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Und so waren die Götter über die weiten Felder des Himmels geritten und hatten Scdach gesucht, das Loch, das ins Dunkel jenseits der Welt führte. Kalt war es und schwarz bis in die dunkelsten Winkel der Ewigkeit, ganz so, wie die Hüter der Überlieferungen es gelehrt hatten, und wimmelnd von den übelsten Feinden ...

Das Epos um die Großen Schwerter kommt zu einem furiosen Abschluss! Während Simon Schneelocke und Prinzessin Miriam das Schwert Hellnagel suchen, machen sich die Heere der freien Menschen auf zum Hochhorst.

 

Der_Engelsturm 

Originaltitel: To Green Angel Tower Part 2; Memory, Sorrow, and Thorn #4
Autor: Tad Williams
Übersetzer: Verena C. Harksen; neu durchgesehen von Andy Hahnemann
Verlag: Klett-Cotta
Erschienen: Februar 2011
ISBN: 978-3-608-93869-2
Seitenzahl: 887 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Simon und Prinzessin Miriamel machen sich auf den Weg nach Erchester, genauer gesagt zum Hochhorst - beide in der Hoffnung, dem grausamen Krieg ein Ende zu bereiten. Während Simon Hellnagel, eines der drei Großen Schwerter, aus dem Grab des verstorbenen Hochkönigs holen und Prinz Josua bringen möchte, verfolgt Miriam gänzlich andere Pläne: Sie ist fest entschlossen, mit ihrem Vater - dem Hochkönig und Mitverantwortlichen für den Krieg - zu reden und ihn zur Umkehr zu bewegen. Sie möchte seine menschlichen Gefühle, seine Liebe erwecken und ihm so die Augen für das öffnen, was er seinem Reich und damit der Welt antut. Währenddessen machen sich Josua und sein Heer auf, Verbündete zu gewinnen und schließlich selbst zum Hochhorst zu marschieren, um dem König und seinen unheimlichen Verbündeten den letzten Kampf anzusagen. Doch dann müssen der Troll Binabik, Prinz Josua und die Sithi erkennen, dass die Großen Schwerter eine ganz andere Rolle spielen, als sie die ganze Zeit über angenommen haben ...


Stil und Sprache
Zunächst rufen knappe Zusammenfassungen der ersten drei Bände dieser umfangreichen Saga dem Leser wichtige Details wieder in Erinnerung, bevor es mit der Geschichte schließlich auf Seite 31 los- bzw. vielmehr weitergeht. Tad Williams empfängt seine Leser dabei mit seinem typischen detail- und bildreichen Schreibstil, sodass diese sich direkt wieder heimisch fühlen in Osten Ard. Es ist immer wieder herrlich, die höfischen Intrigen zu beobachten: mit freundlichen Worten vorgetragene "Bitten", deren unterschwellige Botschaft jedoch niemandem verborgen bleibt. Auch ein wenig Humor blitzt trotz der düsteren Zeit hin und wieder auf, so heiß es auf Seite 566 beispielsweise: "Vielleicht stehen wir eines Tages auch in einem Buch", meinte Tiamak, "und der, der es schreibt, wird fest überzeigt sein, für alles eine Erklärung zu haben. [...]" - wobei sich der Autor hier selbst ein wenig auf die Schippe nimmt.

Nachdem im vorangegangenen Band ("Die Nornenkönigin") einige Handlungsstränge zusammen gelaufen sind, trennen sie sich in diesem Band wieder, wodurch der Leser das Geschehen an verschiedenen Orten aus Sicht von unterschiedlichen Figuren - stets in der dritten Person wiedergegeben - verfolgen kann. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf dem jungen Simon. Die Perspektivwechsel tragen zudem ihren Teil dazu bei, dass die Neugier des Lesers aufrecht erhalten wird, denn dieser möchte das Schicksal von all den liebgewonnenen und auch unsympathischen oder gar verhassten Persönlichkeiten weiter verfolgen.
Auch wenn die Handlung nie still steht, schreitet sie nicht selten eher gemächlich voran und breitet so - ob der zahlreichen Details und anschaulichen Beschreibungen - eine ganze Welt vor dem inneren Auge des Lesers aus. So wandert und kriecht man mit Simon durch die unbekannten Tunnel, leidet mit ihm nicht nur Durst und Hunger, sondern vor allem unter den Übelkeit erregenden Grausamkeiten "Doktor" Inchs. Die Schlachten scheinen fast schon im heimischen Wohnzimmer statt zu finden, während die Zeilen vorüber fliegen. Dennoch hätte sich Tad Williams an der einen oder anderen Stelle durchaus ein wenig kürzer fassen dürfen, um mehr Tempo in die Geschichte zu bringen. So verläuft die Handlung meist ruhig, allerdings immer wieder gespickt mit Spannungsspitzen, sodass der eher mittelmäßige Spannungsbogen stets gespannt bleibt. Dennoch übt die Geschichte einen ungemeinen Reiz aus - sofern man die Geduld hat, sich von Tad Williams' Schreibstil gefangen nehmen zu lassen. Dafür wird man mit einem grandiosen Fantasy-Werk belohnt, das seinesgleichen sucht.


