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‚Der Mann kam aus dem Nichts. Er trat mit erhobenen Armen aufs Gleis. Die Lichter auf den Armaturen spielten verrückt. Dann verlangsamte sich die Zeit …’
Der grausame Tod eines jungen Mannes. Drohbriefe an einen Lokführer. Ein bizarres Internetforum für Selbstmörder.


Personenschaden 

Autor: Peter Probst
Verlag: dtv
Erschienen:  2011
ISBN: 978-3-423-21264-9
Seitenzahl: 239 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Anton Schwarz, ehemaliger Polizeibeamter und nun Privatermittler, kann nicht mehr richtig Schlafen. Er wird seit dem Suizid des Neonazis Tim Burger von immer demselben Alptraum heimgesucht. Um endlich abschließen zu können, will er mit Klaus Engler - dem Lokführer, vor dessen Zug Tim gesprungen war - reden. Doch dieser scheint von jemandem terrorisiert zu werden. Herr Engler engagiert kurzerhand Anton, um die Person, die hinter allem steckt, ausfindig zu machen. Doch bei Englers erster Fahrt nach dem Personenschaden springt erneut und an derselben Stelle ein junger Mann vor seinen Zug. Schwarz glaubt nicht an Zufälle und kommt durch ein Suizid-Portal – Münchner-Freitod – auf die Spur des Jungen, der sich dort Cobain genannt hatte. Schnell wird Anton klar, dass es um mehr als Suizid oder Rache für Tim Burger geht. Die Vergangenheit des Lokführers scheint eine Rolle zu spielen und Schwarz hat kräftig zu tun, damit er nicht zwischen die Fronten gerät.


Stil und Sprache
Anton Schwarz ermittelt in seinem 2. Fall und bekommt wieder ein nicht ganz einfaches Thema: der Suizid - also Freitod - von Menschen, indem sie sich vor einen fahrenden Zug werfen. Für denjenigen, der nicht mehr Leben möchte, eine sichere Sache, für den beteiligten Lokführer aber ein Trauma, von dem man sich ohne fremde Hilfe nur schwer erholen kann. Dies zeigt der Autor sehr gut am Beispiel von Klaus Engler, dem Lokführer, vor dessen Lok Tim Burger, der Neonazi aus dem 1. Fall, gesprungen ist. Das langsame Herantasten an den erneuten und diesmal hoffentlich reibungslosen Zugverkehr, und die Hoffnung nie mehr einen solchen Personenschaden miterleben zu müssen, wirken sehr realistisch. Peter Probst beschreibt zum einen die Ängste und die Unsicherheit, zeigt aber auch über das Münchner Freitod-Portal wie die andere Seite aussieht, was die Suizidgefährdeten bewegt, den letzten Schritt zu wählen. Mit eindringlichen Beschreibungen erzeugt der Autor ein ziemlich realistisches Bild der Szenen, so dass allzu zart besaitete Leser besser vorsichtig an das Buch heran gehen. Natürlich gibt es auch wieder detailreiche Beschreibungen der Orte, in denen Schwarz' Ermittlungen spielen. Dies alles erzeugt eine mitreißende und spannende Atmosphäre, die durch Antons Privatleben entsprechend gewürzt wird. Anfangs wird der Leser zwar - ebenso wie Schwarz - auf eine falsche Fährte gesetzt, aber schnell wird klar, in welche Richtung sich das Drama bewegt.

Der Text ist leicht zu Lesen und die Spannung kommt - ohne vom Thema abzuschweifen - schnell in Fahrt und bleibt auf einem angenehmen Level, um am Schluss in einem aufregenden Finale zu gipfeln.


Figuren
Anton Schwarz, der zwar von seiner Frau getrennt ist, aber immer noch regelmäßig das Bett mit ihr teilt, hat an dem Suizid von Tim Burger zu knabbern. Die Bilder seiner Verfolgungsjagd und das schreckliche Ende lassen ihn nicht mehr los und rauben ihm den Schlaf. Er beschließt das einzig Richtige, er konfrontiert sich erneut mit den Szenen von damals und stolpert damit quasi in seinen neuen Fall. Die Gedanken der Suizidgefährdeten und die Hintergründe zu den Taten sind sehr belastend, doch Anton Schwarz hat mit Eva Hahn eine neue Freundin und den nötigen Halt für seine Ermittlungen. Er behält zwar die nötige Ruhe, lässt sich aber auch das eine oder andere Mal aufs Glatteis führen. Ein wirklich sympathischer Mann, der mit Eva die richtige Frau gefunden hat.

Sehr beeindruckt hat mich die intensive Beschäftigung mit den labilen Personen rund um das Freitod-Portal. Der Leser erhält einen Einblick in die zerrütteten Seelenlandschaften und die Beweggründe für ihr Tun. Das Ganze regt wirklich zum Nachdenken an und wirkt sehr realistisch. Der Täter, klassischerweise vom Hass zerfressen, agiert nur noch mechanisch, ohne Rücksicht auf andere und immer auf sein Ziel fixiert. Aber auch seine Beweggründe lassen sich nachvollziehen, wenn auch nicht verstehen.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuches zeigt eine Nachtszene mit Bahngleisen und einem durch Lichter erkennbaren herannahenden Zug. Titel und Autor sind in schönem Reliefdruck aufgebracht.


Fazit
Fall 2 für Anton Schwarz - und wieder ein schwieriges Thema, das aufwühlt und für viel Spannung sorgt.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist
Fall 1: Blinde Flecken

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