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Kategorie: Fantasy, Mystery, Vampire

Obwohl alles verloren schien, ist Sam zu Grace zurückgekehrt. Er hat den Wolf in sich besiegt und jetzt liegt ein ganzes Leben in seiner Menschengestalt vor ihm. Doch nun ist es Grace, deren Zukunft ungewiss erscheint. Sie, die sich ihrer menschlichen Haut immer so sicher war, hört nachts die Stimmen der Wölfe und weiß: Sie rufen nach ihr.

Wogegen Grace sich mit aller Macht wehrt, wäre Cole hochwillkommen. Cole wünscht sich nur eines: Vergessen. Vergessen, wer er ist. Vergessen, was er getan hat. Die Wolfshaut ist seine Zuflucht. Doch trotz der eisigen Kälte gelingt es ihm nicht, die Wolfsgestalt dauerhaft anzunehmen.

Als Coles Vergangenheit ihn einholt und sich immer mehr neugierige Augen auf die Wölfe richten, muss Sam zusehen, wie seine Welt zerbricht: Das Rudel schwebt in größter Gefahr und Grace hält nur noch die Liebe zu ihm in ihrem menschlichen Leben. Sam ahnt, dass der Wolf in ihr eines Tages siegen wird ...

 

Ruht das Licht 

Originaltitel: Linger
Autor: Maggie Stiefvater
Übersetzer: Jessika Komina und Sandra Knuffinke
Verlag: script5
Erschienen: 01.09.2011
ISBN: 978-3-8390-0118-9
Seitenzahl: 400 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
"Dies ist die Geschichte eines Jungen, der ein Wolf war, und eines Mädchens, das zu einem wurde." - Mit diesem Satz wird der zweite Band der Trilogie aus der Feder Maggie Stiefvaters eingeleitet und gibt nicht nur einen Anhaltspunkt, worauf das Ganze hinaus laufen wird, sondern lässt zugleich viel Spielraum für Spekulationen. Besonders gut gelungen ist, dass das Ende des Buches zu genau diesem Satz einen Bogen schlägt und die Geschichte nicht nur abrundet, sondern neugierig auf den abschließenden Band macht.

Ansonsten gibt es nicht viel mehr zum Inhalt zu sagen, als die Kurzbeschreibungen auf der Buchrückseite bereits preisgibt - zumindest, wenn man der Geschichte nicht zu viel vorweg nehmen möchte.


Stil und Sprache
Maggie Stiefvater lässt diesmal gleich vier ihrer Figuren die Geschichte erzählen: Sam, Grace, Cole und Isabel ermöglichen dem Leser einen umfassenden Einblick in das Geschehen, die gewählte erste Person erzeugt dabei eine eindringliche Nähe zu den Figuren und somit zur Geschichte. Trotzdem alle in der Ich-Form erzählen, kommt es - wenn überhaupt - nur selten zu Verwirrungen, wer gerade das Wort hat, denn einerseits ist der entsprechende Abschnitt mit dem jeweiligen Namen der Figur überschrieben, andererseits hat jede von ihnen ihre ganz eigene Art zu erzählen, die sie unverwechselbar macht. Mal feinsinnig, mal hart und direkt, mal nüchtern, mal liebevoll-besorgt - Gefühle spielen in diesem Buch eine besonders große Rolle. Die Szenen, in denen Sam sich in seiner Vergangenheit verliert, sind dermaßen eindringlich geschrieben, dass der Leser sich gemeinsam mit ihm kaum aus dieser Wirklichkeit in die Gegenwart freistrampeln kann.

"Der ganze Raum war dermaßen gelb, dass man das Gefühl hatte, die Sonne hätte einmal kräftig über die Wände gekotzt und sich danach an Vorhängen und Kommode den Mund abgewischt." (Seite 142)

Maggie Stiefvater bezaubert mit einem schönen, fließenden und stellenweise auch poetischen Schreibstil. Atmosphärisch dicht geschrieben, fängt sie die Szenen mit eingängigen Beschreibungen ein; gemischt mit den Gedanken der Figuren und der aktuellen Handlung ergibt sich so eine packende Geschichte, die den Leser auch dann nicht loslässt, wenn eigentlich nicht viel geschieht. Die Autorin versteht es, auch mit eher leisen Tönen Spannung zu erzeugen, spätestens das Ende des Buches treibt den Herzschlag des Lesers jedoch in die Höhe und lässt ihn begierig immer weiter blättern, nur um dann festzustellen, dass das Buch schon zu Ende ist.

"Ich wusste nicht, dass es so viele Arten des Abschieds gibt." (Seite 8)


Figuren
Die wichtigsten Figuren sind ganz klar die, aus deren Sicht auch erzählt wird. Sam hat nach wie vor Angst, dass er sich doch noch in einen Wolf verwandelt und er sein Leben und vor allem Grace für die Dauer eines Winters vergessen wird. Er liebt sie über alles, was - glücklicherweise - auf Gegenseitigkeit beruht. Grace ist ein wunderbarer Mensch, doch manchmal ein wenig zu sehr in sich gekehrt.

Cole ist einer der neuen Wölfe im Rudel und ein seltsamer Typ. Mal ist er kühl, abweisend und arrogant, dann wieder wirkt er fast schon sympathisch. Ein schwer einzuschätzender Typ, der sein eigenes - beachtliches - Päckchen zu tragen hat und in Wolfsgestalt das Vergessen sucht. Isabel ist Cole auf ihre Art sehr ähnlich und doch ganz anders. Sie ist ebenso schwer einzuschätzen. Mal ist sie ebenso kühl und distanziert, dann aber eine wahre Freundin, wenn man sie braucht. Gerade das ist es, was die Figuren von Maggie Stiefvater so interessant und authentisch macht. Sie wirken nicht wie in irgendeine Schablone gepresst, sondern gehen ihren eigenen Weg.


Aufmachung des Buches
Wunderschön! Das ist das erste, das einem zu diesem Buch einfällt, sobald man es in Händen hält. Der Verlag hat am Grundprinzip der Gestaltung des ersten Bandes festgehalten, passend zur Jahreszeit in der Geschichte wurde der Schutzumschlag des gebundenen Buches jedoch mit den gewählten Blautönen deutlich kühler gehalten. Verspielte Elemente wie der heulende Wolf, das Mädchen und das Herz - alles, ebenso wie der Titel, geprägt und hochglänzend hervorgehoben - verzaubern den Leser. Das Perlmutt-schimmernde Papier des Umschlags und das blaue Lesebändchen sind schließlich die i-Tüpfelchen der rundum überzeugenden Aufmachung dieses Buches.


Fazit
Maggie Stiefvater legt mit diesem Buch eine gelungene Fortsetzung vor, die den Leser tiefer in die Welt der Wölfe, in die Welt von Sam und Grace, hineinzieht. Ihr poetischer, bildreicher Schreibstil wird dabei der emotionalen Geschichte voll und ganz gerecht.


4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Nach dem Sommer