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Mabel Clarence ist sich sicher: Noch vor ein paar Minuten lag in der Bibliothek des Herrenhauses eine tote kostümierte Frau - erdrosselt mit einem Strick. Doch nun ist sie verschwunden, ohne jede Spur. Und wo keine Leicht, da keine Ermittlungen.

Glauben schenkt der älteren Besucherin aus London nur ein kauziger Tierarzt. Also stellt Mabel in bester Miss-Marple-Manier eigene Nachforschungen an und versinkt immer tiefer im undurchsichtigen Sumpf der Vergangenheit - bis sie selbst in die Schusslinie des Mörders gerät ...

Very British - ein spannender Krimi in düster-idyllischem Cornwall-Ambiente.

 

Die_Tote_von_Higher_Barton 

Autor: Rebecca Michéle
Verlag: Goldfinch
Erschienen: September 2011
ISBN: 978-3-940258-14-4
Seitenzahl: 365 Seiten

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Die Grundidee der Handlung

Mabel Clarence reist zur Geburtstagsfeier ihrer Cousine von London nach Cornwall. Auf dem Weg bleibt ihr Wagen liegen und sie kommt erst in den Morgenstunden an. In der Bibliothek von Higher Barton, dem Anwesen ihrer Cousine Abigail Tremaine, stolpert sie über die Leiche einer jungen Frau, die offensichtlich erdrosselt wurde. Entsetzt ruft sie die Polizei. Als diese ankommt, ist die Leiche jedoch verschwunden.

Wild entschlossen begibt sich Mabel selbst auf die Suche nach Hintergrundinformationen und natürlich der Toten, denn wenn sie sie findet, müsste die Polizei ihr Glauben schenken. Doch niemand ist auf ihrer Seite: Abigail turtelt mit ihrem jungen Chauffeur herum, die Bewohner des nahe gelegenen Ortes Lower Barton interessieren sich nur für das anstehende Fest, bei dem ein Theaterstück aufgeführt werden soll, und die Angestellten in Higher Barton sind davon überzeugt, dass bei Mabel ein paar Schrauben locker sind. Aber so leicht gibt unsere Hobbydetektivin natürlich nicht auf!


Stil und Sprache
Beim Lesen merkt man, dass Rebecca Michéle Cornwall sehr liebt und auch die dortigen Verhältnisse sehr gut recherchiert hat. Wenn Mabel in einen Ort reist, werden die wichtigen Sehenswürdigkeiten erwähnt und auch besondere Rituale, wie bestimmte Gerichte, die man beim Tee zu sich nimmt, werden in die Handlung eingeflochten. Dadurch lernt man neben der interessanten Krimihandlung zugleich einiges über die Region Cornwalls, in der das Buch spielt.

Der Beginn der Geschichte schildert alles aus Sicht von Mabel, so dass der Leser sich daran gewöhnt, die Ereignisse aus ihrer Perspektive zu verfolgen. Doch mit Kapitel 10 (Seite 137) gibt es einen äußerst verwirrenden Bruch: Der letzte Satz des vorherigen Kapitels "Wenn [Mabel] gewusst hätte, was sich zur selben Zeit am anderen Ende von Lower Barton zutrug, wäre es mit der Ruhe nicht weit her gewesen." begibt sich auf einmal in die Position eines allwissenden Erzählers. Danach wechselt die Perspektive auf eines der Mitglieder der Theatergruppe. Auch später noch gibt es solche abrupten Wechsel, die den Leser im ersten Moment aus dem Lesefluss reißen.

Die Kriminalgeschichte erinnert stark an die ruhigen und beschaulichen Romane von Agatha Christie. Das Element einer Toten in einem Herrenhaus scheint direkt aus "Die Tote in der Bibliothek" zu stammen. Doch dann entwickelt Michéle einen eigenen Stil, denn Mabel geht weitaus resoluter zur Sache als es Miss Marple je tun würde. Die sich entwickelnden Freundschaften mit dem Tierarzt Victor Daniels und verschiedenen Mitgliedern der Theatergruppe werden nachvollziehbar beschrieben, wenn die Schilderungen auch ein wenig oberflächlich bleiben. Der Konflikt aus der Vergangenheit, der zusätzlich zwischen Mabel und ihrer Cousine besteht, eröffnet einen Nebenkriegsschauplatz, bei dem der Leser gespannt ist, weshalb die beiden Frauen sich nicht so gut verstehen. Je mehr Mabel erfährt, desto tiefere Abgründe tun sich im Leben der Bewohner von Lower Barton und dem Herrenhaus auf.

Irritierend sind die zwischendurch eingestreuten Rechtschreib- und Interpunktionsfehler, die den Lesefluss behindern. Für ein gedrucktes Werk sind es doch auffallend viele. Ein weiterer Störfaktor ist die Anrede des Chauffeurs Justin Parker: Zwischendurch wird er Justin genannt, während er im nächsten Satz als Parker bezeichnet wird.

Obwohl nicht besonders viel geschieht, besitzt Michéle einen eingängigen Schreibstil, der die Geschichte auf angenehme Art dahinfließen lässt. Es ist kein zutiefst fesselndes Buch, bei dem man Essen und Trinken vergisst, unterhält jedoch gut und macht neugierig auf mehr - am Ende wird angedeutet, dass es sich hierbei um den Auftaktband einer Reihe handelt.


Figuren
Miss Mabel Clarence ist eine unverheiratete ältere Dame, die durchsetzungsstark ist, was wohl auch in ihrer früheren Tätigkeit als Krankenschwester unterstützt wurde. Sie ist im Großen und Ganzen liebenswert, wächst dem Leser aber nicht wirklich ans Herz. Bisher ist sie eine interessante Protagonistin gewesen, allerdings steht die Lösung des Falles im Interesse des Lesers definitiv höher, als mehr über sie zu erfahren. Da es der erste Band ist, wird sich das in den weiteren Romanen hoffentlich legen.

Der Tierarzt Victor Daniels ist zu Beginn des Romans eine undurchsichtige Figur. Er ist sehr brummig und verschlossen, taut aber im Lauf der Handlung Mabel gegenüber ein wenig auf. Er verbirgt vor Mabel ein paar eigene Geheimnisse. Abigail Tremaine, Mabels Cousine, legt äußerst viel Wert auf ihr Aussehen. Durch ihre Beziehung zum weitaus jüngeren Justin Parker, der als ihr Chauffeur arbeitet, will sie ihre Jugend zurückholen. Hinter ihrer kühlen und oberflächlichen Fassade versteckt sich aber eine verunsicherte und ängstliche Frau.

Die restlichen Bewohner von Lower Barton erhalten individuelle Charakterzüge, so dass man sie jederzeit erkennen kann. Wie bereits erwähnt wachsen sie dem Leser weniger ans Herz, auch wenn man die Handlung neugierig verfolgt.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuches zeigt einen düsteren Himmel, unter dem ein Herrenhaus und ein See zu sehen sind. Die Bedeutungen werden nach der Lektüre klar, was sehr gut gelöst wurde. Der Titel sticht vor dem dunkeln Hintergrund sehr gut hervor. Die Rückseite zeigt mehr des düsteren Himmels. Die Handlung ist in 24 Kapitel unterteilt.


Fazit
Der Auftakt der Reihe um Mabel Clarence, die sich in Anlehnung an Miss Marple einen Kriminalfall auf die Fahnen schreibt, schwächelt in den Charakteren, unterhält aber dennoch gut genug, um sich auf den zweiten Teil zu freuen.


3 5 Sterne


Hinweise
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