Ende des 9. Jahrhunderts, dänisches Wikingerreich. Auf der jährlichen Versammlung der Wikingersippen will Rodegang für seine 16-jährige Tochter Frygdis einen Mann finden. Aber Frygdis hat ihr Herz schon verloren - an den stolzen Havenar, Sohn eines mächtigen Stammesfürsten. Doch Frygdis wird mit einem anderen Mann vermählt. Jahre später begegnen sich Havenar und Frygdis wieder und wagen ein leidenschaftliches heimlisches Glück, das sie ihn höchste Gefahr bringt ...
Autor: Martha Sophie Marcus |
Die Grundidee der Handlung
Havenar ist der Liebling der Götter. Das glaubt ganz Dänemark, denn der Sohn von Jarl Hademut scheint das Glück gepachtet zu haben. Nicht nur, dass seine zahlreichen Frauen ihm gesunde Söhne schenken, der junge Wikinger zeigt auch eine geschickte Hand beim Handel und ist ein geübter Kämpfer, dem kaum beizukommen ist. Eine einzige Schwäche hat Havenar: Seine verbotene Liebe zu Frygdis, die ausgerechnet mit einem seiner Feinde verheiratet ist. Das Schicksal führt die beiden immer wieder zusammen. Als sie sich ihrer Liebe hingeben, zieht das Hass und Krieg nach sich.
Intensiv, berührend, spannend: Martha Sophie Marcus lässt die Zuhörer tief in die Geschichte hinein tauchen. Schnell einmal wird Gammelby zu einem Ort, an dem man sich zuhause fühlt. Sehr subtil baut die Autorin die Beziehung zum Helden Havenar auf. Sie zeigt ein Bild von Freundschaft, Familie und Liebe - aber auch von Hass, Krieg und Zerstörung. Dies macht sie auf eine solch prägende Art, dass man sich dem Geschehen kaum entziehen kann. Dass man über fast 30 Stunden zuhören mag, spricht für sich.
Darstellung des Hörbuchs
Sprecherin Saskia Kästner steigt mit einer unspektakulären und monotonen Stimme ins Hörbuch ein. Dies verlangt vom Hörer während der ersten CDs viel Geduld. Wäre die Geschichte nicht so spannend, wäre man geneigt, das Hörerlebnis abzubrechen. Weder fließt in die Erzählung eine Betonung ein, die Spannung erzeugen könnte, noch bekommen die einzelnen Personen von der Sprecherin die geringste Nuance in die Stimmen. Es scheint, als wolle sich Saskia Kästner gegen die Geschichte, die sie liest, abgrenzen. Doch hat man sich erst einmal an die monotone Wiedergabe gewöhnt, vermag man diese auszublenden und sich ganz dem Text zu widmen. Zudem kommt in der zweiten Hälfte des Hörbuchs etwas mehr Leben in die Lesung, wobei dies nach wie vor höchst verhalten geschieht. Dass Saskia Kästner eine sehr angenehme Stimme hat, entschärft das Problem zusätzlich. Auch mag man den Eindruck gewinnen, dass sich die Sprecherin nach und nach mit den Figuren des Hörbuchs identifiziert und dadurch von ihrer distanzierten Leseform etwas abweicht. So verleiht sie den prägendsten Charakteren im Laufe der zweiten Buchhälfte in einzelnen Bereichen nuanciertere Stimmen und lässt die Hörer so auch akustisch näher kommen.
Manchmal würde man sich zwar wünschen, dass die Geschichte durch etwas musikalische Einlagen oder prägnante Lieder begleitet würde, doch hierauf wurde bei der Herstellung des Hörbuchs vollständig verzichtet. Aufgrund der sehr starken Wikinger-Saga, die hier präsentiert wird, mag man aber diese Schwächen verzeihen.
Aufmachung des Hörbuchs
Für sein Geld bekommt man eine geballte Ladung Hörbuch. 23 CDs, jede in eine eigene Plastikhülle gesteckt und alles in einer soliden Kartonbox - was wünscht man sich mehr? Außer vielleicht einer MP3-Version. Denn das Handling der vielen CDs ist - wenn man sie beispielsweise unterwegs hören möchte - etwas mühsam. Dennoch: Die Qualität der CDs ist genauso hochwertig wie die Präsentation. Und das kleine Begleitbüchlein bietet zumindest je ein Kurzportrait von Autorin und Sprecherin. Leider fehlt ein Personenregister, wie es in der gedruckten Version vorhanden ist. Dies würde es erheblich erleichtern, die vielen Mitwirkenden auseinander zu halten.
Fazit
Wer Wikinger-Sagen mag und sich so richtig in einer Geschichte verlieren möchte, sollte hier zugreifen. Präsentiert wird ein starkes Buch, das über Vorbehalte bei der Lesung hinweg tröstet - deshalb auch nur einen geringen Abzug bei den Sternen. Und letztlich verfliegen die 1770 Minuten, die das Buch dauert, wie im Fluge. Die Geschichte dürfte auch Leute faszinieren, die bisher kaum etwas mit den Wikingern anfangen konnten. Die hochwertige Aufmachung des Hörbuchs ist ein weiteres Plus.
Hinweise
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