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Kategorie: Ab 5 Jahre

Timmi ist ein junger Indianer, der auch schon davon gehört hat, dass ein Indianer keinen Schmerz kennt. Timmi will ein echter Indianer sein. Deshalb lässt er sich alle möglichen Ausreden einfallen, um sich bloß nicht weh zu tun. Keinem fällt auf, dass Timmi ein Schmerzverhinderungsspezialist ist. Doch dann bekommt er Zahnschmerzen...

Ein Buch für Eltern und Kinder, die Spaß an Büchern haben oder vor Medizinmänner- oder Arztbesuchen miteinander sprechen wollen.

 

Ein_Indianer_kennt_keinen_Schmerz 

Autor: Marie Hübner
Illustration: Marie Hübner
Verlag: Kinderbuchverlag Wolff
Erschienen: E. September 2011
ISBN: 978-3-938766-27-9
Seitenzahl: 32 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Schon auf der ersten Seite sinniert der kleine Indianer Timmi über die Widersprüchlichkeit des umgangssprachlichen Ausspruchs „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ und animiert die kleinen Leser bzw. Zuhörer mit rhetorisch gestellten Fragen zum Nachdenken. Denn Timmi verspürt sehr wohl Schmerz, obwohl er doch auch Indianer ist. So ist man also gespannt, ob er aufschlussreiche Antworten finden wird.
Als Timmi bei der einen oder anderen Mutprobe seiner Freunde mitmachen soll, kommt er in arge Bedrängnis, denn natürlich dürfen die anderen Jungs nichts von seiner übergroßen Angst vor Schmerzen merken. Dank seiner blühenden Fantasie ist er Meister im Mogeln und Erfinden von Ausreden, bis ihm das bei seinen Zahnschmerzen am nächsten Tag auch nicht mehr weiterhilft und ein Besuch beim Zahnmedizinmann unvermeidbar ist …

Vordergründig liest sich die Geschichte unterhaltsam, weil Timmis geniale Ausreden, die ihm so manches Mal aus der Bredouille helfen, einen zum Schmunzeln bringen, wobei die ernste Kehrseite der Grundidee ebenfalls subtil aufgegriffen wird. Denn nicht immer lassen sich Schmerzen umgehen, manchmal muss man sie – so schwer es auch fällt – tapfer aushalten. An Timmis Beispiel zeigt sich sogar, dass ein paar Tricks den Umgang mit Schmerzen erleichtern können. Nur das Wichtigste, nämlich eine direkte, offene Auseinandersetzung mit den eingangs aufgeworfenen Fragen vermisste ich in der Erzählung. Die Autorin schleicht um den eigentlichen Kern des Themas drum herum, als scheue sie eine Konfrontation oder wisse selbst keine klare Antwort.


Darstellung und Umsetzung der Bildgeschichte
In Bilderbüchern sehe ich es generell sehr gerne, wenn Illustratoren in der graphischen Umsetzung eigene, individuelle Wege verfolgen und damit einen gewissen künstlerischen Anspruch erkennen lassen. Marie Hübners Illustrationen gehen eigene Wege mit zum Teil ganz wunderbaren Ideen, nur sind sie mir an vielen Stellen zu eigenwillig und exzentrisch, um sie noch als wirklich gut durchgehen zu lassen.

Zwei gegensätzliche optische Darstellungsweisen begleiten die Vorlesegeschichte: Zum einen sind es ganz zarte, pastellige Zeichnungen auf weißem Untergrund, die mir an sich sehr gut gefallen und die mit der Erzählung hervorragend harmonisieren. Leider bilden sie nur zum Teil ab was vor sich geht, beim Rest ging Marie Hübner zu sehr die Fantasie durch, so dass ihre Bilder schön anzusehen sind, aber nur wenig mit der unmittelbaren Handlung zu tun haben. Im krassen Gegensatz dazu stehen die „dunklen“ Bilder als optische Assoziation zu „Schmerz“ und „Angst“, z.B. als Timmi in der Nacht mit Zahnschmerzen aufwacht oder die Szenen beim Zahnmedizinmann. Auf schwarzem Untergrund wurden hier weiße, manchmal mit ein wenig Schraffur aufgepeppte Umrisslinien aufgetragen, die nur vage das Abgebildete erkennen lassen. Abgesehen von der künstlerisch guten Idee, war mir der Gegensatz zwischen den zwei Zeichenstilen zu groß, um sie miteinander in Einklang zu bringen. Außerdem befürchte ich, die dunklen Bilder könnten abstoßend, wenn nicht gar furchteinflößend auf die Kinder wirken.


Aufmachung des Buches
Auf dem Cover sehen wir Hauptperson Timmi neben seinem Pferd stehen. Der skeptische Ausdruck im schief gezogenen Gesicht, die defensiv nach hinten verschränkten Arme und seine einwärts gedrehten Füße lassen sehr gut Timmis ängstlichen Charakter erkennen. Auch spiegelt sich Marie Hübners heller, pastelliger Zeichenstil sehr schön in der Illustration wider. Die pinkfarbene Einfassung mit weißem Logo am unteren Rand ist das Merkmal des Kinderbuchverlages Wolff, der alle seine Bücher auf gleiche Weise kennzeichnet.
Das Buch ist als gebundene Ausgabe mit matten, bunt bedruckten Umschlagdeckeln ohne Schutzumschlag im Querformat verlegt. Bindung und Papierqualität sind von guter Qualität. Im Format ist das Buch eher klein, ideal also für Kinderhände und schön handlich. Die Vor- und Nachsatzblätter sind ebenfalls bedruckt: vorne mit Reihen bunt bemalter Totempfählen und hinten mit Timmi in Begleitung seines Pferds. Daneben steht das Wort „ENDE“, wie im Abspann eines Films. 


Fazit
Das auf den ersten Blick sehr vielversprechende Bilderbuch mit einer lustigen und gleichzeitig nachdenklich stimmenden Vorlesegeschichte konnte mich in seiner schwächelnden Umsetzung letztlich doch nicht überzeugen. Meine Bewertung setzt sich aus 3 Sternen für die Erzählung und 2 Sternen für die graphische Gestaltung zusammen.

 
2 5 Sterne


Hinweise
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