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Bis zu diesem Tag hatte Deryn noch keine Mechanisten-Stadt gesehen. Konstantinopel breitete sich unter ihnen aus und die Hügel waren nahtlos mit Bauwerken übersäht. Helle Steinpaläste und die Kuppeln von Moscheen drängten sich an moderne Gebäude. Durch die Luft schwirrten Doppeldecker und Gyrokopter, und kräftige fremdartige Gerüche wehten durch den Motorengestank heran und hingen so schwer in der Luft, dass Deryn sie geradezu auf der Zunge schmecken konnte.

Die geheime Mission der LEVIATHAN hat Alek und Deryn ins Osmanische Reich geführt. Aber bei der Ankunft in Konstantinopel überschlagen sich die Ereignisse und die Friedensmission der LEVIATHAN endet in einem Disaster. Schon bald sind Alek und Deryn auf der Flucht durch die engen, gefählichen Gassen der Mechanisten-Stadt ...

 

Behemoth 

Originaltitel: Behemoth
Autor: Scott Westerfeld
Übersetzer: Andreas Helweg
Verlag: CBJ
Erschienen: April 2011
ISBN: 978-3-570-13993-6
Seitenzahl: 507 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Nachdem Alek der Leviathan die Motoren ihres Läufers zur Verfügung gestellt hat, entkommt die Leviathan in letzter Minute von dem Gletscher in den Alpen. Alek, der rechtmäsige Thronerbe Österreichs, und seine treuen Anhänger werden seither an Bord respektiert, denn ohne sie wäre die Leviathan dem Untergang ausgeliefert gewesen. Auf direktem Weg fliegt man nun nach Konstantinopel, um dort hoffentlich noch rechtzeitig einzutreffen, um die die dringliche Friedensmission, wegen der sie unterwegs sind, noch erfüllen zu können. Doch als man in Konstantinopel eintrifft, ist die Sitution dort bereits sehr angespannt. Die Deutschen sind vor der Leviathan eingetroffen und haben sich bereits die Sympathie des Sultans gesichert. Dr. Barlow versucht zu retten, was zu retten ist ...


Stil und Sprache
Mit einprägsamen und leicht verständlichen Sätzen schildert Scott Westerfeld in der dritten Person eine Welt, die faszinierend und schillernd ist. Die Mechanisten-Stadt Konstantinopel, die auch im Buch von den Einwohneren Istanbul genannt wird, ist ungemein faszinerend. Ein Schmelztiegel der Kulturen und ein Potpurri an politischen Gruppierungen, von denen jede versucht, ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Eine dieser Gruppierungen, "Das Komitee für Einheit und Fortschritt", spielt eine wichtige Rolle in der Handlung. Durch die vielen Intessensverbände eröffnen sich Möglichkeiten zur Kooperation, wodurch wiederum eine deutlich komplexere Gesamtsituation entsteht. Politische Intrigen und Ränke und die Bedeutung der jeweiligen Handlungsmöglichkeiten werden sehr schön aufgezeigt. Westerfeld gelingt es ganz ausgezeichnet, die Bedeutung von Bündnissen oder neutalem Verhalten der jeweiligen Gruppierungen aufzueigen, ohne dass der Spannungsbogen abfällt oder das Ganze zu trocken wird. Es gibt keine langwierigen Dialoge, stattdessen lässt Westerfeld alles ganz beiläufig in die Handlung einfließen.

Die rasante Handlung spitzt sich von Seite zu Seite immer weiter zu, so das die Spannung stetig steigt. Die extrem bildhaften Schilderungen der faszinierenden mechanischen Errungenschaften tun ihr übriges, um den Leser immer tiefer in dieses großartige Szenario hineinzuziehen. Die Apparte der Osmanen sind überwiegend lebenden Tieren nachempfunden und zwar hinsichtlich ihres Aussehens ebenso wie in der Art ihr Funktionsweise. Dabei entstanden Maschinen mit einem bizarren Äusseren und zum Teil ebenso bizarren Funktionen. Vieles davon wurde von Keith Thompson in wunderschönen Illustrationen visualisiert, die sehr detailreich sind. 

