Smaller Default Larger

Allan Karlsson wird hundert Jahre alt. Eigentlich ein Grund zum Feier. Doch er steigt kurzerhand aus dem Fenster (im Erdgeschoss) und verschwindet (zum Bahnhof) – und schon bald steht das ganze Land wegen seiner Flucht auf dem Kopf.

 

alt 

Originaltitel: Hundraáringen som klev ut genom fönstret och försvann
Autor: Jonas Jonasson
Übersetzer: Wibke Kuhn
Verlag: carl´s books
Erschienen: 1. September 2011
ISBN: 978-3-570-58501-6
Seitenzahl: 413 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Nun, ein Hundertjähriger soll seinen hundertsten Geburtstag auch feiern, meint man. So aber nicht Allan Karlsson, der mit dieser Feier, die im Altenheim angesagt ist und zu der sogar der Stadtrat anwesend sein wird, so gar nichts am Hut hat. Kurzerhand entschließt er zu fliehen. Durch das Fenster, nur mit seinen Pisspantoffeln an den Beinen (zum Schuhe anziehen reicht die Zeit nicht mehr, weil Schwester Alice sicher schon hinter ihm her ist). Am Bahnhof kauft er sich ein Ticket, das ihn so weit weg bringen soll wie das Geld eben reicht das er bei sich hat.

Und dann geht´s auch schon los mit seinem Abenteuer – dem aktuellen und in Rückblenden mit den vergangenen. Ob nun seine Erlebnisse in der Gegenwart haarsträubender sind als die die er in seinem langen Leben mitmachen durfte, wird nun jeder Leser selbst entscheiden müssen.


Stil und Sprache
Differenziert, trocken, aber stets frisch und wunderbar humorvoll befördert Jonas Jonasson den Leser durch 100 Jahre Geschichte. Nein, nicht nur durch ein hundertjähriges Leben, sondern durch sämtliche weltweit prägenden politischen Ereignisse der vergangenen 100 Jahre. Der Autor fungiert als Erzähler und erweist sich als geschickter Führer nicht nur durch sämtliche wichtige politische Begebenheiten der Welt, sondern auch als Kenner unzähliger Staaten und deren Bevölkerung sowie deren Eigenheiten.

Es beginnt, wie man vermutet dass dieses Buch beginnen muss: Ein Hundertjähriger steigt aus dem Fenster und haut ab. Nur langsam - so scheint es - kommt Tempo in die Sache, aber ein Hundertjähriger ist eben kein Jungspund mehr und man muss ihm schon etwas Zeit lassen. Doch schönt langsam stellt der Autor Allan, so heißt der Hundertjährige, noch ein paar Freunde zur Seite, mit denen er dann in ziemlich flotten Tempo auf der Flucht vor Gut und Böse ist. Mit Gut meint man die Polizei, die Allan retten soll, ist man doch der Annahme, es könne sich nur um eine Entführung handeln, und mit Böse sind die Mitglieder der Gang „never again“ gemeint, die natürlich aus ganz anderen Gründen dem Alten hinterherstiefeln – und der eine oder andere durch einen dummen Zufall sein Leben lassen muss.

Und als wären all diese Ereignisse nicht schon genug, gibt es noch einen zweiten Erzählstrang, in dem der Leser Allans Leben in Rückblenden erzählt bekommt. Und diese Rückblenden bergen wahrlich Ungeheuerliches! So trifft er, ganz zufällig natürlich, in Spanien auf den Generalisimo Francisco Franco, infolge dessen auf den Präsidenten Harry Truman, auf die Verlobte Mao Tse-tungs, speist mit Lenin (bei dem er hochkannt rausfliegt, weil er den falschen Dichter zitiert) und so im Gefangenenlager von Wladiwostok landet, dass er letztendlich (und gar nicht absichtlich) in die Luft sprengt - immerhin ist Allan derjenige der maßgeblich an der Erfindung der Atombombe beteiligt war.
Dies alles ist so perfekt in Szene gesetzt, so fein säuberlich durchdacht, dass nicht ein einziges Mal der Verdacht aufkommt, alles sei völliger Humbug. Nicht die überragende Sprache oder der immens gehobene Erzählstil sind es, die dieses Buch zu einem erstklassigen machen, sondern die so raffinierte und intelligent gestrickte Geschichte, die diesen Roman zu so einem phänomenalen Leseerlebnis macht.


