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Kategorie: Krimis

Die Kultkommissare Wallner und Kreuthner ermitteln wieder

Als Polizeiobermeister Kreuthner von seinem Spezl Kilian Raubert zu einer Wettfahrt herausgefordert wird, lässt er sich nicht lumpen. Mit 150 km/h rauschen sie den Achenpass runter Richtung Tegernsee. Bei einem halsbrecherischen Überholmanöver fegt Kreuthner fast ein entgegenkommendes Auto von der Straße – am Steuer ausgerechnet sein Chef, Kommissar Wallner. Kreuthner versucht, das Autorennen als dienstliche Aktion zu tarnen, und führt spontan eine Straßenkontrolle durch. Dabei bietet sich den Polizisten ein schockierendes Bild: Im Laderaum von Rauberts LKW kniet eine Tote, das Gesicht zu einer grotesken Fratze verzerrt …

 

Karwoche 

Autor: Andreas Föhr
Verlag: Knaur
Erschienen: 11/2011
ISBN: 978-3426652527
Seitenzahl: 400 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der Leichenfund aus dem Klappentext ist nur der Anfang, Kommissar Wallner, der eigentlich auf dem Weg in den Urlaub war, bleibt vor Ort und ermittelt inoffiziell. Die tote Frau wird schnell identifiziert und man findet eine etwas ungewöhnliche Verbindung zu einer ortsansässigen Schauspielerfamilie. Deren Tochter kam am Weihnachtsmorgen unter fragwürdigen Umständen ums Leben, der mutmaßliche Täter hat sich gestellt und wurde verurteilt. Doch war wirklich er es, der das Mädchen erschoss? Und steckt womöglich mehr dahinter als ein Unfall?

Der nunmehr dritte Fall für Kommissar Wallner ist reichlich verzwickt und bleibt undurchsichtig bis zum Schluss. Dieses Mal hat Polizeiobermeister Kreuthner viel zu tun, verzapft eine Menge Unsinn, ist aber dann doch nicht ganz unbeteiligt an der Auflösung des Falles. Allerdings hat mir der letzte Fall für die beiden unfreiwilligen Partner noch einen Tick besser gefallen.


Stil und Sprache
Nach einem kurzen Prolog, in dem ein junges Mädchen erschossen in einer Scheune aufgefunden wird, geht es direkt los mit Kreuthners Wagenrennen, das den Leser ja letztendlich auf die Spur der Leiche bringt. Wer den zweiten Teil (Schafkopf) kennt, erinnert sich sicher, dass es dort auch der etwas leger arbeitende Polizeiobermeister war, der damals die Leiche fand. Und auch dieses Mal hat er es seiner unnachahmlichen Art zu verdanken, dass er in diesen Fall hineingerät. Er hat also ebenso seine Erzählparts inne wie Kommissar Wallner und einige andere Beteiligte. So entsteht von Anfang an eine gute Grundspannung, wechselnde Schauplätze und zeitliche Sprünge in die Vergangenheit halten sie hoch.

Leider hat sich der etwas spezielle Schreibstil des Autors etwas geglättet, weitaus mehr Dialoge als bisher prägen das Bild und ein großer Teil davon ist zudem in – für norddeutsche Augen schwer lesbaren – oberbayrischem Dialekt verfasst. Das ist dann manchmal schon recht anstrengend…

Alles in allem ist Andreas Föhr aber ein ansprechender, komplizierter Kriminalfall gelungen, der nie zu viel verrät und damit spannend bleibt bis zur letzten Seite.


Figuren
Wie schon erwähnt, übernimmt Polizeiobermeister Kreuthner – wenn auch ungefragt – einen großen Teil der Ermittlungsarbeit, oder zumindest das, was er dafür hält. Da er gern mal die eine oder andere Formalie zu umgehen versucht, sind seine Aktionen oft echte Himmelfahrtkommandos. Ob er nun einen Durchsuchungsbeschluss fälscht und aufgrund seiner eigenwilligen Rechtschreibung und Grammatik damit auffliegt oder einen Kollegen nach einer Leiche tauchen lässt und der dabei fast ertrinkt, für einen Schmunzler reicht es immer wieder. Ein echtes Original, dieser Kreuthner, und manchmal hat man fast ein bisschen Angst, dass es so Polizisten wie ihn tatsächlich geben könnte …

Clemens Wallner dagegen ist korrekt bis in die Haarspitzen, immer gut organisiert und clever. Das einzige, was er nicht im Griff hat, ist sein Großvater Manfred, der zwar mit ihm unter einem Dach lebt, aber ansonsten tut, was er will. Und auch das ist nicht immer in Wallners Sinne … man sieht schon, hier flitzen eine Menge krause Gestalten durch eine Serie, die ständig auf dem schmalen Grad zwischen ernsthaftem Krimi und Parodie balanciert. Sehr gekonnt!


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch mit Klappenbroschur zeigt auf dem Cover ein schmiedeeisernes Zierelement, womöglich an einem Kreuz, denn es ist ja Karwoche … Ansonsten kommt das Buch eher unauffällig daher und besteht nach einem kurzen Prolog aus vier Teilen (Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag und Ostersonntag) sowie aus einem Epilog, der die Ereignisse nach Aufklärung der Tat schildert.


Fazit
Kreuthner und Wallner lösen ihren dritten Fall wieder mehr oder weniger souverän, auf jeden Fall amüsant und spannend für alle, die mit ein bisschen oberbayrischem Dialekt zurechtkommen. Tolle Figuren und viel Lokalkolorit machen einen klasse Krimi!


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Der Prinzessinnenmörder
Band 2: Schafkopf