Ein neuer Ermittler betritt die internationale Krimibühne: Leo Kara ist brillant, hartnäckig und schwer traumatisiert. Seit er seine Familie verloren hat, leidet er unter Verhaltensstörungen und Amnesie. Als ein Anschlag auf das UN-Hauptquartier verübt wird, sieht er sich nicht nur einer machtvollen Geheimorganisation gegenüber, sondern auch der eigenen schmerzhaften Geschichte.
Originaltitel: Kriittinen tiheys |
Die Grundidee der Handlung
Leo Kara, der sein Verhalten nicht immer in die richtigen Bahnen lenken kann, arbeitet, dank guter Kontakte, beim UNODC. Als sein bester Freund, auch Mitarbeiter dieser Organisation, getötet wird, schwört Kara, dass er den Schuldigen finden wird. Bald findet er sich in einem wahren Intrigenkonstrukt wieder. Schnell wird klar, dass man eigentlich niemandem trauen kann, sonst ist man rasch verloren. Je tiefer Kara in die Welt des Waffenhandels eintaucht und je mehr er aufdeckt, desto mehr Gefahren setzt er sich aus. Es scheint zur Gewohnheit zu werden, dass alle Menschen, mit denen er sich trifft, plötzlich tot sind und auch Leo selber gerät immer wieder in die Schusslinie. Er ist sich sicher, einer ganz heißen Sache auf der Spur zu sein und denkt gar nicht daran, klein beizugeben.
Der Autor stellt die Lage des Sudan, der eine sehr zentrale Rolle in diesem Fall spielt, sehr gut dar. Inwiefern dies der Wirklichkeit entspricht sei dahingestellt, es wirkt auf alle Fälle sehr authentisch. Auch wenn man glaubt, in Deutschland mit Waffenhandel nicht so schnell in Berührung zu kommen, kann man sich nie hundertprozentig sicher sein, was alles unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit geschieht. Daher ist es sicherlich wichtig, sich auch mit solchen Themen zu beschäftigen, und wenn es bloß in Form eines Kriminalromans ist.
Stil und Sprache
Der Autor schreibt aus der beobachtenden Perspektive, wodurch er dem Leser Gelegenheit gibt, die Gesamtsituation genau zu betrachten. Zu Beginn verläuft die Handlung etwas schleppend und man muss erst einmal hinein finden, doch mit der Zeit wird es immer flüssiger, so dass man voll ins Geschehen eintauchen kann. Der etwas zähe Anfang hängt sicherlich auch damit zusammen, dass erst einmal einige Beschreibungen, sowohl von Personen als auch von der Umgebung nötig sind, um überhaupt zu verstehen, worum es geht.
Zwangsläufig ergibt sich durch eben genannte Defizite, dass zu Anfang keine rechte Spannung aufkommen will. Doch nachdem der Knackpunkt überwunden ist, baut sie sich langsam, aber stetig auf. Erzähltempo und Spannungsaufbau sind gut aufeinander abgestimmt und ergänzen sich an den richtigen Stellen. Dadurch, dass es unheimlich viele Verstrickungen der handelnden Personen untereinander gibt, ist es wichtig, sich genau zu konzentrieren, um nicht doch etwas wichtiges zu verpassen. Doch kaum dass man glaubt, nun endlich den Durchblick zu haben, wird das ganze Geschehen wieder über den Haufen geworfen und ein neuer Stein ins Rollen gebracht. Aufmerksamkeit ist bei diesem Buch das A und O. Wer sich schnell ablenken lässt, läuft Gefahr, wichtige Details zu überlesen und das Puzzle überhaupt nicht mehr zusammenfügen zu können.
Figuren
Leo Kara hatte es nie einfach. 1989 verlor er seine Eltern und seine Schwester, doch er kann sich an das Ereignis nicht mehr erinnern. Es ist, als würde sein Gehirn sich dagegen sperren, die Erinnerungen zuzulassen. Doch nicht nur das macht ihm zu schaffen. Durch eine schwere Kopfverletzung kann er sein Verhalten nicht immer richtig steuern und reagiert schnell aufbrausend und aggressiv. Dass das am Arbeitsplatz nicht gut ankommt ist klar, doch durch eine gute Freundin gelangt er schließlich zum UNODC, worüber nicht alle erfreut sind. Der Tod seines besten Freundes wirft ihn einmal mehr aus der Bahn.
Kara ist der typische Einzelgänger. Er hat kaum soziale Kontakte und auch eine ernsthafte Beziehung steht für ihn gar nicht zur Diskussion. Aufgrund seiner Kopfverletzung und der daraus resultierenden, oft aggressiven Haltung wirkt er auf den ersten Blick nicht unbedingt sympathisch. Aber je mehr man über Leo und seine Vergangenheit erfährt, desto verbundener fühlt man sich ihm. Es ist nicht bloß Mitleid, sondern eine andere emotionale Nähe, die sich nicht richtig greifen lässt, aber spürbar vorhanden ist. Da „Schwarz“ erst der erste Band einer vierteiligen Reihe rund um Leo Kara ist, erfährt man bei weitem noch nicht alles über ihn, seine Vergangenheit und sein Umfeld. Man darf also gespannt sein, welche Offenbarungen in den Folgebänden noch auftauchen werden.
Auch die Nebencharaktere werden sehr gut dargestellt. Man weist sie sofort zwei verschiedenen Lagern zu, entweder ist eine Figur auf Anhieb sympathisch oder nicht, ein ungenaues Gefühl oder gar einen Wechsel der Seiten gibt es hier nicht. Es werden nicht immer seitenlange Beschreibungen der Personen gegeben, doch das ist auch gar nicht unbedingt nötig, das wichtigste erfährt man bereits aus ihren Handlungen und Erzählungen.
Aufmachung des Buches
Das Buch ist im Aufbau-Verlag im Taschenbuchformat erschienen. Der Hintergrund ist weiß und stellt bei genauerem Betrachten Schnee dar. Im oberen Bereich erkennt man eine Schere, zumindest einen Teil davon, die blutgetränkt ist und somit die Reinheit des Bildes verdirbt. Die Blutspur zieht sich an der linken Seite senkrecht über das Cover. Inwiefern das Titelbild eine Verbindung zum Inhalt herstellen soll, wird zwar nicht ganz klar, aber es erregt auf jeden Fall Aufmerksamkeit und sorgt für Neugier, zumindest bei eingefleischten Krimi-Fans.
Fazit
Taavi Soininvaara legt mit „Schwarz“ einen guten Auftakt zur Mundus-Novus-Serie, wie die vierteilige Reihe benannt wird, vor. Trotz schwierigem Anfang gelingt die Kurve zu spannender Unterhaltung, die neugierig auf die Folgebände macht.
Hinweise
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