Figuren
Die Figuren sind ebenfalls eine Stärke des Autors, denn er versteht es wie kaum ein anderer, diese durchweg lebendig erscheinen zu lassen - egal ob Haupt-, Neben- oder Randfigur. Sie alle haben ihre Macken, Eigenheiten, Stärken und Schwächen. Es ist beispielsweise zu schön, Simons Unbeholfenheit Frauen - insbesondere Prinzessin Miriamel - gegenüber zu beobachten, und es fällt nicht schwer, seine Gefühle und Unsicherheiten nachzuempfinden. Auch gerät er, wie sein Freund Binabik auf Seite 256 treffend feststellt, so zielsicher in Schwierigkeiten wie eine Motte ins Licht fliegt. Er ist ein beherzter, liebenswerter junger Mann, der sicherlich noch Großes vollbringen wird.
Prinzessin Miriamel ist ein dickköpfiger und nicht weniger liebenswerter Mensch. Mutig und dabei so selbstkritisch, nach außen selbstbewusst und doch ein Mädchen, das einfach nur gehalten und geliebt werden möchte. Ihr Schicksal möchte man sicherlich nicht teilen, und doch bleibt sie sich selbst treu.

Neben diesen beiden gibt es noch zahlreiche weitere Figuren, wie Rachel, die Oberste der Kammerfrauen, der "Drache", die in Wahrheit eine Seele von Mensch ist und einen enorm starken Willen hat: "Rachel gehörte zu den Frauen, die sich nicht einmal mit dem Ende der Welt abfinden, ohne Widerstand zu leisten." (Seite 853). Auf Seiten der Widersacher steht unter anderem König Elias: ein bösartiger Mensch, den jedoch die Umstände und vor allem der widerwertige Pryrates zu dem gemacht haben, was er ist. Er glaubt seine eigenen Pläne zu verfolgen, doch er ist eine Schachfigur in einem perfiden Ränkespiel ...


Aufmachung des Buches
Passend zu den anderen drei Bänden der Saga hat der Verlag auch dieses gebundene Buch mit einem spektakulär gestalteten, hochglänzenden Schutzumschlag und einem Lesebändchen versehen. Die zumeist recht langen durchnummerierten Kapitel sind zudem mit einer Überschrift versehen, der Text wird von einem über drei Zeilen reichenden Kapitälchen eingeleitet. Die Vorsatzpapiere wurden wiederum für doppelseitige Karten von Osten Ard und dem Hochhorst verwendet und erleichtern bei Bedarf die Orientierung. Am Ende des Buches ist - neben einer Widmung und der Danksagung des Autos - ein umfangreicher Anhang abgedruckt. Hier findet der Leser ein Personenverzeichnis, eine Übersicht der Orte, Geschöpfe und sonstigen Begriffe und weitere interessante und hilfreiche Details.

Wie bereits bei den anderen drei neu aufgelegten Bänden ist es wiederum schade, dass der Verlag Fehler in das Werk hineingearbeitet hat, statt diese auszumerzen. So heißt Prinzessin Miriamel im Text auf der Buchrückseite und der vorderen Umschlagklappe Miriam. Im Text selbst fallen dafür dieses Mal nicht mehr ganz so viele Fehler auf, hier scheint das Lektorat endlich deutlich sorgfältiger gearbeitet zu haben.


Fazit
Ein fulminantes Finale, ein würdiger Abschluss dieses Fantasy-Epos' aus der Feder Tad Williams. Eine dermaßen durchdachte fiktive Welt mit durchweg lebendigen Figuren findet man selten; ein wahres Juwel in der Unmenge an Fantasy-Literatur - allerdings nur für geduldige Leser geeignet.


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

Backlist:
Band 1: Der Drachenbeinthron
Band 2: Der Abschiedsstein
Band 3: Die Nornenkönigin

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