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Zwei Menschen, zwei Schicksale und eine Spurensuche, nach der nichts mehr so ist, wie es scheint ...
Eduard Freundlingers Debüt ist ein packender Krimi vor der traumhaften Kulisse Südspaniens.

 

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Autor: Eduard Freundlinger
Verlag: Allitera Verlag
Erschienen: März 2011
ISBN: 978-3-86906-149-8
Seitenzahl: 428 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Als der 29jährige Deutsche Xaver Huber während seines Spanienurlaubs im Hotel Costa Tropical Palace in seinem Zimmer tot aufgefunden wird, weist zunächst alles auf Selbstmord durch einen Tablettenmix hin. Doch Kilian, Xavers Bruder, der nach Spanien reist um die Todesursache zu erfahren, glaubt nicht an die Selbstmordtheorie. Mit Hilfe der Hotelangestellten Joana, die als Dolmetscherin fungiert, versucht Kilian herauszufinden, was in jener Nacht, in der sein Bruder verstorben ist, tatsächlich passiert ist und er beginnt die Reise seines Bruders zu rekonstruieren. Joana, die sich mit dem Fremden gut versteht, übersetzt für ihn und so kommen sich die beiden etwas näher. Kilian erfährt, dass Joanas Schwester vor zwei Jahren spurlos verschwunden ist und sie und ihre Mutter unter der Ungewissheit, was tatsächlich mit ihr passiert ist, sehr leiden. Plötzlich ist auch Joanas Mutter verschwunden und die Nachforschungen von Kilian, Joana und der spanischen Polizei setzen eine Dynamik in Gang, die nicht mehr aufzuhalten ist und Joana und Kilian im Zuge ihrer Nachforschungen in Lebensgefahr bringt.


Stil und Sprache
Der Autor schreibt in der dritten Person und wechselt zwischen der Sicht des allwissenden Erzählers immer wieder auch in die Blickwinkel der Hauptfiguren bzw. des Mörders. Der Krimi baut sich langsam auf und trotzdem der Leser ab und zu scheinbar etwas mehr als die jeweilige Figur weiß, kann er mit dem Wissen im Grunde nichts anfangen, da ihm immer ein wichtiges Puzzlestück fehlt um eine vernünftige Verknüpfung herzustellen. So bleibt der Roman dauerhaft spannend und man wird von Seite zu Seite immer neugieriger. Die Geschichte verläuft - abgesehen von einer kurzen Rückblende zu Carmens Ermordung im Prolog - gradlinig von der Ankunft des Deutschen Xaver Huber und dessen Tod bis zur Rückkehr von Kilian Huber nach Deutschland und dem Epilog, der einen Blick auf Kilians weiteres Leben erlaubt.

Die Schauplätze wurden zwar eher kurz, aber trotzdem so detailliert beschrieben, dass man sich die Orte zum größten Teil ohne Schwierigkeiten vorstellen kann. Kilian und Joana wurden sehr sympathisch mit allerlei menschlichen Schwächen angelegt, da fällt es leicht sich in die Protagonisten hineinzuversetzen. Da man sich in jeden der beiden irgendwie zu einem winzigen Stück wiederfinden könnte, sind ihre Handlungen gut nachvollziehbar und besonders die wechselnde Dynamik zwischen den Hauptpersonen wertet den Krimi noch zusätzlich auf.

