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Kategorie: Garten, Pflanzen

Zurück zu den Wurzeln, so lautet das neue Motto vieler leidenschaftlicher Gärtner und Gärtnerinnen. Stress und Hektik bestimmen immer häufiger unseren Arbeitsalltag. Für viele Menschen wird der Garten fernab von allem Trubel der Städte zum ruhenden Pol. Den Pelargonien und Dahlien beim Wachsen zuzusehen, mit dem Gemüse und Kräutern aus dem Garten zu kochen oder einfach die Ruhe unter dem Apfelbaum zu genießen, klingt nach tief empfundenem Glück. Ilga Eger hat Gartenliebhaber besucht, die solch einen Garten bereits ihr Eigen nennen und erzählt in sehr persönlichen Porträts von ihren Landgärten und Gartenerfahrungen.

 

Mein Traum vom Landgarten 

Autor: Ilga Eger/Gary Rogers
Verlag: Callwey Verlag
Erschienen: 18. Februar 2011
ISBN: 978-3-7667-1876-1
Seitenzahl: 174 Seiten

 


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Schon im Vorwort beschwört die Autorin den Gegensatz Stadt-Land herauf. Wobei Stadt für böse (Hektik, Stress, Moderne) und Land für gut (Ruhe, Entspannung, Tradition) steht. Der Witz ist allerdings, dass die Autorin mit ihren Porträts eigentlich das Gegenteil beweist. Mit einer Ausnahme sind die Gartenbesitzer Vertreter der Moderne, sie gehen eigene Wege, manchmal gegen den Strom (der direkten Umgebung), aber immer mit dem Fluss des Lebens. Ob der Garten nun in Norddeutschland liegt, bei Würzburg oder in Mecklenburg- Vorpommern, ist egal. Ilga Eger selbst liebt ihren Garten, weil sie dort nicht mehr denken muss, also abschalten kann. Die Bäuerin Elisabeth Lang dagegen geht in ihren Garten, wenn sie Klarheit in ihre Gedanken bringen möchte. So unterschiedlich die Gärtner, so unterschiedlich die Gärten. Zu einigen gehören auch Tiere – Hühner, Kaninchen und Schafe. Wichtig ist den Gärtnern und Gärtnerinnen, der Respekt und die Achtung vor der Natur und dazu gehört dann auch, dass sich z.B. Pflanzen  ihren Platz im Garten suchen dürfen. Also Gärtnern mit der Natur statt gegen sie.

Schade, dass die Autorin immer wieder diesen Gegensatz (Stadt/ Land), der eigentlich ein Klischee ist, darlegt und übersieht, dass sie sich selbst widerspricht, wenn sie z.B. beiläufig erwähnt, dass es in Berlin die meisten Imker gibt, weil in der Stadt genug "Bienenpflanzen" wachsen, wohingegen auf dem Land die industriellen Monokulturen in der Landwirtschaft vorherrschen. Da wurde die Chance neue Wege zu beschreiten vertan.

Ungefähr zwei Drittel des Buches widmet sich den Gärten und ihren Besitzern, das letzte Drittel bietet Hintergrundwissen zum Gärtnern (Was die Großmutter noch wusste), oder es werden  vergessene Gemüsesorten oder vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen vorgestellt. Der Leser lernt Unkraut kennen, das man essen kann, ebenso werden ein paar Tipps zu essbaren Blüten und Heilkräutern gegeben. Wer sich fürs Imkern interessiert, erfährt hier ein paar nützliche Basics.

Wie wird das alles nun an den Mann / die Frau gebracht? Die Texte von Frau Eger sind gut lesbar, launig und persönlich. Die Gärtner steuern noch ihre Garten-Erfahrungen bei, die immer gegen Ende des Porträts in einem farbig unterlegten Kasten zusammengefasst werden. Die Fotos von Gary Rogers sind sehr schön und stimmungsvoll. Sie sind häufig im Gegenlicht aufgenommen, vielleicht etwas zu oft. Natürlich zeigen die Fotos üppige Gärten, prächtig blühende Blumen und gesundes Gemüse, mit einer Ausnahme, die Tomaten der Autorin haben die Braunfäule. Das bleibt aber der einzige Stilbruch, ansonsten dürfen natürlich die beliebten Stillleben mit alten abgenutzten Toren, Tontöpfen und rostigem Werkzeug nicht fehlen. So toll das alles anzuschauen ist, finde ich doch, dass es etwas zu viel Mainstream ist, zuviel Gartenzeitschrift.

Man möge mir meine Kritik nachsehen, da ich mich nicht zur Zielgruppe zähle, denn Autorin und Verlag haben alle jene im Blick, die den Traum vom Landleben / Landgarten träumen und zum Träumen laden der Text und die Fotos nun wirklich, ganz und gar unleugenbar, ein.


Aufmachung des Buches
Das Format entspricht dem üblichen für Bildbände. Gebunden, mit rotem Einband. Das Cover fällt auch ins Auge – ein stimmungsvolles Foto von einem der vorgestellten Gärten. Interessant wird es, wenn man das Buch aufschlägt: Auf den ersten Blick sieht man ein noch grünes Kornfeld mit einem Baum im Hintergrund, dann erst bemerkt man die "Halbseite" und wenn man umblättert sieht man ein anderes Foto, denn nun durchschneidet ein betonierter Weg das Kornfeld und endet an dem erwähnten Baum. Schade, dass es nicht noch mehr davon gibt. Im Anhang findet man einige Internetadressen und die Bezugsquellen für die alten Blumen- und Gemüsesorten.

Gefallen hat mir, dass der Verlag den Bildband nicht in China drucken ließ, wie in letzter Zeit üblich.


Fazit
Ich möchte dieses Buch allen ans Herz legen, die Landgärten – Gärten auf dem Land – lieben.


4 Sterne


Hinweise
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