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Kategorie: Fantasy, Mystery, Vampire

Etwas Unheimliches geht vor im Wald von Tyto: Eines Nachts wird die junge Schleiereule Soren aus dem Nest gestoßen und in ein geheimes Waisenhaus entführt. Hier werden Eulenkinder mithilfe von Mondmagie gezwungen, einen Stoff aufzuspüren, der wertvoller ist als Gold. Doch Soren und seine neue Freundin, die Elfenkäuzin Gylfie, wollen den tyrannischen Aufsehern nicht länger dienen. Gemeinsam planen sie die Flucht. Sie träumen davon, sich den sagenhaften Eulenrittern von Ga´Hoole anzuschließen.

 

Die_Legende_der_Waechter_01 

Originaltitel: Guardians of Ga´Hoole. The Capture
Autor: Kathryn Lasky
Übersetzer: Katharina Orgaß
Verlag: Ravensburger
Erschienen: 10/2010
ISBN: 978-3-473-36807-5
Seitenzahl: 288 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Soren wird mit grober Absicht von seinem älteren Bruder Kludd aus der elterlichen Bruthöhle im Wald von Tyto gestoßen. Von fremden Eulen entführt, landet er in Sankt Ägolius, einem düsteren und grauenhaften Internat für Waisen im Gebirge. Dort herrschen die grausamen Eulen Skench, ein Virginia-Uhu, und Spoorn, eine West-Kreischeule, über die entführten und geraubten Eulenküken. Eine schwere Zeit beginnt, die Soren mit der Hilfe seiner neuen Freundin, der Elfenkäuzin Gylfie, ohne weiteren Schaden übersteht. Gemeinsam gelingt ihnen die Flucht und sie machen sich auf die Suche nach ihren Eltern. Doch in der Welt außerhalb Sankt Ägolius ist seit ihrer Entführung viel geschehen – und Soren war lange fort gewesen ...


Stil und Sprache
In dieser liebevollen Eulengeschichte werden Redewendungen und Sprichwörter der Menschenwelt eulengerecht umfunktioniert („Eine Eule für alle, alle Eulen für eine“). Voller Charme, Fantasie und kindgerechtem Liebreiz ist die Handlung um die Legende der Wächter von Kathryn Lasky im personalen Erzählstil durch Soren verfasst. Vor dem Leser entsteht eine außergewöhnliche Welt der Eulen, mit all ihren guten und schlechten Seiten. Da gibt es Kampfkrallen, einen Eiersaal, Blindschlangen als Nesthalterinnen und die unterschiedlichsten Eulenarten und Geräusche zu bestaunen. Es klackt, schnarrt, huhut, gurrt und schreit schrill oder heiser durch die Luft, einfach klasse. Die Autorin hat es wunderbar verstanden, eine faszinierende Fantasiewelt voller Schönheit aber auch Gewalt zu erschaffen, die der unseren gar nicht so unähnlich ist – und doch sagenhaft bleibt.
Mit wenigen aber dafür umso aussagekräftigeren Worten beschreibt die Autorin eine Landschaft, Geschehnisse und Bilder für den Leser, die mich nicht nur einmal in Erstaunen versetzt haben. Egal ob es sich um die felsigen engen Schluchten von Sankt Ägolius oder den Wald von Tyto und die Bruthöhle der Schleiereulenfamilie Alba handelt, ich konnte mir alles so deutlich vorstellen, wie ich die Natur sehe, wenn ich zu meinem Fenster hinaus blicke.


Figuren
So unterschiedlich wir Menschen sind, so unterschiedlich sind auch die Eulen. Da gibt es Hinterhältigkeit, Verschlagenheit, Gier, Gerechtigkeitssinn und vieles mehr. Die einen Eulen drücken sich sehr gewählt und vornehm aus, andre reden wie ihnen wortwörtlich der Schnabel gewachsen ist.
Da ist der Bartkauz Morgengrau, der mit seiner schnoddrigen und direkten Art in den Dialogen mit der Blindschlange Mrs. Plithiver eine ganz andere Art von Sprache kennenlernt, oder Digger, der Höhlenkauz, der schon mal des öfteren „hä?“ von sich gibt. Oder Gylfie, die Elfenkäuzin, die sich sehr gewählt und kultiviert mit Mrs. Plithiver unterhält, während sie mit ihrem großen Wissen Morgengrau oftmals auf den Schnabel geht.
Aber auch das Aussehen ist unterschiedlich. Da gibt es große, kleine, dicke oder schmale Tiere, die alle eine unterschiedliche Mustergebung des Gefieders haben. Es hat richtigen Spaß gemacht, sich diese fedrigen Gesellen vorzustellen. Überhaupt findet sich in diesem ersten Band eine bunte Truppe an Eulen zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber doch alle eines gemeinsam haben: Sie haben Schreckliches erlebt und sind mehr oder weniger Waisen.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch ist optisch so schön wie ungewöhnlich gestaltet. Ein hellblauer Schleiereulenkopf ist im oberen Teil des Covers zu sehen und nach unten hin von Lila umrahmt. Im unteren Teil ist ein Waldmotiv zu sehen, in dem eine Eule mit ausgebreiteten Schwingen eine kleinere Eule in den Fängen hat. Was mir besonders gut gefällt, ist der goldene Aufdruck des Haupttitels und die leicht geschwungene weiße Schrift des Buchtitels darunter.
Auf dem Buchrücken wiederholt sich der goldene Haupttitel sowie der weiße Buchtitel, hier aber senkrecht nach oben stehend.
Die Buchrückseite ist komplett in Lila gehalten. Ganz schwach ist das Waldmotiv der Coverseite zu erahnen. Auf diesem steht die Inhaltsangabe.
Besonders schön finde ich die Gestaltung im Buchinneren. Gleich beim Aufschlagen erblickt man eine herrlich gezeichnete und gerahmte Karte. Diese ist Lila auf weißem Hintergrund abgebildet und zeigt die Welt der Eulen. Die gleiche Kartenabbildung ist auch ganz am Ende des Buches zu finden. Blättert man ein paar Seiten weiter in das Buch hinein, findet man zwei Seiten mit wunderschönen Eulenzeichnungen. Der Leser macht zum ersten Mal Bekanntschaft mit den Figuren der Handlung, sieht sie buchstäblich bildlich vor sich und erfährt den Namen des jeweiligen Tieres. Eine wundervolle Idee.
Ganz am Ende des Buches hat der Leser dann noch die Möglichkeit in einem Anhang eine Art Kurzfassung über die einzelnen Eulen und andere Tiere zu lesen sowie in den zweiten Band dieser Reihe zu schnuppern. Alles in allem eine äußerst gelungene Buchaufmachung.


Fazit
Eulen einmal anders. Hier entfaltet sich eine traumhaft schöne Geschichte mit unglaublichen Bildern von kuscheligen, weichen kleinen Wesen mit zartem Flaum, die für den Erwachsenen genauso bezaubernd ist wie für den Leser ab 10 Jahre.


4 Sterne


Hinweise
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