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Claire ist glücklich mit Pierre verheiratet und Mutter von zwei Kindern – und doch beschäftigt sie beinahe täglich die Frage, wie es wäre, wenn sie ihrem Jugendschwarm D. wiederbegegnete, dem Mann, der als Erster Lust und Begierde in ihr auslöste. Wenn sie die Möglichkeit bekäme, mit ihm ihre erotischen Phantasien auszuleben. Eines Tages begegnet sie ihm unverhofft …

 

Eine_Nacht_im_Fruehling_am_Meer 

Originaltitel: L'Amant inachevé
Autor: Gaëlle Guernalec-Levy
Übersetzer: Nathalie Mälzer-Semlinger
Verlag: Aufbau
Erschienen: 2011
ISBN: 978-3-7466-2631-4
Seitenzahl: 148 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Claire steht mit Mitte Dreißig mitten im Leben. Sie ist glücklich verheiratet, hat zwei Kinder, ihren Traumjob und muss nicht aufs Geld achten. Und doch ist sie unzufrieden. Es quält sie die Erinnerung an ihre erste große Liebe, an den Mann, der das erste Mal Verlangen in ihr ausgelöst hat, das aber nie von ihm befriedigt wurde. Gelegenheiten für körperliche Annäherungen gab es damals mit 16 Jahren viele: gemeinsame Partys bei Freunden, aber leider nie private Treffen. So mussten erste zärtliche sexuelle Versuche immer wegen irgendwelcher Störungen abgebrochen werden. Es kam nie zur endgültigen Vereinigung und damit Befriedigung ihres Verlangens. Als sie ihn unverhofft nach all den Jahren in einem Club wieder trifft, erwacht die Lust erneut und sie setzt alles daran ihr Verlangen von damals, das an Intensität nichts verloren hat, zu stillen.


Stil und Sprache
Jeder hat sicherlich Erinnerungen an seine oder ihre erste große Liebe, an das Verlangen nach körperlicher Annäherung, aber gleichzeitig der Angst vor dem noch Unbekannten. Bei Frauen bzw. Mädchen ist dies sicherlich ausgeprägter als bei Jungs oder Männern, haben sie doch dabei deutlich mehr zu verlieren. So ist es auch bei Claire die Angst ihre Unschuld zu verlieren – das Blut, die Schmerzen – , die regelmäßig verhindern sich ihrem Verlangen nach D. hinzugeben. Das Spielchen geht eine ganze Weile, immer kommt irgendetwas dazwischen, immer geht das Spiel etwas weiter und steigert damit die Lust auf mehr - auf alles. Die Autorin beschreibt dies sehr intensiv und eindringlich, wird beim Beschreiben der Sexszenen aber nie vulgär, sondern bleibt stets auf einer sinnlichen, das Interesse weckenden, Ebene, die - das lässt sich nicht leugnen - die Lust bei einem selbst anregt.
Fast schon philosophisch lässt sie die beiden Figuren mit sich und ihrem Körper umgehen, steigert das Verlangen mit ihren Worten, um dann jäh abzubrechen. Einfach nur faszinierend und fesselnd zugleich. Erst nach vielen Jahren erlöst sie Claire, die die ganze Zeit an D. denken musste - jedoch nicht, um ihr Verlangen und ihre Angst erneut zu schüren. Schließlich ist Claire mittlerweile verheiratet und hat zwei Kinder.

Die Autorin beschreibt die Orte und vor allem ihre Szenen fast schon malerisch, aber immer in einer Intensität, die den Leser förmlich in die Geschichte saugt. Man riecht selbst den Schweiß des Partners, spürt die Erregung und die Lust der Protagonisten. Selbst der Spaziergang am Meer, den Claire nackt und ohne Höschen beschreitet, wird zu einem Erlebnis, das sich einprägt und den Wunsch weckt dies selbst zu erleben. Es ist selten, dass mich ein Roman so sehr mitgerissen hat. Wahrscheinlich liegt es daran, dass die Autorin zumindest am Anfang autobiografisch schreibt und quasi erst später in die Fiktion abschweift. Ein ganz besonderes Erlebnis - und ich freue mich auf mehr von dieser Autorin.


Figuren
Die Protagonisten sind überschaubar. Es gibt nur drei – aber die haben es in sich. Am leichtesten zu beschreiben ist Pierre, Claires Mann: weltoffen und bedingungslos in seine Frau verliebt, denn anders kann man es sich nicht erklären, dass er Claire ermöglicht, ihr Verlangen zu stillen. Er bereichert sich aber auch an ihrer Lust, die auch ihn nicht kalt und in das Spiel mit einstimmen lässt.
D. Claires erste große Liebe, war mit 16 ein cooler, souveräner Junge. Der Schwarm aller Mädchen, der Claire mit seiner direkten Art beeindruckt hat. Doch die Art war wohl nur gespielt, in Wirklichkeit hat er mit seinem Verhalten nur versucht seine Unsicherheit zu überspielen. Claire malt sich aus was er für ein Leben geführt haben muss, und ist überrascht, als sie erfährt, dass er nur Taxifahrer ist. Auch ihre Vorstellung von dem Jungen von damals wird nicht ganz erfüllt, einzig das körperliche Verlangen ist nach wie vor ungezügelt. Auch D. hat dieses Verlangen, schon damals war er von ihrer Figur beeindruckt und ist es immer noch. Claire selbst wird seit damals von dieser Obsession geplagt. Sie will sich unbedingt diesem Mann hingeben, dem Mann, der dieses Verlangen in ihr geschürt hat. Lange Zeit hatte sie das Gefühl unterdrückt und erst als sie ihm zufällig begegnet bricht es wieder aus ihr heraus. Die Lust steigert sich ins Unermessliche und gipfelt in einem Wochenende zu Dritt, bei dem sie ihren Hunger stillen kann.

Die Autorin zeichnet passend zu ihrer Geschichte sehr sinnliche und interessante Charaktere. Der Leser versteht sofort, warum diese Erregung zustande kommt und spürt diese selbst.


Aufmachung des Buches
Das dünne Taschenbuch ist der optimale Begleiter in den Urlaub. Das Cover in leichten Pastellfarben gehalten wirkt sehr sinnlich und zeigt die nackten Beine einer Frau, die rücklings auf dem Boden liegt. Das Bild weckt die Phantasie des Lesers und stimmt sehr gut auf den Inhalt ein.


Fazit
Ein sehr sinnlicher, erotischer aber zugleich nachdenklicher Roman. Literatur der Spitzenklasse, die zum Träumen einlädt. Wen dieser Roman nicht anregt, der sollte sich Gedanken machen.


5 Sterne


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