Punkte seines Lebens werden hervorgehoben, wie die Beziehung zu seiner Schwester und Mutter, die zerbrechende Freundschaft zu Wagner und die Bewunderung der Musik von Bizet, die Auseinandersetzung mit den Werken von Schopenhauer, die berühmte Szene mit Lou von Salomé und Paul Rée, bis hin zu seinem Tod. Auch auf Elisabeth Förster-Nietzsches - seine Schwester - Verfälschungen seiner Werke hin zum Antisemitismus wird eingegangen.

Das Leben Nietzsches ist nicht einfach zu verstehen. Vor allem Nichtkenner des Philosophen und seiner Werke können hier leicht überfordert werden. Zwar findet sich im Anhang eine knappe Vita, die aber nicht besonders aufschlussreich ist. Kenner von Nietzsche besitzen hiermit aber eine gute Gelegenheit, auf knappem Raum die wichtigsten Stationen seines Lebens Revue passieren zu lassen.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Die beiden Schöpfer des Werkes haben sich ein ehrgeiziges Ziel vorgenommen. Während Onfray die Bearbeitung des Textes übernommen hat, steuert Le Roy die Zeichnungen bei. Der Text in den Sprechblasen und den beschreibenden Texten, die Hinweise auf das Jahr und den Ort geben, ist in einer ungewöhnlichen Schrift gehalten, an die man sich als Leser erstmal gewöhnen muss. Ausschnitte aus Nietzsches Büchern sind in einer dickeren Schreibschrift geschrieben, was sie deutlich erkennbar macht.

Die Zeichnungen kommen sehr oft komplett ohne Schrift aus. Dabei gibt es oft Bilder, auf denen Nietzsche alleine im Bett liegt oder eine Art grausame Träume hat, die sich durch knallige Farben oder komplettes Weiß - nur er selbst wird durch Farbe hervorgehoben - auszeichnen. Vergleicht man seine Biografie damit, wird klar, dass diese Episoden seine immer häufiger auftretenden Migräneanfälle zeigen.

Die Länder, die Nietzsche bereist, werden durch großformatige Zeichnungen unterstrichen. Die durchwegs benutzte Kohlezeichnung zeigt bei genauerer Betrachtung viele Einzelheiten, die bei der durch den Computer vorgenommenen Kolorierung leider an Detailgenauigkeit verliert. Die Flächen wurden sehr großzügig gefüllt, so dass die Panels sehr gleichförmig wirken.

Die Figuren sind erstaunlich genau an Fotografien der damaligen Zeit angelehnt. Nietzsches stechende Augen, die in der Graphic Novel schwarz dargestellt sind und nicht einmal einen Funken weiß in der Pupille erkennen lassen, fangen den Denker in ihm ein. Die Detailgenauigkeit lässt sich vor allem an einem ganzseitigen Bild erkennen, das Nietzsche, Lou und Paul zeigt. Lou kniet hinter den beiden auf einem Wagen und hält eine Peitsche. Kennt man das Originalbild, sieht man sofort die Genauigkeit des Zeichners. Leider ist es etwas schwerer, die anderen Figuren zu identifizieren, kennt man nicht das Aussehen von Nietzsches Zeitgenossen.

Die Panels sind klar voneinander getrennt, zeigen aber, dass die Farbe mitunter als Abgrenzung der einzelnen Bilder genutzt wird, während die Zeichnungen selbst keinen eindeutigen Rahmen erhalten. Die Graphic Novel kommt komplett ohne Geräuschworte aus.


Aufmachung des Comics
Das Cover des DIN A4 großen Hardcoverbandes zeigt Nietzsche auf einer Brücke bei Nizza. Im Anschluss an die Handlung gibt es eine Kurzvita Nietzsches, die Interessierte allerdings mit anderen Quellen abgleichen sollten. Eine knappe Vorstellung des Autors und des Zeichners runden den Band ab. Auf der Rückseite ist die immer wiederkehrende Darstellung eines Adlers über dem Ausschnitt aus Nietzsches Werk zu sehen. Der Hintergrund ist komplett in Gelb gehalten.


Fazit
Für Neulinge bezüglich Nietzsches Werk ist die Graphic Novel weniger geeignet. Aber für Kenner oder für Einsteiger, die sich beim Lesen schon mit der Biografie des Philosophen beschäftigen, ist es eine interessante Lektüre, die den Mensch hinter dem Werk ein wenig greifbarer macht.


3 5 Sterne


Hinweise
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