Welch eine Hitze! Die sommerlichen Temperaturen in Pineta, dem kleinen Küstenstädtchen in der Toskana, sind eigentlich nur an einem Ort zu ertragen – in Massimos Café BarLume. Und hier sitzen sie denn auch, die vier alten Männer, und vertreiben sich die Zeit. Mit Espresso, Sambuca, Kartenspiel und Dorfklatsch. Was haben sie nicht alles zu besprechen! Als ganz in der Nähe der Bar ein junges Mädchen ermordet aufgefunden wird, sind die Alten allerdings sprachlos. Aber nur ganz kurz …
Originaltitel: La briscola in cinque |
Die Grundidee der Handlung
Massimo ist Barista in der beschaulichen Küstenstadt Pineta. Seine vier Alten, quasi sein Inventar, sitzen tagein und tagaus in der kühlen Bar und sinnieren übers Leben, tratschen oder spielen Briscola. Abwechslung kommt erst, als in der Nachbarschaft eine tote junge Frau gefunden wird, natürlich von Massimo. Endlich gibt es was Wichtiges zu besprechen. Die Polizei findet schnell einen Schuldigen, den Freund des Mädchens. Aber Massimo und seine Rentnergang glauben nicht an die Schuld des Jungen, zu viel spricht dagegen. Und da Massimo als Barista eine Vertrauensperson ist, kommen plötzlich alle möglichen Leute auf ihn zu und versorgen ihn mit Hinweisen. Selbst der Commissario nutzt die Quellen des Barista und lässt sich von ihm beraten. So scheint es auch niemanden zu verwundern, dass Massimo dem Täter gefährlich nahe kommt.
Stil und Sprache
Italienische Krimis gibt es ja bereits zuhauf. Viele, in denen charismatische Commissari ermitteln, ähneln sich und unterscheiden sich häufig nur durch den Ort, an dem sie spielen. Der Autor Marco Malvaldi geht mit seinem Debütroman einen ganz anderen Weg. Er lässt zwar die Polizei ermitteln, zeigt den Fall und dessen Lösung aber aus der Perspektive eines in der Bevölkerung angesehenen Barista. Dieser in seinem Reich, der Bar, durchaus mächtige Mensch, entscheidet er doch wer und was dieser jemand bekommt, steht quasi der Schaltzentrale allen Klatsches und Tratsches vor. Man kann sich das durchaus wie im eigenen Urlaub vorstellen, wo man in einen kleinen, beschaulichen Ort kommt und als erstes als Mittelpunkt von allem die Bar sieht, vor der eine Gruppe, meistens vier, denn nur so lässt es sich ordentlich Karten spielen, alte Herren sitzen und jeden und alles beobachten. Man wird gerne und freundlich empfangen, meistens aber nur, um hinterher neue Geschichten erzählen zu können.
Der Autor erzählt nun seinen Krimi aus der Sicht des Barista Massimo, der ein Meister des Beobachtens ist und deswegen mehr sieht als alle anderen, vor allem aber als die Polizei. Sein Tagesablauf besteht deswegen auch aus Informationen sammeln und bei der Polizei vorgeladen zu werden, um diese preiszugeben. Durch stimmungsvolle Beschreibungen seiner Szenen und Orte erzeugt Malvaldi eine sommerlich schwüle Urlaubsatmosphäre, die den Leser sofort an Italien, den Strand, Cappuccino und schöne Frauen denken lässt. Der Krimi kann zwar nicht mit übermäßiger Spannung aufwarten, aber in Sachen Stimmung und Witz ist das Buch nicht zu schlagen.
Figuren
Der Krimi lebt von seiner authentischen Atmosphäre und den überzeugenden Charakteren, allen voran natürlich Massimo, der Barista. Massimo ist ein Lebensphilosoph. Er ruht in sich selbst, ist mit sich und seinem Leben durchaus zufrieden und liebt es, seinen Stand in der Gesellschaft auszunutzen. Wären da nicht seine vier Rentner, die ihn den lieben langen Tag auf Trab halten und ihn nicht selten nerven und zur Weißglut bringen.
Mit dabei seine Bedienung, die schöne Tiziana, die mit ihren Reizen nicht gerade geizt und quasi als Lichtblick im von alten Männern beherrschten Baralltag gilt. Massimo kommt durch seine zentrale Stellung in der Bar an viele Informationen und verteilt diese gerne und bereitwillig in der Bevölkerung. So wundert es dann auch nicht, dass Massimo schneller ermittelt als die Polizei selbst, und das, obwohl er es eigentlich gar nicht will.
Fusco, der ermittelnde Commissario, ist natürlich nicht besonders erfreut darüber, dass einer wie Massimo ihm ständig in die Quere kommt und auch noch mehr erfährt als er selbst. Im Gegensatz zu Massimo ist er ein eher mürrischer ungehobelter Klotz, der in der Bevölkerung nur wenig Ansehen genießt.
Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch liegt aufgrund der wenigen Seiten sehr gut in der Hand und macht auch optisch einiges her. Das Cover ist im mediterranen Stil gehalten und zeigt eine blaue Vespa, einen Olivenzweig sowie den Kronkorken eines italienischen Bieres.
Fazit
Ein erfrischend anderer Krimi, der neben traumhaftem Urlaubsfeeling mit viel Witz aufwarten kann. Ein perfekter Einstand, weiter so.
Hinweise
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