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Ein von Fantasie überbordender Pageturner:
Mit einem ungewöhnlichen, zu Herzen gehenden kleinen Hauptdarsteller, einem bartimäuszüngigen Helden der besonderen Art an seiner Seite und einem außergewöhnlich komischen Personal, das ihm die Kraft gibt, dem Bösen die Stirn zu bieten.

 

Das_Portal_der_Daemonen 

Originaltitel: The Gates
Autor: John Connolly
Übersetzer: Petra Koob-Pawis
Verlag: cbj
Erschienen: 08/2011
ISBN: 978-3-570-13991-2
Seitenzahl: 317 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der kleine Samuel zieht Halloween um ein paar Tage vor und klingelt, als Gespenst verkleidet, bei seinen leider vollkommen spaßarmen Nachbarn, den Abernathys. Doch leider stört er diese gerade bei einem höllischen Zeitvertreib und wird so ungewollt Zeuge eines dämonischen Auferstehungsrituals. So kommt es, dass sich Samuel plötzlich in der Schusslinie des Dämonen Baal wiederfindet, der seinem Herrn das Portal offen hält und dessen Ankunft in der Welt der Menschen vorbereitet. Doch Baal, in Form von Mrs. Abernathy, hat nicht mit der Klugheit und dem Ideenreichtum von Samuel gerechnet. Zudem befindet sich auch der Dämon und Geißel der Fünf Gottheiten, Nurd, in der Welt der Menschen, und dieser ist alles andere als ein böser Dämon.
Doch wird es Samuel gelingen, das Portal wieder zu schließen? Ein ungleicher Kampf beginnt, in dem sich die Menschen auf ganz unterschiedliche Weise wehren und kämpfen.


Stil und Sprache
Der Autor hat Das Portal in zwei unterschiedlichen Erzählformen geschrieben. Teilweise im auktorialen und teilweise im personalen Erzählstil der er, sie, es Form. Es gibt Stellen, da spricht der Autor seine Leser auch direkt als Autor an. Ein bestimmtes Schema oder nach welchen Gesichtspunkten er diese Perspektivwechsel macht gibt es nicht. Das passiert einfach so.
John Connolly hat eine rege Fantasie, daran besteht überhaupt kein Zweifel, doch in diesem Buch fehlt ihm eindeutig das gewisse Etwas. Er verliert sich zu oft in langatmigen Beschreibungen und verwirrenden Erklärungen. Zudem scheint er eine extreme Vorliebe für Bandwurmsätze zu haben. Diese sind teilweise so lang wie überflüssig. Der Autor beginnt mit einer Erklärung, gleitet dann in eine Vermutung, die er lang und breit ausführt, ehe er eine halbe Seite später wieder auf den eigentlichen Ausgangspunkt zurückkommt. Dabei verliert er dann so oft den Handlungsfaden, dass ich mich mehr als einmal gefragt habe, ob Herr Connolly seine Leserschaft, die Kinder und Jugendlichen, eigentlich für dumm hält. Was mich auch sehr störte, waren die vielen Fußnoten. Diese erstrecken sich oftmals über eine halbe Buchseite und sind sehr klein und eng gedruckt. Zwar enthalten sie viele interessante Informationen, aber auch genauso viel Unnötiges, das ich als Leser überhaupt nicht wissen wollte. Der eh schon etwas langsame Lesefluss wurde dadurch noch zusätzlich gestört. Sein Schreib- und Sprachstil ist dem von Bartimäus Autor Jonathan Stroud ungemein ähnlich, um nicht zu sagen fast schon identisch. Zwar bin ich nicht unbedingt ein Fan von Strouds Stil, doch im Gegensatz zu dem Verfasser dieses Buches hier hat Herr Stroud eine gewisse Eleganz sowie einen feinen Humor in seinen Geschichten, die Herrn Connolly völlig fehlen. Seine Ausdrucksweise ist stellenweise sehr plump, seine Vergleiche hinken, sein Erzählstil ist zu übertrieben und der verschmitzte Tonfall, der Stroud so zu eigen ist, fehlt hier völlig. John Connolly nimmt dem Leser leider jeden Raum für dessen eigene Fantasie.