Weiterhin vertieft Westerfeld auch die unterschiedlichen Sichtweisen der Mechanisten und Darwinisten. So ist Istanbul an vielen Stellen schmutzig und die stinken Abgase der Mechanistenapparte sind allgegenwärtig. Die Darwinisten hingegen veränderen die Natur auf so gezielte Art und Weise, dass dabei Lebewesen für jedwelige Bedürfnisse entstehen. Sie leben im Einklang mit der Natur, aber es ist zum Beispiel ein ,Tabu einer "Schöpfung" einen Namen zu geben, da man sonst eine Beziehung zu ihr aufbauen könnte und man aufhören würde sie ihrer Bestimmung gemäß zu gebrauchen. Als absolutes Naturvolk kann ich sie daher auch nicht bezeichnen. Sie achten das Leben zwar, haben es sich aber bedingungslos Untertan gemacht. Das ist gerade in einer Zeit, in der immer mehr Erfindungen die Natur zum Vorbild haben, ein reizvoller Gedankenansatz. Die Darwinisten kennen keinen Respekt vor dem Leben, sie veränderen es nach ihrem Gutdünken und doch ziehen sie die Natur der toten, kalten Mechanik vor. Was wäre wohl davon tatsächlich möglich, wenn man die modernen Gentechnik in keiner Weis mehr einschränken würde? Wäre es vielleicht tatsächlich besser, als auf Maschinen und Mechanik zu vertrauen, welche die Natur immer mehr zerstören?


Figuren
Die Handlung wird zwar immer noch schwerpunktmäsig aus der Sicht von Dylan alias Deryn und Alek erzählt. Doch aus dem anonymen Verfolger aus Band 1 wurde ein Feind, der auf vielerlei Art und Weise seine Ränke schmiedet. Auch trenne sich die Wege von Dylan und Alek für einige Zeit, so das jeder seine eigenen Wege beschreitet.

Die eh schon gut angelegten Figuren sind nun deutlich vielschichter und interessanter. Auch emotional spielt sich immer mehr ab, denn Dylan wird verstärkt klar, dass sie etwas für Alek empfindet und dies mehr als nur Freundschaft oder Sympathie ist. Der Leser wird in diese besonders schwierige Freundschaft sehr schön einbezogen, indem er immer wieder Einblick in Deryn´s Gedanken erhält. Sie hat es wirlich schwer, denn würde sie ihre Gefühle Alek gegenüber gestehen, würde sie riskieren, alles zu verlieren. Gleichzeitig merkt sie aber, dass es ihr immer schwerer fällt, ihre Gefühle für Alek auszublenden und zu ignorieren. Dieser innere Konflikt ist sehr gut dargestellt und kommt absolut glauhaft rüber. Das Ganze fliest ganz beiläufig in die Haupthandlung ein, so das es nicht aufgesetzt wirkt, oder dass man es als störend oder deplaziert empfindet.

Mit dem "Komitee" kommt eine weitere Gruppierung ins Spiel, und Nele, Lilit und Zaven sind eine echte Bereicherung. Auch die Deutschen sind nun nicht mehr so anonym, denn hier tauchen die ersten Namen auf. Allerdings bleiben sie erst einmal außen vor, denn noch spielen sie keine wichtigere Rolle.


Aufmachung des Buches
Behemoth ist der zweite Teil der Trilogie, die mit Leviathan ihren Anfang nahm. Die Trilogie hat leider keinen übergeordneten Namen, aber ein Blick auf das Cover räumt sofort jeden Zweifel aus, dass diese beiden Bücher zusammengehören. Die Serienzugehörigkeit ist klar ersichtlich und ein Blick auf den Rücken des Buches räumt den letzten Zweifel aus, denn auch dort geht eindeutig hervor, dass es sich um den zweiten Band handelt. Der Schutzumschlag ist wieder aufwändig geprägt und partiell mit Spotlack veredelt. Auch ohne Schutumschlag ist das solide gebundene Buch wieder ein echter Hingucker. Die dunkelgrünen, mit feinen Rippen versehenen Buchdeckel sehen sehr edel aus. Auf den Buchrücken wurde mit Kupferfolie der Titel des Romans aufgeprägt, was der Optik den letzten Schliff verleiht. 

Im Innern geht es dann weiter mit vielen sehr liebevoll gezeichneten Illustrationen, die - wie bereits beim ersten Band - von Keith Thompson stammen. Das Vorsatzpapier zeigt eine wundervolle farbige Zeichnung, die auch im Verlauf der Handlung eine Rolle spielt. Dass Einzige, was man vermisst ist ein Lesebändchen, doch auch ohne dieses Detail ist das Buch einfach wunderschön.


Fazit
Westerfeld ist es gelungen, eine komplexe Handlung aufzubauen, die im zweiten Band nun richtig Fahrt aufnimmt. Ich bin sehr gespannt auf den Abschlussband, der im Englischen bereits erschienen ist und den Titel Goliath trägt. Die leichten Schwächen des ersten Bandes sind Vergangenheit, denn die Figuren sind nun deutlich vielschichtiger und auch die Handlung ist bedeutend abwechslungsreicher.


5 Sterne


Hinweise
Rezension von Thomas Lang
Herzlichen Dank an den cbj-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Backlist:
Band 1: Leviathan - Die geheime Mission


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