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Kategorie: Fantasy, Mystery, Vampire

Wenn eine Nacht dein Leben verändert ...

Die unerschrockene Angie, eine aufstrebende PR-Assistentin, stellt auf eigene Faust Nachforschungen zum Tod ihrer Chefin an. Dazu besucht sie einen Nachtclub, in dem allerlei Anhänger der Gothic-Szene verkehren. Angie ist amüsiert – bis sie dem charismatischen Eric gegenübersteht, dem sie unerklärlicherweise sofort verfallen ist. Was sie nicht ahnt: Eric ist nicht kostümiert, er ist ein echter Vampir ...

 

Die_Sehnsucht_der_Unsterblichen 

Originaltitel: Once Bitten
Autor: Clare Willis
Übersetzer: Julia Paiva Nunes
Verlag: Heyne
Erschienen: 07/2011
ISBN: 978-3-453-77266-3
Seitenzahl: 393 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Für Angie ändert sich das Leben schlagartig, als ihre Vorgesetzte Lucy verschwindet und das ganze Büro tagelang nicht weiß, was los ist. Damit die Kunden der PR-Firma nichts merken, erhält Angie von ihrem Chef die Anweisung, Lucys Projekte zu betreuen; teilweise zusammen mit ihrer Kollegin Kimberley. Darunter auch das der Internetfirma Macabre Factor. Ein etwas skurriler Werbeetat, der Angie in einen Nachtclub der etwas anderen Art führt – düster, mysteriös und sehr geheimnisvoll. In diesem Nachtclub trifft sie auf Eric, einen faszinierenden und geheimnisvollen Mann, der ihr seine Sicht der Dinge zeigt und Gefühle in ihr weckt, die Angie so bis dahin noch nie erlebt hat. Angie könnte eigentlich die Zeit ihres Lebens haben, doch eine grausame Entdeckung, seltsame Geschehnisse und das Verschwinden eines weiteren Kollegen deuten alle daraufhin, dass ausgerechnet der Mann ihrer Träume der Grund für das spurlose Verschwinden ihrer Vorgesetzten sein soll – was Angie in eine prekäre Lage bringt.


Stil und Sprache
In diesem Fantasythriller erlebt der Leser aus der Ich-Perspektive der Protagonistin Angie Neid, Missgunst, Selbstzweifel (mangels Selbstvertrauen) und einen Zickenkrieg der besonders edlen Art auf einem ganz anderen Niveau.
Die Autorin hat die Handlung in Die Sehnsucht der Unsterblichen spannend, fesselnd, kurzweilig und voller überraschender Wendungen verfasst. Ein leicht ironischer Sprachstil kombiniert mit einer direkten Wortwahl lässt jeden Dialog, jede Szenenbeschreibung und die Gedanken und Überlegungen der Protagonistin zu einem herrlichen Gemisch aus Humor, Bissigkeit, Sarkasmus und Selbstironie werden, der für ein schnelles, fast schon rasantes Lesetempo sorgt. Vor allem die Szenen mit Eric habe ich ganz besonders genossen. Hier lag der Reiz für mich darin, dass die Autorin die Leidenschaft, die Angie mit Eric durchlebt, nicht direkt in Worte fasst, sondern der Leser diese durch die Ich-Perspektive von Angie erlebt – und bei Angie schaltet hier binnen weniger Sätze das Gehirn völlig aus. Es ist wie ein Strudel, in den sie gezogen wird (und mit ihr der Leser) und gegen den sie absolut machtlos ist. Dem Leser bietet das unheimlich viel Raum für die eigene Fantasie, was ich ungemein spannend und aufregend fand. Vor allem da Eric durch diese Leidenschaft in einen Gefühlskonflikt zu geraten scheint, was den Reiz noch zusätzlich erhöht. Ganz nebenbei lernt der Leser auf interessante Weise noch so manch Wissenswertes über die PR-Branche und deren Gepflogenheiten. Doch der Zickenkrieg, der zuerst mehr im Verborgenen, später dann ganz offen zelebriert wird, gibt dem Roman das gewisse Etwas – und dem Leser Unterhaltung par excellence.