Da der Autor auf verschachtelte Handlungen, kompliziert gestrickte Wendungen und zeitlich versetzte Rückblenden verzichtet, liest sich der Roman flott, eingängig und sehr angenehm. Die unterschiedlichen Ansichten der Protagonisten, die komplett andere Mentalität der spanischen Polizisten und das grandiose "aneinander vorbeireden" lassen den Roman zusätzlich interessant und sehr wirklichkeitsnahe wirken. Oft würde man die Hauptpersonen am liebsten schütteln, wenn sie - aus ihrer Sicht aus gutem Grund - nur die Hälfte von ihrem Wissen dem "Ermittlungspartner" bzw. der Polizei preisgeben und so zusätzlich zur Verwirrung beitragen. Die Unsicherheit und Zwiespältigkeit von Kilian Huber kommt hier auch sehr schön zum Tragen. Der Autor hat sich hauptsächlich auf die verzwickten Todesfälle und die daraus folgenden Komplikationen konzentriert und auch gänzlich auf erotische Szenen zwischen den Protagonisten verzichtet. Stattdessen entfaltet sich beim Lesen eine zart gesponnene Liebesgeschichte, die sich ganz langsam entwickelt und so der Geschichte einen kleinen Hauch Romantik und Gefühl verleiht.
In der Handlung selber findet man immer wieder kleine, gezielt eingestreute Hinweise, die sich nach und nach, wie bei einem Puzzle zusammenfügen. Zwar wird auf Seite 297 Carmens Mörder entlarvt, doch das tut der Spannung keinen Abbruch, im Gegenteil. Der Autor hat hier einen hervorragenden Kniff angewandt, da die Lunte der sprichwörtliche "Bombe unter dem Tisch" nun angezündet und die Spannung und der "Einsatz" aller Beteiligten noch einmal erhöht wird. Denn nun muss der Mörder nun versuchen, der einzigen Zeugin Joana, die ihn belasten könnte - obwohl sie das selber noch nicht weiß - , den Garaus zu machen. Auch der Showdown wurde wirklich hervorragend vorbereitet und alle Situationen, die am Ende noch nicht gänzlich klar waren, werden im Epilog noch einmal von Joana bzw., dem Brief ihrer Mutter restlos aufgeklärt. Alle Krimifans werden an diesem geschickt eingefädelten und gut konstruierten Krimi ihre Freunde haben.    


Figuren
Die Figuren werden alle kurz charakterisiert. Hier wurde Kilian die meiste Sorgfalt gewidmet. Bei ihm zeigt sich am besten, wie sehr sich die Situation auf ihn ausgewirkt hat, wie schwer er mit sich selber zu kämpfen hat und welche deutliche Entwicklung er bis zum Schluss durchmacht.

Obwohl Joana die weibliche Protagonistin ist, wurde sie in der Charakterisierung etwas stiefmütterlich behandelt und hat somit keine richtige Möglichkeit, emotional nennenswert zu wachsen und sich weiter zu entwickeln. Dem Mörder werden immer wieder Zwischensequenzen zugestanden, in denen der Leser seine Gedanken, Ansichten und Beweggründe nachverfolgen kann. Die Polizei bekleidet eher eine Statistenrolle. Sie ist zwar da, ermittelt und recherchiert, aber im Prinzip kommen erst durch Kilian und Joana die Ermittlungen vorwärts.
Joanas Mutter und alle anderen Nebenpersonen wurden ihrer Rolle gemäß mehr oder weniger intensiv charakterisiert und folgen ihren Beweggründen. Besonders der Mörder und die Hauptpersonen sind sehr gut motiviert. Dadurch handeln sie glaubhaft und meistens gut nachvollziehbar.


Aufmachung des Buches
Auch dem Cover des Paperbackbuches sieht man das Bild eines Pata Negra-Schinkens vor dem dunklen Hintergrund einer Küste bei Nacht. Erst im Lauf der Lektüre wird der Zusammenhang zwischen der Handlung und der Schinkenkeule klar. Der Rückseitentext ist zwar etwas mager, aber der etwas längere Text auf der Innenklappe der Covervorderseite führt gut in die Geschichte ein. Auf der Innenklappe der Rückseite findet man auch eine bebilderte Kurzvita des Autors. Der Roman beginnt mit einem Prolog, in dem Joanas Schwester Carmen stirbt und offengelassen wird warum, wieso und wer. In 43 Kapiteln entwickelt sich eine spannende Geschichte mit vielen Andeutungen, kleinen Wendungen und einigen unverhofften Entwicklungen. Der Epilog rundet die Story ab und beantwortet noch die allerletzten Fragen. Die angenehme Formatierung macht das Buch gut lesbar, allerdings hätte es das Lesevergnügen noch etwas gesteigert, wenn eine Leerzeile zwischen allen Sichtwechseln für eine bessere Orientierung gesorgt hätte. 


Fazit
Pata Negra ist ein spannender und überlegt angelegter Kriminalroman, der, obwohl sich die Handlung langsam und zielstrebig entwickelt, so manche Überraschung bereithält. Mit dem hervorragenden Erstlingswerk des Autors Eduard Freundlinger werden nicht nur begeisterte Krimileser viel Spaß haben, sondern alle Leser, die eine gut durchdachte und glaubhaft konstruierte Geschichte zu schätzen wissen.


4 5 Sterne


Hinweise
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