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Kein Schäferstündchen für die Kommissarin

Ein Fluch scheint auf der Genueser Familie Pisu zu liegen: Ein Todesfall jagt den anderen, „natürlich“ ist keiner davon, und auf dem Grab findet sich jedes Mal ein Kranz mit den Initialen O.M. – ogu malu, der Böse Blick. Keiner der vorgeblichen Unfälle wird zur Anzeige gebracht, doch mit ihrem todsicheren Gespür für Scherereien hat Nelly Rosso bald auch diese dubiose Geschichte am Hacken, deren Wurzeln tief in die sardische Vergangenheit der Familie Pisu reichen.

 

Der Fluch_vom_Valle_della_Luna 

Originaltitel: Le uova del cuculo
Autor: Rosa Cerrato
Übersetzer: Verena von Koskull
Verlag: aufbau
Erschienen: 05/2011
ISBN: 978-3746627090
Seitenzahl: 432 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Nelly Rosso wird von ihrer Freundin Sandra um Hilfe gebeten: Ihr um sieben Ecken verwandter Onkel ist unter etwas merkwürdigen Umständen zu Tode gekommen, auch zuvor sind schon Familienmitglieder auf mysteriöse Weise gestorben, außerdem haben einige von ihnen vorher Drohbriefe erhalten. Als Nelly die Familie besucht, trifft sie auf ein regelrechtes Panoptikum an seltsamen Gestalten, jeder hat irgendeine Macke oder verhält sich eigenartig. Nelly beginnt zu graben und stößt auf immer mehr Ungereimtheiten, nach und nach deckt sie ein Familiengeheimnis auf, in das ein ganzes Dorf verstrickt zu sein scheint.

Der dritte Fall für Nelly Rosso entwickelt sich etwas langsam, viel Geplänkel baucht es und Nellys Privatleben funkt ihr dazwischen bei der Aufklärung des Falles. Die Idee dahinter ist gut, nur leider weiß man als aufmerksamer Krimileser viel zu früh, worauf alles hinausläuft.


Stil und Sprache
Rosa Cerrato hat ihren flotten, unkomplizierten Stil auch in diesem dritten Band der Reihe beibehalten: Sofort ist man wieder dabei in Genua, auf einer Höhe mit Nelly Rosso und ihrem komplizierten Leben. Ohne große Erklärungen geht es los, Nelly erzählt in der dritten Person und überwiegend in der Vergangenheit ausschließlich ihren Part der Geschichte. Lediglich in besonders wichtigen Szenen wechselt sie übergangslos in die Gegenwart und ist so dem Leser besonders nahe. Dabei sind diese Zeitenwechsel so geschickt eingeflochten, dass sie zunächst gar nicht auffallen und man erst bei genauerem Nachlesen merkt, was jetzt anders ist. Einige kleine Einschübe gibt es außerdem, in denen sich zwei Unbekannte über die Morde unterhalten.

Nelly bleibt dieses Mal nicht nur in Genua, sondern muss auch auf Sardinien ermitteln. Die Atmosphäre dieser besonderen Insel fängt die Autorin hervorragend ein, man würde am liebsten sofort dorthin fahren und mit Nelly auf Spurensuche gehen…leider muss auch Nelly wieder zurück nach Genua und dort ihren Fall beenden. Dieser Fall ist leider etwas zu durchsichtig, um bis zum Ende spannend zu sein, trotzdem kann man sich auf unterhaltsame Lesestunden freuen, denn zumindest Nellys Privatleben bleibt nicht nur ihr selbst ein Rätsel.


Figuren
Mit Nelly Rosso ist man als treuer Leser dieser Serie schon gut vertraut, die resolute Frau in den Vierzigern ist eine echte Sympathieträgerin und wächst auch Neu-Lesern sofort ans Herz. Früh verwitwet, ist ihr inzwischen zwanzigjähriger Sohn Maurizio nun auch ausgezogen, er studiert in Mailand und kommt nur noch sporadisch nach Genua. Nelly ist einsam, denn auch ihr Freund Carlo ist beruflich oft über Monate in der ganzen Welt unterwegs und so führen die beiden eine Fernbeziehung. Da passt es ganz gut, dass Nellys Vorgesetzter Tano ihr schon seit dem letzten Fall nachstellt, sie lässt sich auf eine Affäre mit ihm ein und hat fortan permanent ein schlechtes Gewissen. Man sieht schon, Nelly hat es nicht leicht im Leben…

Rosa Cerrato hat mit ihrer Protagonistin eine starke Figur geschaffen, die mühelos noch viele weitere Fälle tragen wird. So einige Ecken und Kanten tragen zu einer höchst lebendigen Erscheinung bei, ebenso wie alle anderen Figuren ist sie mit viel Liebe zum Detail ausgedacht. Tano bekommt seine eigene Geschichte ebenso wie Nellys Freundin Sandra, die zahlreichen Mitglieder der Familie Pisu haben genauso ein Eigenleben wie die sonstigen Randfiguren, hier ist niemand, der nach „Schema F“ konstruiert wurde, klasse!


Aufmachung des Buches
Das großformatige Taschenbuch ist im Stil der beiden Vorgänger aufgemacht und zeigt – dieses Mal auf blassrosa Hintergrund – wie zuvor einige typisch italienische Motive, darunter ein dreirädriges Fahrzeug, einen Fisch und ein Messer. Für einen Krimi recht ungewöhnlich, aber zur Geschichte passend. Innen gibt es keine großen Besonderheiten, das Buch ist in drei etwa gleich lange Teile untergliedert. Ganz zu Anfang kann man den Stammbaum der Familie Pisu sehen, sehr hilfreich!


Fazit
Nelly Rossos dritter Fall ist wieder einmal sehr persönlich, neben einer manchmal etwas zögerlich voranschreitenden Fallentwicklung wird viel Wert auf Nellys Privatleben gelegt. Dennoch ein Lesevergnügen für alle, die interessante Fälle mit viel italienischem Flair mögen.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Schnee an der Riviera
Band 2: Das böse Blut der Donna Luna

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