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Kategorie: Leser-Welt unterwegs

Literatur verbindet und überwindet Barrieren

Seit knapp drei Jahren bin ich nun Rezensent bei der Leser-Welt. Nun hatte ich erstmals die Gelegenheit, dem Großereignis für Bücherwürmer beizuwohnen: Der Frankfurter Buchmesse - und ich war neugierig, was mich dort erwartet. Ich bin Rollstuhlfahrer und da können Großveranstaltungen wie diese schon mal mit ungeahnten Hindernissen aufwarten.

Eines vorweg: Die Frankfurter Buchmesse ist gigantisch, überwältigend und phantastisch. Wer noch nie dort gewesen ist, sollte einmal hinfahren. Ich hatte mir zwei Tage Messebesuch eingeplant, schließlich wollte ich mich umfassend über Hörbuch-Neuerscheinungen informieren und hoffte auf ein paar ungewöhnliche Einblicke und Gespräche. Schließlich muss ja auch die passende Lektüre für den Weihnachtswunschzettel gefunden werden.

Die Anfahrt zum Messegelände habe ich mit dem öffentlichen Personennahverkehr gewagt - machbar, aber nicht unbedingt empfehlenswert. Ich war in einem Hotel in der Nähe des Flughafens untergekommen (Entfernung zum Messegelände ca. 5 Kilometer), der nächste S-Bahnhof ca. 10 Fußminuten entfernt. Mit der S-Bahn musste man am Frankfurter Hauptbahnhof umsteigen und dann von dort aus weiter zur Messe. Der Umstieg oder Einstieg am Hauptbahnhof gestaltete sich ausgesprochen schwierig, da der Zwischenraum zwischen Bahnsteigkante und Wageneinstieg so groß war, dass meiner Einschätzung nach selbst sehr sportliche und gut trainierte Rollstuhlfahrer lieber Hilfe haben sollten. Andererseits waren 9 Euro Parkgebühr ein gutes Argument sich helfen zu lassen. Ob es bei der Parkgebühr Ermäßigung gegeben hätte, konnte ich ohne Fahrzeug nicht ermitteln.
Das Messegelände selbst ist vollständig problemlos mit dem Rollstuhl befahrbar, mir sind jedenfalls keinerlei nennenswerten Unebenheiten oder „Stolperfallen“ aufgefallen. Allerdings braucht man entweder eine starke Batterie oder eine Helferkraft mit Kondition. Die Wege sind lang, sehr lang. Beim Eintrittspreis ist es so, dass die Person mit Behinderung den vollen Eintrittspreis zahlt, eine Begleitperson ist, bei entsprechendem Merkzeichen im Ausweis, frei.

Spannend waren noch die Laufbänder an manchen Hallenübergängen. Auch sie waren problemlos mit dem Rollstuhl nutzbar. Lediglich die Suche nach den Fahrstühlen konnte manchmal zum Abenteuer werden, die Kennzeichnung hier konnte man leicht übersehen. Aber das freundliche Messepersonal (oder auch Messebesucher) erwiesen sich als ausgesprochen hilfsbereit.

Positiv überrascht hat mich die Tatsache, dass ich unter all den Menschen an den verschiedenen Ständen nie übersehen worden bin. Ich wurde stets freundlich beraten und bedient. Die Leidenschaft zur Literatur verbindet eben doch stärker, als ein Rollstuhl trennt. Ich hatte viele interessante Gesprächspartner, die mir bereitwillig alle neugierigen Fragen beantworteten und das auch 0330 Halle 3 kleinnoch am Sonntagnachmittag, kurz vor Messeschluss - bei anderen Messen nicht unbedingt selbstverständlich. Doch nicht nur das gedruckte und das gesprochene Buch kamen in Frankfurt zu ihrem Recht, auch das „Book on Demand“ und das elektronische Buch waren prominent vertreten. Zwei Tage waren nicht genug, um die Messe in ihrer gesamten Vielfalt zu würdigen, aber es waren Tage voller Faszination, Staunen, Ansprache und Spaß. Ein Rollstuhl ist dort kein Hindernis! Ich würde mich freuen, wenn ich noch einmal zur Buchmesse könnte. Wer weiß, vielleicht fahre ich zum Vergleich 2012 einmal nach Leipzig, Frankfurt hat die Messlatte aber sehr hoch gelegt.