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Kategorie: Ab 14 Jahre

Ob es jemals wieder so wird wie früher?

Täglich stellt sich Alex diese Frage. Denn seit der Mond aus seiner Umlaufbahn verschoben wurde, geht es im New Yorker Alltag ums nackte Überleben. In den Fenstern der Hochhäuser brennt kein Licht mehr; kaputte Autos verstopfen die Kreuzungen; Plünderer ziehen durch die Straßen auf der Suche nach den letzten Lebensmitteln. New York ist eine Insel der Armen geworden - wer konnte, hat die Stadt längst verlassen. Verzweifelt kümmert sich Alex um seine Schwestern Briana und Julie. Doch eine Frage wagt er nicht zu stellen: Was, wenn ihre Eltern nicht nur vermisst sind, sondern Schlimmeres passiert ist?

 

die_verlorenen_von_new_york 

Originaltitel: The Dead and the Gone
Autor: Susan Beth Pfeffer
Übersetzer: Annette von der Weppen
Verlag: Carlsen
Erschienen: 03/2011
ISBN: 978-3551582195
Seitenzahl: 352 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Das Grundszenario dieses zweiten Teils der Trilogie entspricht dem des ersten Bandes: Aufgrund eines Asteroideneinschlags auf dem Mond wurde dieser aus seiner Umlaufbahn verschoben und ist sehr viel näher an der Erde. Spielte der erste Teil noch in einer eher ländlichen Gegend, so wird die Grundidee nun aus einer anderen Perspektive beleuchtet, nämlich der des 17jährigen Alex, der mit seiner Familie in New York lebt. Wobei von seiner Familie gar nicht viel übrig geblieben ist, denn Alex‘ Vater kommt aus Puerto Rico nicht zurück, seine Mutter ist offenbar nie bei der Arbeit im Krankenhaus angekommen und Carlos, der große Bruder, ist bei der Army. So ist Alex auf sich selbst gestellt und muss sich außerdem um seine beiden jüngeren Schwestern kümmern.

Entgegen meiner Erwartung ist der zweite Band nicht nur ein fader Abklatsch von „Die Welt, wie wir sie kannten“, sondern erzählt eine eigenständige Geschichte, die allerdings nicht ganz so aufwühlend ist, da man ja die Grundidee schon kennt.


Stil und Sprache
Auch hier drängt sich natürlich der Vergleich mit dem ersten Teil der Trilogie auf und leider muss man sagen, dass die Umsetzung nicht ganz so gelungen ist. Statt der doch sehr emotionalen Tagebucheinträge von Miranda in Ich-Form schreibt Susan Beth Pfeffer hier zwar auch ausschließlich aus Alex’ Sicht, jedoch nimmt die Verwendung der dritten Person der Erzählung viel von der Nähe zum Protagonisten. Die Schilderung der Ereignisse wirkt dadurch stellenweise ziemlich kühl und berührt nicht immer. Kurz und knapp werden auch wichtige Entscheidungen oder große Wendepunkte dargestellt, hier wäre sicher mehr drin gewesen.

Ein Punkt, der mich schon im ersten Teil gestört hat, ist auch die fehlende Aktivität der handelnden Personen und die Konzentration auf einen winzigen Ausschnitt des Lebens in New York. Stattdessen werden die Kirche und der Glaube an Gott stark in den Mittelpunkt gerückt, was für einen Großteil der jugendlichen Leser sicher kaum nachvollziehbar ist und auf mich zumindest sehr befremdlich und „amerikanisch“ wirkt. Aufgrund eines klaren Schreibstils mit kurzen, nicht allzu komplizierten Sätzen lässt sich das Buch aber leicht und flüssig lesen und wird so trotzdem noch zum Pageturner.


Figuren
Alex ist siebzehn und muss von einem Tag auf den anderen vom sorglosen Teenager zum Familienoberhaupt werden. Das ist sicher eine harte Bürde und er meistert diese Aufgabe auch überwiegend gut, dennoch findet man als Leser immer wieder Brüche in seinem Charakter, die ihn letztendlich nicht hundertprozentig authentisch wirken lassen. Seine Naivität ist teilweise grenzenlos, sein Handeln in Bezug auf seine Schwestern nicht immer nachvollziehbar. Da fehlt es einfach ein bisschen an ausführlicheren Darstellungen: Der zutiefst gläubige Alex hat schon nach wenigen Tagen keinerlei Hemmungen, auf den Straßen liegende Leichen zu fleddern und seine Beute gegen Konservendosen einzutauschen. Eine innere Auseinandersetzung mit diesem Thema findet aber praktisch nicht statt, dafür wird manchmal mehrmals auf einer Seite gebetet.

Auch Alex‘ Schwestern fehlt es in der Zeichnung etwas an Tiefe, lediglich Julie bekommt etwas Leben, weil sie sich Alex regelmäßig widersetzt. Briana hingegen läuft nur am Rande mit und teilt sich das bisschen Platz mit einigen wenigen Nebenfiguren, die sich außerhalb von Alex’ Mikrokosmos befinden. Insgesamt wäre also auch hier mehr drin gewesen und ich hoffe auf Besserung im dritten Teil, wenn Alex und Miranda aufeinandertreffen.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch zeigt erneut einen riesigen grauen Mond auf dem Cover, dieses Mal vor der (noch) beleuchteten New Yorker Skyline. Diese sehr ansprechende Aufmachung wird durch ein Lesebändchen ergänzt und passt ausgesprochen gut zum Inhalt. Dieser ist nicht in Kapitel eingeteilt, vielmehr gibt es teilweise recht kurze Abschnitte, die mit dem Tagesdatum voneinander abgegrenzt sind.


Fazit
Einerseits ist „Die Verlorenen von New York“ eine Art Wiederholung, andererseits auch wieder nicht, da die Geschichte doch etwas anders abläuft als der erste Teil. Miranda als Protagonistin war mir näher als Alex, dennoch hat auch seine Story ihren Reiz. Zumindest schürt sie die Erwartung auf den Abschlussband …


3 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Die Welt wie wir sie kannten