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Eine junge Frau liegt halb verscharrt auf einem Hügel in Oslo. Auf den ersten Blick sieht es nach einem Ehrenmord aus – doch je mehr sich Henning Juul mit dem Fall beschäftigt, umso dichter wird das Netz aus Verrat, Intrigen und tödlicher Eifersucht ...


Sterblich 

Originaltitel: Skinndød
Autor: Thomas Enger
Übersetzer: Günther Frauenlob und Maike Dörries
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 22. August 2011
ISBN: 978-3-7645-0393-2
Seitenzahl: 416 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Nach einem schrecklichen Ereignis hatte sich der Journalist Henning Juul zurückgezogen. Doch jetzt, zwei Jahre später, arbeitet er wieder. Er ist Redakteur bei der Onlinezeitung 123nyheter und steigt, trotz anderer Vorsätze, sofort voll ein. Eine junge Frau wird tot aufgefunden, verscharrt in einem Loch, gesteinigt und ausgepeitscht. Die Hinweise deuten klar auf einen Ehrenmord hin, das ist auch die erste Spur, der die Polizei nachgeht. Doch so richtig weiter kommen sie nicht damit. Auch Henning ist an dieser Geschichte dran und glaubt, dass etwas ganz anderes dahinter steckt. Durch einen Informanten ist er bestens über die Arbeit der Polizei im Bilde und weiß dies als Vorteil für seine eigenen Recherchen zu nutzen. Aber Henning muss aufpassen, schneller als er denkt, steht er selber im Fokus und muss um sein Leben fürchten. Vielleicht sollte er doch stärker mit der Polizei zusammenarbeiten...

Eine Tat, die eindeutiger nicht sein könnte. Doch nach und nach beginnt diese Eindeutigkeit zu bröckeln und es kommen Dinge ans Licht, die niemand bedacht hat. Faszinierend, wie der Autor mit Vorurteilen und Klischees spielt und somit nicht nur die Ermittler, sondern auch den Leser immer wieder galant an der Nase herumführt.


Stil und Sprache

Es handelt sich zwar um den ersten Band einer neuen Reihe, es wird jedoch der Eindruck erweckt, der Leser würde die Protagonisten bereits kennen. Hier werden nicht, wie häufig üblich, die Personen einfach nur beschrieben, es wird sofort eine Geschichte erzählt. Da Henning Juul nach zwei Jahren Auszeit wieder auf der Bildfläche erscheint, glaubt man nach den Darstellungen tatsächlich, ihn bereits vorher gekannt zu haben. Der Autor erzählt aus der beobachtenden Perspektive von den Figuren, als seien es alte Bekannte, die man eben nur eine Zeit lang nicht mehr gesehen hat. Dadurch hat er den Leser sofort auf seiner Seite, denn man fühlt sich in das Geschehen integriert. Da langweilige Beschreibungen daher nicht nötig sind, kann man sich voll und ganz auf die Geschichte konzentrieren, die von Anfang an Spannung mit sich bringt.

Sicherlich scheint der Tod der jungen Frau eine eindeutige Sprache zu sprechen, doch so leicht will man sich nicht zufrieden geben. Es gibt zwar zunächst keinerlei andere Hinweise oder Indizien, so dass man seine Vermutungen nicht belegen kann, aber ein Bauchgefühl sagt dem Leser, dass das noch nicht alles war. Es wäre zu simpel, die Motive der Tat bereits am Anfang zu kennen, ohne dass noch eine Wendung eintritt. Mit der Zeit kommen immer mehr Überraschungen ans Tageslicht, mit denen absolut niemand gerechnet hätte und die die Spannung natürlich nochmals steigern. Im letzten Drittel gibt es eine leichte Flaute, in der die Spannung rapide abnimmt und das Geschehen ziemlich vorhersehbar wird. Glücklicherweise bekommt der Autor noch einmal die Kurve und lässt den Leser erneut perplex zurück.


Figuren
Der Journalist Henning Juul hat eine wirklich schwere Zeit hinter sich. Bei einem Wohnungsbrand wurde er schwer verletzt und sein Sohn, der an diesem Tag bei ihm war, starb bei dem Unglück. Allein durch die Rückblicke, die dieses Geschehen rekapitulieren, fühlt man selber den Schmerz, den Henning seit diesem Tage aushalten muss. Auch wenn man selber keine Kinder hat, kann man sich nach den Beschreibungen doch sehr gut in ihn hineinversetzen. Als Henning nun wieder anfängt zu arbeiten, muss er sich auch noch ganz anderen Dingen stellen. Zunächst weiß er nicht, ob er das alles wirklich schafft, doch schnell ist er wieder in seiner Routine und steckt schon mitten in einem brisanten Fall. Trotz dessen, dass die Geschichte nicht aus der Ich-Perspektive geschrieben ist, erhält man einen tiefen Einblick in das Leben des Journalisten. Somit wird er schnell eine reale Persönlichkeit, die dem Leser auf Anhieb sympathisch ist. Sein Handeln ist zwar nicht immer nachzuvollziehen, vor allem, wenn er sich wohlweißlich in Gefahr begibt, doch man ist sich sicher, er wird schon wissen, was er tut.

Die anderen Personen hingegen wirken wie Randfiguren, da auf sie nicht allzu sehr eingegangen wird. Henning steht tatsächlich vollkommen im Fokus, die anderen Protagonisten werden zwar beschrieben, es entsteht allerdings keine starke Bindung. Eben so als wären es alte Bekannte, die man jedoch nicht allzu genau kennt. Allerdings ist dies auch gar nicht unbedingt nötig, es würde wahrscheinlich sogar das Geschehen negativ beeinflussen, wenn die anderen Personen gewichtigere Rollen einnehmen würden.


Aufmachung des Buches
Bei diesem Buch handelt es sich um eine Klappenbroschur aus dem Blanvalet-Verlag. Der Hintergrund ist sehr hellgrün, mit ein bißchen blau und grau gemischt. Ganz genau ist die Farbe nicht zu definieren, sie wirkt irgendwie schmutzig. Umgeben ist das Ganze von einem schwarzen Rahmen, auf welchem am unteren Rand der Titel des Buches zu finden ist. In der Mitte prangt eine Schere. Des weiteren wirken die Ränder des hellen Hintergrunds wie erhitzte Alufolie, da sie sich nach innen wölben. Es lässt sich zwar kein Zusammenhang zum Inhalt feststellen, dennoch scheint das Cover intuitiv passend. Auf jeden Fall macht es neugierig und man möchte erfahren, worum es in diesem Buch geht.


Fazit
Ein schöner Auftakt zu einer neuen Reihe, die wieder einmal hoch im Norden spielt. Man kann nun denken, es sei alles schonmal dagewesen, doch der Autor hat seine Idee sehr gut umgesetzt und es wirkt keineswegs wie aufgewärmt. Nach der Lektüre ist man sich sicher, dass man sehr bald etwas neues über Henning Juul lesen will und hofft, dass der zweite Band nicht allzu lange auf sich warten lässt. Für jeden Thriller-Fan ist dieses Buch absolut empfehlenswert.


4 5 Sterne


Hinweise
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