Figuren
Hier treffen Charaktere aufeinander, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wenn auch nicht wirklich neu, wie Menschen – die mit dem sprichwörtlich goldenen Löffel im Mund geboren wurden – entweder in ihrem Beruf vor Selbstzweifel nur so strotzen oder meinen (weil sie absolut kein Selbstvertrauen haben), mit Geld und kompromittierenden Informationen alles und jeden manipulieren zu können, und so Karriere zu machen.
Die Protagonistin Angie stammt aus einer gutbürgerlichen, irischen Familie und ist der Ansicht keine Schönheit zu sein. Sie hätte gerne das elfengleiche Aussehen mit dem seidigen blonden Haar der Mutter geerbt – ist aber stattdessen mit dem roten Haar ihres Vaters und der damit verbundenen hellen Haut gesegnet. Sie hält nichts von Intrigen, Betrügereien oder Bürotechtelmechtel, nur um ihre Karriere voranzutreiben. Was aber nicht heißt, dass sich Angie alles bieten lässt. Sie agiert eher überlegt, folgt ihrem Bauchgefühl und eiskalte Berechnung ist ihr im Grunde fremd. Wird ihr aber der Kampf angesagt, so nimmt sie die Herausforderung ohne zu zögern an.
Ihre Kollegin und Mitbewohnerin Kimberley hingegen stammt aus reichem Hause, ist eine ausgesprochene Schönheit und beruflich wie privat stets auf ihren Vorteil bedacht. Sie nimmt sich, was und wen sie will, ohne Rücksicht auf Verluste oder Gefühle anderer und geht mit Daddys Geld sehr großzügig um. Trotzdem verbindet die beiden Frauen eine Freundschaft, die zeitweilig sogar richtig schwesterlich wird, z.B. wenn es um das Herrichten für eine Party bei Kimberleys Eltern geht.
Das Zusammenspiel dieser beiden Frauen, egal ob im Büro, im Nachtclub oder im gemeinsamen Appartment wurde von der Autorin brillant inszeniert und bietet dem Leser herrliche Unterhaltung.

Zwischen diesen beiden unterschiedlichen Frauen wirkt Eric wie ein absoluter Exot. Vergessen Sie die Vampire aus anderen Romanen – Eric entspricht diesem Typ in keinster Weise. Doch, er ist mysteriös und faszinierend, gar keine Frage, doch gleichzeitig macht auch seine Vergangenheit einen Großteil seiner Persönlichkeit aus – und diesen Charakter so zu einem absoluten Hingucker. Er ist hin- und hergerissen zwischen dem, was er für Angie fühlt, und dem, weswegen er in die Stadt gekommen ist. Er will beschützen, die Aufgabe erledigen und dabei möglichst unauffällig bleiben. Nun, nicht alles ist planbar, auch für einen Vampir nicht ...


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist nicht unbedingt auffällig, aber doch sehr ansprechend gestaltet. Auf dem Cover ist ein Paar in eindeutiger Pose zu sehen, welches vom Vollmond beschienen wird. Im unteren Coverteil ist eine schwarze Brücke, die von vielen dunklen Vögeln umflogen wird, abgebildet. Das Ganze wirkt mystisch, leicht erotisch und dennoch geschmackvoll. Auf der Buchrückseite bildet das Brückenmotiv den Hintergrund für eine Inhaltsangabe, nur das hier das Paar und der Mond fehlen. Dadurch wird das Auge des Lesers direkt auf die Inhaltsangabe gelenkt. Im Gesamten gesehen finde ich die optische Buchaufmachung sehr gelungen, auch wenn ich nicht ganz nachvollziehen kann, warum bei solchen Romanen immer dunkle Vögel Teil der Gestaltung sind.


Fazit
Ein absolut fesselnder Fantasythriller, der einen nicht mehr loslässt. Leicht düster angehaucht und voller unterschwelliger Erotik bietet er dem Leser kurzweiliges Lesevergnügen und – sofern das Buch gegen Abend begonnen wird – eine schlaflose Nacht. 


4 5 Sterne


Hinweise
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