Smaller Default Larger

Ein heißer Sommer. Juan Pérez Pérez freut sich auf die Ferien mit seinen Kindern. Doch just vor der Abreise erklären ihm die Chefs, dass das Urlaubsziel nun ein FKK-Campingplatz sei, Der Pharmavertreter kann sich ihnen nicht widersetzen – denn er hat eine zweite Persönlichkeit, von der sonst niemand weiß: Er ist die Nummer 3 einer internationalen Killer-Organisation.

 

Wir_toeten_nicht_jeden 

Originaltitel: Matar y guardar la ropa
Autor: Carlos Salem
Übersetzer: Ilse Layer
Verlag: dtv
Erschienen: 01. Juni 2011
ISBN: 978-3-423-21302-8
Seitenzahl: 288 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Juan will nichts weiter, als einen Monat mit seinen Kindern Urlaub machen. Denn diese sieht er kaum noch, seit er sich von seiner Frau getrennt hat. Doch just einen Tag, bevor der Urlaub starten soll, erhält er einen neuen Auftrag. Es ist nicht so einfach, seinem Chef zu erklären, dass man nicht kann, wenn man ein Auftragskiller ist. So kommt es, dass Juan gute Miene zum bösen Spiel machen muss und samt seiner Kinder auf einem FKK-Campingplatz landet, wo seine Mission ausgeführt werden soll. Wenigstens soll er bloß jemanden observieren und nicht gleich töten. Doch schon bald trifft ihn der nächste Schlag: die Autonummer der zu beschattenden Person gehört seiner Ex-Frau, die anscheinend mit ihrem neuen Lover auf eben diesem Campingplatz Urlaub macht. In Juans Kopf bilden sich immer mehr Fragezeichen. Hat man es auf seine Frau abgesehen? Auf ihren neuen Freund? Oder vielleicht sogar auf ihn selber?

Wer glaubt, dass man als Auftragskiller eine ruhige Kugel schieben kann, bloß weil man nur jemanden beschatten muss, der hat sich gewaltig getäuscht. Es scheint zwar, als wäre es mehr Vergnügen als Arbeit, zumal man sich auch noch an einem Urlaubsort befindet, doch es ist ein knallharter Job. Es ist gar nicht so leicht, ein Mann mit zwei Gesichtern zu sein, wenn die ganze Familie dabei ist. Eskalation vorprogrammiert!


Stil und Sprache
Nummer 3, auch Juan Pérez Pérez genannt, schildert die Vorkommnisse aus seiner Sicht, so dass der Leser im Grunde selber in eine andere Identität schlüpft. Er erzählt die Geschichte nämlich so lebhaft, dass man geneigt ist zu glauben, es handele sich um die eigene. Viel Handlung ist nicht vorhanden, es geht schlicht und einfach um eine Observierung, die Juan in seinem Urlaub vornehmen soll. Alles weitere spielt sich um diese Information herum ab.

Anfangs gibt es ein wenig zu viel Vorgeplänkel und man fragt sich dann doch, ob es sich tatsächlich um einen Kriminalroman handelt. Man fällt zwar fast vor Lachen vom Stuhl, die Spannungselemente sucht man jedoch vergebens. Glücklicherweise ändert sich dies noch im ersten Drittel und endlich tritt die erwartete Spannung ein, die sich dann auch kontinuierlich steigert - jedoch ohne den Witz, der das gesamte Geschehen auflockert, zu verdrängen.

Obwohl die Grundidee in einem Satz zusammengefasst werden kann, baut der Autor ein enormes Geflecht um diese eine Situation. Schlussendlich weiß man gar nicht mehr, wer Freund und wer Feind ist und wem man überhaupt noch trauen kann. Es scheint keine Person in diesem Spektakel zu geben, die wirklich die ist, die sie vorzugeben scheint, was es so schwierig macht, das Gebilde zu durchschauen. Das soll man natürlich auch nicht, denn der Leser soll bis zum Schluss unwissend bleiben, was auch nahezu hundertprozentig gelingt. Das ein oder andere Detail ist zwar so offensichtlich, dass man schon vorhersehen kann, wie es im Endeffekt zur Auflösung passt. Das meiste jedoch bleibt auch dem geübtesten Krimileser verborgen.


Figuren
In diesem Buch dreht sich alles um Juan Pérez Pérez, besser gesagt, Nummer 3. Ein unauffälliger Zeitgenosse, der scheinbar keiner Fliege etwas antun kann. Doch dies ist nur eine Maske, denn eigentlich ist er Auftragskiller, und er ist einer der besten. Er will eigentlich nur mit seinen Kindern einen ruhigen Urlaub verbringen und ihnen ein guter Vater sein, doch sein Job erfordert ständige Einsatzbereitschaft. So muss er versuchen, seine Arbeit zu erledigen und gleichzeitig seine Maske aufrecht zu erhalten. Juan ist ein absoluter Sympathieträger. Sein unscheinbares Ich verleitet beinahe dazu, dass man sich unbedingt um ihn kümmern will. Denn es macht den Anschein, als könne er nicht für sich alleine sorgen. Doch bald ist klar, dass dies nur der äußere Eindruck ist und er eigentlich ein ganz anderer ist, der sehr wohl für sich zu sorgen weiß. Doch das macht ihn nicht weniger sympathisch, denn nun hat man gleichzeitig das Gefühl, dass er ein sehr guter Beschützer ist. Es zeigt außerdem, dass ein Mann mehrere Gesichter haben kann und weiß, wie er sie einzusetzen hat. Durch die Erzählung aus der Ich-Perspektive Juans fühlt man sich ganz schnell in ihn hinein versetzt. Die lebhafte Darstellung der Ereignisse verleitet dazu, dass der Leser glaubt, seine eigenen Erlebnisse zu verfolgen.

Auch wenn man von den Charakteren, die Juan mal mehr, mal weniger nahe stehen, nicht weiß, was man zu halten hat, so hat doch jede Person eine Eigenschaft, die sie unverkennbar macht. Es scheint, als würde sich jeder in Juans Gegenwart verstellen, doch es gibt immer wieder Merkmale, die sich wieder finden, egal wie eine Person sich gerade gibt. Die Identifizierung mit anderen Figuren findet nicht statt, einfach weil es die Perspektive nicht zulässt. Dennoch geraten sie nicht allzu schnell in Vergessenheit, denn sie bzw. ihre Handlungen regen nicht nur Juan unheimlich zum Nachdenken an.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch aus dem dtv-Verlag besitzt ein recht düsteres Cover. Es scheint, als wäre es Nacht, da der komplette Hintergrund schwarz ist. Nur eine kleine Stelle ist ausgeleuchtet, in der man Sand erkennen kann. Zudem befinden sich ein Eimer mitsamt Muscheln, ein Schäufelchen und eine Pistole im Fokus des Betrachters, die den Zusammenhang zum Inhalt deutlich machen. Lässt man die Pistole einmal außen vor, denkt man schließlich gleich an Urlaub. Im Grunde ist es ein eher schlichtes Cover, das aber gerade dadurch die Blicke auf sich zieht und Neugierde weckt.


Fazit
Ein absolut empfehlenswertes Buch. Auch wenn man nicht immer so genau weiß, ob man nun in einem Krimi oder einer Komödie gelandet ist. Es wird zumindest nie langweilig und das ist die Hauptsache. Eine gute Mischung aus Witz und Spannung, die eindeutig dazu beiträgt, dass man unbedingt mehr von diesem Autor lesen möchte.


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo