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Kategorie: Biografien

Seit er seine Kandidatur für das Amt des amerikanischen Präsidenten angemeldet hat, begeistert Barack Obama die Menschen: Mit ihm würde ein junger, schwarzer Demokrat ins Weiße Haus einziehen, der eine neue, faire Außenpolitik verspricht und für eine gerechte Gesellschaft kämpfen will. Aus seinem Mund klingen solche Aussagen glaubwürdig, denn er hat die Welt von allen Seiten kennengelernt – und darüber ein Buch geschrieben.

Sein Vater kehrte nach Kenia zurück, als Barack noch ein kleines Kind war. Die Mutter zog mit ihm nach Indonesien, wo er unter ärmlichen Verhältnissen lebte. Als Jugendlicher zurück in den USA, musste Barack erleben, wie er wegen seiner Hautfarbe diskriminiert wurde. Diese Erfahrungen der Erniedrigung weckten seinen Ehrgeiz, der ihm zunächst eine glänzende juristische Laufbahn in Harvard eröffnete und dann seinen furiosen Aufstieg als Politiker begründete. Wie kein anderer konnte er Wähler mobilisieren, die sich schon längst enttäuscht von der Politik abgewandt hatten. Wer nun die Geschichte seiner Familie liest, spürt nach wenigen Seiten, dass in diesem Obama auch ein begnadeter Erzähler steckt. Sein Buch muss den Vergleich mit anderen großen Familienromanen nicht scheuen – und sein Autor hat eine große politische Zukunft, egal, wie die Wahlen ausgehen werden.

 

  Autor: Barack Obama
Verlag: Hanser
Erschienen: 02/2008
ISBN: 978-3-446-23021-7
Seitenzahl: 448 Seiten 


Stil und Sprache
Erstmals veröffentlicht wurde das Buch bereits 1995, neun Jahre später folgte dann eine Neuauflage. Der englische Originaltitel „Dreams from my father“ ist wesentlich passender als der deutsche Titel, denn Barack Obamas kenianischer Vater, den er kaum gekannt hat, zieht sich durch das gesamte Buch. Wie so viele Kinder aus binationalen und zudem noch gemischtrassigen Beziehungen wird deutlich, dass der zukünftige amerikanische Präsident in seinen jungen Jahren immerzu auf der Suche nach seiner Identität und seinen Wurzeln war. Dennoch fliegt er erst nach dem Tod seines Vaters als Erwachsener erstmals nach Kenia, um den dort lebenden Teil seiner Familie kennen zu lernen und natürlich, um mehr über seinen Vater zu erfahren. Barack Obamas Eltern trennten sich, als er noch sehr klein war, seinen Vater sah er nur einmal wieder, als dieser den zehnjährigen Barack auf Hawaii besuchte. Im ersten Teil des Buches berichtet Barack Obama von seiner Kindheit und Jugend, die selbst für amerikanische Verhältnisse mit vielen Umzügen und gravierenden Veränderungen der Familiensituation verbunden war. Er erzählt von den Jahren in Indonesien, der Heimat des zweiten Mannes seiner Mutter. Es folgt die Schulzeit auf Hawaii, wo Barack in eine Schule geht, die fast ausschließlich von Weißen besucht wird und ihm erstmals bewusst wird, dass er anders ist und deswegen nicht von allen akzeptiert wird. Während seiner Collegezeit in Los Angeles beschäftigt er sich intensiv mit der Schwarzenbewegung in den USA. Mit Anfang 20 geht er nach Chicago und macht dort Stadtteilarbeit in Vierteln, die hauptsächlich von Schwarzen bewohnt sind. Dort lernt er, Rückschläge einzustecken und mit den unterschiedlichsten Menschen zusammenzuarbeiten.

Barack Obama kommt in seinem Buch ohne die nichts sagende Rhetorik aus, derer sich so viele Politiker bedienen, wenn sie sich darstellen wollen, aber inhaltlich wenig zu sagen haben. Er schreibt in einfachen und verständlichen  Worten und bringt doch alles auf den Punkt, so dass sich das Buch fast wie ein Roman liest. Man spürt, dass hier ein junger Mann zur Feder gegriffen hat, der seine Leser an seinen Gedanken und Gefühlen teilhaben lässt und sich nicht scheut, Fehler zuzugeben und auch von dem ganz normalen Quatsch berichtet, den die meisten Menschen in jungen Jahren machen und dann gerne unter den Tisch kehren. So wissen wir nun, dass die USA einen Präsidenten haben, der zu Collegezeiten Hasch geraucht hat. Gleichzeitig werden Barack Obamas soziales Engagement, seine Nachdenklichkeit und Kompromissfähigkeit deutlich, die ihm im Präsidentschaftswahlkampf so viele Pluspunkte eingebracht haben und die seine Amtszeit hoffentlich bestimmen werden.


Aufmachung des Buches
Mein Exemplar ist die gebundene Buchclub-Ausgabe des Bertelsmann-Verlages. Auf dem Schutzumschlag ist ein großes Bild von Barack Obama als Erwachsenen zu sehen sowie darunter drei kleine Fotos, die ihn als Kleinkind mit seiner Mutter, als jungen Mann mit seinen Großeltern und als zehnjährigen mit seinem Vater zeigen. Das Buch hat insgesamt 19 Kapitel und ist in drei große Teile gegliedert: Kindheit, Chicago und Kenia. Weitere Fotos im Innenteil gibt es leider nicht.


Fazit
Kurz und knapp: Das Buch ist absolut lesenswert und wer den Menschen hinter dem Präsidenten kennen lernen möchte, sollte es sich unbedingt anschaffen.


5 Sterne


Hinweise
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