„Niederster der Niederen“, sagte Salomo gefährlich leise, „welcher meiner Diener bist du?“
„O Herr, der du ewig leben mögest, ich bin Bartimäus.“
Steinernes Schweigen.
„Ich hatte noch nicht das Vergnügen“, fuhr ich hastig fort, „aber ein freundschaftliches Gespräch wäre für uns beide von Vorteil. Darf ich mich vorstellen? Ich bin ein Geist von beträchtlicher Weisheit und Ernsthaftigkeit, der einst mit Gilgamesch sprach und ...“
Salomo hob den Finger, und weil es der Ringfinger war, schluckte ich den Rest des Satzes hinunter und bereute die erste Hälfte. Lieber erst mal die Klappe halten. Und sich auf das Schlimmste gefasst machen.
Nach dem grandiosen Welterfolg der Bestseller-Trilogie um den Dschinn Bartimäus lüftet dieser vierte Band nun das Geheimnis – Wie alles begann ...
Originaltitel: Bartimaeus - The Ring of Salomo |
Die Grundidee der Handlung
Bartimäus schafft es sich aus der Sklavenschaft eines Zauberers zu befreien, nur um sich kurz darauf wieder in einer zu finden. Er wird, zusammen mit anderen Dämonen, dazu verdonnert König Salomo beim Bau dessen Heiligtums zu helfen – ohne den Einsatz jeglicher Art von Magie. Bartimäus gefällt das gar nicht – er und schwere körperliche Arbeit, eine unmögliche Zumutung. Der Dschinn überredet die anderen diesen untragbaren Zustand zu ändern, und so kommt es, das Bartimäus, als Nilpferd im Baströckchen, von König Salomo auf der Baustelle bei der Verwendung von Magie erwischt wird. Der König, alles andere als begeistert, schickt den Dschinn und seinen Aufseher, Zauberer Khaba, in die Wüste, um eine Reihe von Karawanenüberfällen aufzuklären. Dabei lernt Bartimäus die Wächterin Asmira kennen. Diese verlangt von ihm, sie zu König Salomo zu führen, ihr dabei zu helfen, diesen zu töten, und dessen legendären und mächtigen Ring an sich zu nehmen. Das der Dschinn sie deswegen für vollkommen durchgeknallt und lebensmüde erklärt, interessiert die junge Frau wenig. Nach einigem Zögern schließlich erklärt sich Bartimäus bereit ihr zu helfen – und kommt dadurch dem wohl größten Geheimnis Jerusalems auf die Spur.
Stil und Sprache
Eigentlich waren die Geschichten um Bartimäus und den jungen Nathanael von Jonathan Stroud als Trilogie gedacht und begonnen worden. Doch nach deren Abschluss wurde in der weltweiten Fangemeinde offensichtlich der Ruf nach dem in allen drei Bänden immer wieder angedeuteten großen Geheimnis und somit auch die Frage laut: wie denn alles mit Bartimäus begann. Voilà, hier ist die Antwort.
In drei Teile gegliedert und im eleganten, detailreichen und üppigen Schreibstil von Jonathan Stroud verfasst, erlebt der Leser mal aus der Ich-Perspektive von Bartimäus und mal im personalen Erzählstil durch Asmira, ein wahres Feuerwerk an feinem Humor, der dem Autor so herrlich zu eigen ist. Er ist seinen ausführlichen und detaillierten Beschreibungen treu geblieben, auch die vielen Fußnoten sind hier wieder reichlich vorhanden, was mir auch in diesem Band nicht sonderlich gefällt, aber darüber habe ich, ob der köstlich verfassten und bis zum Schluss spannenden Geschichte, dann hinweg gesehen.
Mit diesem Band übertrifft sich Jonathan Stroud selbst, was seine berühmte Bartimäus-Reihe angeht. Herrlich witzig, göttlich ironisch und paradiesisch sarkastisch, verzaubert hier nicht nur der Dschinn seine Fans. Dem Autor ist es brillant gelungen mit einer abwechslungsreichen Geschichte, seiner regen Fantasie und lustigen Wortspielereien den Leser in eine Zeit und ein Reich zu versetzen, wo Macht, Magie und Ehre noch große Bedeutung haben.
Figuren
Grenzenloser Ehrgeiz, krankhafte Gier, das Streben nach göttlicher Macht und Neid auf Bessergestellte sind auch in diesem Band der Antrieb der von Jonathan Stroud zu Papier gebrachten Figuren. Egal ob es sich da um den König Salomo von Jerusalem, die Königin von Saba oder den ersten Zauberer in Salomos Reich, Khaba, handelt. Über Letzteren musste ich stets schmunzeln, wenn ich seinen Namen gelesen habe, da ich diesen - in Ermangelung anderen Wissens - schlicht wie Kaba, ja damit meine ich das braune Milchgetränk, ausgesprochen habe. Dieser Zauberer ist so von seiner Gier nach der höchsten Position im Lande zerfressen, dass er sich überschätzt und absolut überfordert ist, als er kurzzeitig in den meist begehrten Besitz Jerusalems - den Ring - kommt.
Dafür lernen andere Figuren aus ihren Abenteuern und wachsen an dem, was sie erleben und sehen. Die Wächterin Asmira ist hier ein wunderbares Beispiel dafür. Der Dschinn Bartimäus zeigt ihr mit seinen Wortspielereien, Fragen und Antworten eine Seite auf, die Asmira zuerst überhaupt nicht passt, stellt sie doch ihr ganzes bisheriges Leben, den Sinn dessen und ihre Existenz nun in Frage.
Aufmachung des Buches
Ich habe den vierten Teil als schwarz gebundenes Buch mit Schutzumschlag bei mir liegen. In der gewohnten optischen Aufmachung ist auch dieser Bartimäusband gehalten. Grundfarbe ist ein dunkleres Bordeauxrot, welches sich über den gesamten Schutzumschlag zieht. Auf dem Cover sitzt der Dschinn Bartimäus vor einem marmorierten Hintergrund in einem Spitzbogenfenster in der Form eines beflügelten Kobolds. In seinen Klauen hält er den Ring des Salomo.
Das Covermotiv wiederholt sich, hier allerdings kleiner, auf dem Buchrücken wieder. Auf der Rückseite des Buches steht ein kleiner Auszug aus der Geschichte selbst.
Im Buchinneren findet der interessierte Leser eine Auflistung aller Hauptpersonen sowie eine kleine Karte von Israel, Saba und deren Umgebung von 950 v. Christus.
Fazit
Genial! Der beste Bartimäus, den ich je das lustige Vergnügen hatte, zu lesen. Einfach unglaublich. Wer das Buch bisher noch nicht gelesen hat, dann nichts wie ran! Ich kann es nur wärmstens empfehlen.
Hinweise
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Backlist:
Band 1: Das Amulett von Samarkand
Band 2: Das Auge des Golem
Band 3: Die Pforte des Magiers