Mit der Harley auf Mörderjagd
Im Wald von Mechernich macht der Förster bei seinem Rundgang einen grausigen Fund: An einem Steindenkmal lehnt eine kopflose männliche Leiche. Der Eifeler Hauptkommissar Horst Fischbach von der neu eingerichteten Mordkommission Euskirchen und sein Kölner Kollege Welscher übernehmen die Ermittlungen. Dabei weht ihnen nicht nur die raue Luft der Eifel entgegen, sondern sie müssen auch in die tiefsten Abgründe menschlicher Verkommenheit blicken ...
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Originaltitel: Eifelbaron |
Die Grundidee der Handlung
„Eifelbaron“ ist der erste Eifel Krimi um das Ermittlerteam Horst Fischbach, genannt „Hotte“ und den gerade aus der Rheinmetropole Köln nach Euskirchen versetzten Jan Welscher. Das frisch gebackene Team hat es direkt mit einem undurchsichtigen Mordfall zu tun, bei dem scheinbar kein Motiv zu erkennen ist. Bei der vom Förster aufgefundenen und zudem übel zugerichteten Leiche handelt es sich um den insolventen Gartenzwerg-Hersteller Bruce Baron aus Kall. Dass dieser sowohl einen umtriebigen als auch leichtlebigen Lebenswandel führte, wird den Kommissaren schnell klar. Aber liegt darin schon der Schlüssel zu diesem Fall?
Mit seinem nunmehr vierten Kriminalroman gelingt Rudolf Jagusch wieder ein sehr überzeugender Plot, der mit Phantasie gestaltet ist und der für den Leser die eine oder andere Überraschung bereit hält, bis zu einem fulminanten Ende, das seinesgleichen sucht.
Stil und Sprache
Der Leser muss sich zunächst etwas gedulden, bis sich die Spannung des Krimis entfaltet. Dann aber nimmt das Buch rasant Fahrt auf und der Leser wird einigen blinden Fährten und falschen Verdächtigen folgen, bis die Kommissare Fischbach und Welscher diesen undurchsichtigen Fall am Ende lösen werden. Dabei gelingt es Jagusch, die Spannung bis zum Ende des Krimis zu halten.
Die sprachliche Ausgestaltung ist gewohnt stilsicher. Den Leser erwarten keine literarischen Leckerbissen, dafür aber eine sehr gut erzählte Story. Die Vergleiche und Beschreibungen des Autors sitzen und veranschaulichen sowohl die Charaktere seiner Figuren als auch die düstere Stimmung der Wintereifel. Wie auch in seinen vorangegangenen Kriminalromanen „Leichen-Sabbat“, „Nebelspur“ und „Todesquelle“ erweist sich der Autor als herrvorragender Stimmungsspezialist.
Der Humor kommt ebenfalls in diesem Krimi nicht zu kurz und macht „Eifelbaron“ zu einem angenehmen und kurzweiligen Lesevergnügen. So muss es „Hotte“ mit einer außergewöhnlichen Sozia auf seiner Harley aufnehmen und macht sich damit zum Gespött der ganzen Euskirchener Mordkommission oder hat an anderer Stelle besondere Begegnungen auf einem ganz privaten Örtchen.
Wie es sich für einen Regionalkrimi gehört, fängt der Autor die oft als verschroben geltenden Eifler mit ihrem derben Platt gekonnt ein und verleiht dem Buch den nötigen Lokalkolorit.
Figuren
Mit Hotte Fischbach und seinem Partner Jan Welscher ist Rudolf Jagusch ein überaus interessantes und vielseitiges Ermittlerteam gelungen, das entgegen seinem bisherigen Ermittler Stephan Tries im aktiven Polizeidienst steht. Dass er beiden Figuren recht konträre Persönlichkeiten verliehen hat, zeigt einmal mehr sein glückliches Händchen bei der Ausgestaltung der Figuren. Horst, oder „Hotte“ wie er von allen außer seiner Frau genannt wird, ist ein schon etwas in die Jahre gekommener Biker, der bei Wind und Wetter seiner Harley treu bleibt, ein Eifler Urgestein und herzlicher Brummbär, der von jedem geschätzt wird. Jan Welscher, ebenfalls ein „Eifler Jung“, fühlt sich dagegen wie ein Strafversetzter, da er Köln nur ungern den Rücken kehrt und keineswegs froh darüber ist, seinen Dienst in seiner alten Heimat aufnehmen zu müssen. Wie Rudolf Jagusch beschreibt, sollte Fischbach einen Partner bekommen, an dem er sich „reiben“ kann. Das ist ihm mit Jan Welscher vortrefflich gelungen: einem wirklich untypischen Kommissar, der sowohl Kaffee als auch Alkohol meidet und auch sonst für ein paar Überraschungen gut ist.
Neben seinen beiden Hauptfiguren, die dem Leser sehr schnell symphatisch und nahe sein werden, schafft der Autor es, mit Sorgfalt und Einfühlungsvermögen Nebenfiguren zu erfinden, die dem Leser ebenso lebendig in Erinnerung bleiben werden. Sei es Hottes fürsorgliche Gattin oder die nach Abenteuern suchende Sängerin Carola Poth oder der sich für aktive Sterbehilfe einsetzende Jörg Bauernfeind, der sich damit in der konservativen Ödnis der Eifel nicht nur Freunde macht.
Auch das übrige Ermittlerteam erscheint durch pfiffige, lebensnahe Dialoge plastisch vor dem Auge des Lesers.
Aufmachung des Buches
„Eifelbaron“ ist in der Reihe „Eifel Krimi“ des Kölner emons-Verlages als Taschenbuch erschienen. Die Gestaltung dieses Regionalkrimis, für die sich Tobias Doetsch verantwortlich zeichnet, ist wie beim emons-Verlag üblich, sehr ansprechend gestaltet. Auf dem Cover ist ein dick vermummter Motorradfahrer auf einem Feldweg abgebildet.
Fazit
Auch bei seinem ersten literarischen Ausflug in die Eifel beweist der im Vorgebirge lebende Autor Rudolf Jagusch ein sehr gutes Gespür für Figuren und Dramatik. Die Umgebung und Stimmungen werden wieder hervorragend in Szene gesetzt. Mit diesem spannenden Eifel-Debüt wird sich Rudolf Jagusch in die Herzen der „Mörderischen Eifel“ schreiben – da bin ich mir ganz sicher! Schon längst können sich seine routinierten Regionalkrimis mit den Großen des Genres messen!
Hinweise
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