Die auf drei Bände ausgelegte Reihe »Fotografieren lernen« vermittelt dem Fotografiestudenten und interessierten Amateurfotografen sowohl das nötige technische und gestalterische Fachwissen als auch das Verständnis für die großen Zusammenhänge in der Fotografie. Dabei kann sowohl der fotografische Neuling als auch der fortgeschrittene Fotograf die didaktisch nachvollziehbar erklärten und aussagekräftig illustrierten Ausführungen gewinnbringend zum Selbststudium und Nachschlagen einsetzen.
Der vorliegende zweite Band widmet sich den Themen Bildgestaltung und Bildsprache. Die Autoren zeigen Ihnen, welche Bildgestaltungsmittel es gibt und welche Wirkungen Sie damit jeweils erzielen. Dabei erklären sie fundiert die Wirkzusammenhänge, ohne starre Regeln aufzustellen. Sie lernen, mit welcher Technik Sie Ihr Bild gestalten können und schärfen gleichzeitig Ihr fotografisches Auge. Dieses Wissen hilft Ihnen, die Aussage Ihres Motivs gezielt zu unterstützen, Ihren eigenen fotografischen Stil zu entwickeln und eigene oder fremde Fotos kompetent zu analysieren.
Die ästhetisch ansprechenden Beispielfotos und Infografiken illustrieren das Geschriebene nicht nur, sondern machen die Lektüre zu einem visuellen Vergnügen und inspirieren zum Nachahmen. Die lockere sprachliche Form motiviert den Leser und erleichtert das Verständnis.
Aus dem Inhalt:
- Bildwahrnehmung
- Komposition und Bildgrafik
- Lichtführung
- Farben und ihre Wirkung
- Schärfe, Unschärfe und Bewegung
- Zusammenspiel der Gestaltungsmittel
- Bildanalyse und -bewertung
Der erste Band der Reihe, »Die technischen Grundlagen«, ist bereits erschienen. Der noch folgende Band 3 wird die Themen Nachbearbeitung, Bildverwaltung und Präsentation behandeln.
Autor: Cora und Georg Banek |
Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
„Die Tatsache, dass eine (im konventionellen Sinn) technisch fehlerhafte Fotografie gefühlsmäßig wirksamer sein kann als ein technisch fehlerloses Bild, wird auf jene schockierend wirken, die naiv genug sind, zu glauben, dass technische Perfektion den wahren Wert eines Fotos ausmacht.“ (S. 176) Dieses Zitat des amerikanischen Fotografen Andreas Feiniger zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch. Vordergründig ist nicht eine teure Fotoausrüstung wichtig, sondern das von Feiniger erwähnte „gefühlsmäßig“ überzeugende Bild.
Naturgemäß ist ‚Gefühl‘ ein abstrakter Begriff; Emotionen in Worte zu packen ist schlicht unmöglich und auch nicht der Ehrgeiz des Autorenduos. Ihre Intention ist es, Gefühle durch Bilder zu entfachen. Demzufolge haben sie in ihrem umfangreichen Fotoband mithilfe der Gestalt- und Wahrnehmungspsychologie genauestens untersucht, wie Formen, Farben, Strukturen, Lichtführung, Perspektiven und weitere Gestaltungsmöglichkeiten auf den Betrachter wirken und ihr Wissen leicht nachvollziehbar für den ambitionierten Hobbyfotografen aufbereitet.
Zunächst sollte sich der Fotograf vergegenwärtigen, welche Bildaussage er mit seinem Foto erreichen möchte. Soll es eine Reportage werden oder ist der Fotograf eher künstlerisch ambitioniert? Bei den die Wirklichkeit abbildenden Reportagefotos sollte dem Fotografen dennoch daran gelegen sein, Emotionen zu wecken. Aspekte wie Linienführung, die dem Bild eine gewisse Dynamik verleihen oder der Einsatz des Lichtes, um Dramatik zu erzeugen, werden ebenso ausführlich erläutert, wie die Anordnung der Bildelemente oder die Symmetrie bzw. die Asymmetrie von Bedeutung ist. Ebenso ausführlich beschreibt und illustriert das Autorenpaar anhand zahlreicher Fotos die Bildwirkung in Bezug auf Schärfe und Unschärfe oder das Einbeziehen bzw. der Verzicht von Details.
Bei künstlerisch ambitionierten Fotos ist der Spielraum der Abbildungswirkung deutlich größer, umso mehr sollte der Fotograf die Effektivität der Gestaltungsmittel beherrschen.
Das bedeutendste Kapitel ist der Farbwirkung gewidmet. Wie kein weiteres Bildelement spricht die Farbe unmittelbar den Betrachter an. In erster Linie hängt es von der Farbkomposition ab, welche Gefühle ein Bild auslöst. Sie bewirkt, ob wir ein Bild als schrill und grell empfinden, als sanft, warm oder kalt, als unaufdringlich oder einfach nur blass. Selbst ein erotisches Bild kann durch eine schlechte Farbgebung einen abstoßenden Eindruck hinterlassen. Anhand einer Vielzahl von Beispielfotos und einer ausführlichen Beschreibung der Wirkung der Farben und Farbmischungen wird deutlich, wovon Cora und Georg Banek sprechen.
Das letzte Kapitel Bildanalyse und –bewertung rundet das gelungene Buch ab. Auch hier gilt, das Auge schulen, in dem man tausende Fotos betrachtet und analysiert, warum man das eine als gelungen betrachtet und das andere als misslungen. Ebenso schult man seinen Blick, in dem man selbst fotografiert, unzählige Fotos in verschiedenen Farben, Formen, Kompositionen ausprobiert und im Anschluss selbst kritisch analysiert. Nur wer die Fehler kennt, kann sie beim nächsten Bild vermeiden.
Aufmachung des Buches
Die Gestaltung des Hardcover Buches lässt sofort erkennen, worauf es in diesem Buch ankommt. Natürlich kommt ein Fachbuch über Fotografie nicht ohne Fotos aus, die in diesem Band, neben einigen Zeichnungen, reichlich vorhanden sind. Die Bilder sind erfreulicherweise nicht mit Brennweite, Zeit und Blende untertitelt, sodass sich der Leser ausschließlich auf die Bildaussage konzentrieren kann. Ein überschaubares Inhaltsverzeichnis und ein ausführlicher Index runden neben der Angabe von weiterführenden Internetlinks das Werk gelungen ab.
Fazit
Cora und Georg Banek haben sich in ihren Jahren als Profifotografen einen enormen Wissens- und Erfahrungsschatz zugelegt, den sie in diesem Buch unter Beweis stellen. Nicht die Technik ist das auschlaggebende Argument für ein gelungenes Bild, sondern die Vision des Fotografen, die Berücksichtigung eines oder mehrerer der vielschichtigen Gestaltungsmittel, die diesem Buch zugrunde liegen, und, zu guter Letzt, den Rat der beiden Profis beherzigen, dass weder das Befolgen noch Brechen irgendwelcher Regeln zu einem gelungenen oder misslungenen Bild beitragen.
Hinweise
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Backlist:
Band 1: Die technischen Grundlagen - Kameras, Objektive und Zubehör