Figuren
Bei den Figuren sieht es da schon etwas besser aus, wenn es auch nicht ausreicht, den Gesamteindruck zu retten. Was dem Autoren an Feinfühligkeit in seiner Handlung vollkommen fehlt, weisen seine Figuren dafür um so mehr auf. Da sind die Mutter von Samuel, seine Freunde und der Dämon Nurd oder das Ehepaar Mayer, die alle gleichermaßen schön zu Papier gebracht sind. Sie alle haben eine Leidenschaft für ein oder mehrere Dinge und sind bereit dafür zu kämpfen (ich denke da nur an die herrliche Szene, in der Mr. Mayer einen Dämonen mit einer Zange und einem Mülleimerdeckel bekämpft).
Samuel ist ein liebevoller, hochintelligenter kleiner Junge, der manchmal etwas über das Ziel hinausschießt, aber das Herz am rechten Fleck hat. Vor allem besitzt er eines: Mut.
Er genießt die Ruhe der Ferien, kann er doch endlich mal ganz für sich sein, auch wenn er ab und an den Babysitter ertragen muss. Sein treuer und steter Begleiter ist sein Hund Boswell, der in Sachen Mut seinem Herrchen in nichts nachsteht, und Samuel aus so manch kniffliger Situation hilft.

Was die Figuren des Bösen angeht, so hat das eigentliche Böse in Form des Großen Verderbers in dieser Geschichte nur zwei kleine Auftritte – welche der Leser auch nur nebenbei mitbekommt. Umso mehr Auftritte hat dafür sein Vorbote und Wegbereiter Baal, welcher der Leser in Form von Mrs. Abernathy kennenlernt (diese hat unwissentlich das Portal geöffnet und wurde von Baal verschlungen, da er die menschliche Lebenskraft als Energiequelle benötigt). Baal versucht auf jede nur erdenkliche Art Samuel zu erschrecken bzw. diesen aus dem Weg zu räumen, und ist dabei so einfallsreich wie erfolglos. Baal ist einerseits dafür verantwortlich das Portal offen zu halten und zuerst das Heer des Großen Verderbers in die Menschenwelt zu lassen, andererseits soll er den einzigen Zeugen, der nicht unter Kontrolle ist, vernichten. Nur unterschätzt Baal dabei den Willen des Menschen vollkommen, vom Verstehen der menschlichen Spezies mal gar nicht zu reden.


Aufmachung des Buches
Mir liegt zur Rezension ein kartoniertes persönliches Leseexemplar des Verlages vor, welches so nicht im Handel erhältlich ist.
In feurigen Farben gehalten, ist ein Dämonenkopf mit böse sprühenden grünlichen Augen und einem Maul zu sehen, dass das Tor zur Hölle bildet. Ein schaurig schönes Cover, das mir zwar nicht unbedingt zusagt, aber doch keinen Zweifel über den Buchinhalt lässt und ausgesprochen gut zur Geschichte passt.
Die Rückseite des Leseexemplars weist einige Kritiken auf, die ich selbst leider nur bedingt teilen kann. Eine Inhaltsangabe im direkten Sinne gibt es nicht.


Fazit
Ich wusste am Ende nicht, ob ich lachen (ob der maßlosen Überzogenheit des Schreib- und Sprachstils) oder weinen sollte. Hier wurde mit Bravour ein toller Ansatz im Keim erstickt, und ein liebevoller Protagonist mit einer alles überlagernden Wortflut buchstäblich zu Tode geschrieben. Von einem "überbordenden Pageturner" für Kinder ab 10 kann hier bei weitem nicht die Rede sein.


1 Stern


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