Figuren
Wie man wohl schon gemerkt hat, gibt es in diesem Buch jede Menge Figuren. Und was für welche! Da ist nicht nur Allan, der eigentliche Protagonist, denn er trifft auf seiner Flucht jede Menge skurriler Leute, die einem so im Vorbeigehen ans Herz wachsen. Selbst Kommissar Aronsson, der hinter Allan her ist und nicht mehr weiß, wo ihm der Kopf steht, wird einem ebenso sympathisch wie Herbert, der tumbe Bruder von – aber nein, das wäre jetzt zu viel verraten – oder die Elefantendame Sonja.

Es gibt ein ganzes Heer an Personen denen man begegnet, und alle stehen vor einem, als sehe man einen Film auf einer riesigen Leinwand - und man befindet sich mitten unter ihnen und begleitet Allan auf seinen münchhaus´schen Erlebnistouren. Real und greifbar sind alle Figuren, ob fiktiv oder aus der Geschichte entliehen, sie alle strahlen das aus, was sie sollen oder was sie waren. Und eines haben sie doch alle mit Allan gemeinsam: Sie lieben es, sich so viel Schnaps hinter die Binde zu gießen, das alle Probleme sich irgendwie von selbst lösen. Es kommt, wie es kommt, ist Allans Lebensmotto und aus der Ruhe lässt er sich auch nicht bringen, da es eben kommt, wie es kommt.

Die Figuren sind nicht einfach Figuren, sie sind die Menschen die wir kennen, sind die, wie sie lebten und durch was sie (oft leider) bekannt wurden und man käme nicht im Entferntesten auf den Gedanken, die eine oder andere Person infrage zu stellen. Oft wähnt man sich in einem Museum, in dem alle berühmten Politiker bzw. politisch eine wichtige Rolle spielende Figur der letzten hundert Jahre aufgefädelt und nach einander losgelassen werden, um ihnen kurzzeitig Auslauf zu gewähren, ihren Part in Allans Geschichte zu spielen und sie erst viel später doch wieder einzufangen.


Aufmachung des Buches
In diesem Fall ist das Buch als Ganzes ein gelungenes Werk. Das stilistisch wunderschöne Exemplar mag man gar nicht gerne einfach als „Taschenbuch“ bezeichnen, empfindet man dies hier direkt abwertend. Der feste, kartonierte Umschlag lässt sich an beiden Seiten ausklappen, sodass man das Covermotiv, einen Elefanten (wie passend, immerhin ist einer mit an Bord) als ganzes zu sehen ist.

29 Kapitel und der Epilog führen durch das Buch. Etwas enttäuscht ist man, dass außer ein paar Dankesworten an ein paar Lieben des Autors sonst kein Nachwort zu finden ist. Irgendwie hätte man gern mehr über den Mensch Jonas Jonasson erfahren, dem es so hervorragend zu gelingen vermag, den Leser in Bann zu ziehen.


Fazit
Dieses Buch hat es verdient, auf den Bestsellerlisten ganz oben zu rangieren. Intelligent geschrieben, äußerst klug durchdacht, humorvoll und einfach – wunderbar!
Egal welches Genre man als Leser ansonsten bevorzugt, dieses Werk sollte man einfach gelesen haben. Ein Buch wie ein großer Kinofilm, der mit mehreren Oscars ausgezeichnet wurde. Bildlich kraftvoll, farbenprächtig, intensiv und ins Innerste gehend: Einfach nur TOP!


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo