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Mädchen verschwinden, die Lage ist klar, der Fall scheint gelöst …
Wer glaubt, schon alles gelesen zu haben, wird in HEXENSPIEL eines Böseren belehrt. Manfred Koch verbindet die besten Elemente der großen österreichischen Erzähltradition mit der mitleidlosen Betrachtungsweise von Patricia Highsmith und Dashiell Hammett. Das Resultat ist ein Psychokrimi, nach dessen Lektüre man unter dem Bett nachschaut …

 

Hexenspiel 

Autor: Manfred Koch
Verlag: molden verlag
Erschienen: April 2011
ISBN: 9783854852919
Seitenzahl: 163 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Im beschaulichen Salzburg werden zwei Mädchen, Daniela und Sandra, 14 Jahre alt, von ihren Eltern als vermisst gemeldet. Immer schwarz gekleidet, satanistisch angehaucht, verfolgten die beiden Mädchen ein „Hexenspiel“ mit schrecklichem Ergebnis. Die Presse vermutet eine Sexualstraftat, berichtet schonungslos und verbreitet mit reißerischen Schlagzeilen Angst und Unmut unter der Bevölkerung. Sie setzt die ermittelnde Polizei unter Druck und Polizeiinspektor Klaus Wagner, gerade zu Beginn seines 14-tägigen Urlaubes, kann sich dem nicht entziehen. Montag bis Freitag, fünf Tage im Leben des Klaus Wagner, die alles verändern. Er muss sich in erster Linie um seine alleinlebende, 86-jährige, stark demenzkranke Mutter kümmern. Dann knüpft er erneuten Kontakt zu seiner früheren Freundin Chris und versucht, sie wieder zu gewinnen. Und auch der Fall um die beiden Mädchen lässt ihn nicht los. Er verfolgt die Ermittlungen. Schnell ist ein Verdächtiger gefunden, doch statt der Mädchen findet man nur dessen Leiche. Wagner kämpft indessen mit seinen Gefühlen, mit unverarbeiteten Kindheitstraumata und stößt am Ende auf eine Wahrheit, die auch den Leser frösteln lässt…


Stil und Sprache

Manfred Koch hat einen ganz eigenen Erzählstil. Er beschreibt die einfachen, alltäglichen Dinge so präzise und genau, mit soviel Hintergrund und Tiefsinn, dass selbst im Bruch einer Kaffeetasse oder im Essen einer Hähnchenkeule Unglaubliches zu Tage kommt. Schon der Prolog fesselt den Leser in jedem Satz. Er beschreibt die letzten Empfindungen eines der beiden Mädchen, ihre Verzweiflung und ihren stillen Ruf nach ihrer Mam. Dann folgen fünf Tage, Montag bis Freitag, und deren Geschehnisse. Koch benutzt gleich mehrere verschiedene stilistische Raffinessen. So zieht sich durch das gesamte Buch, angefangen auf dem Cover und über jedes Kapitel hinweg, eine Ameisenstraße, deren tiefgehende Bedeutung zum Ende hin erst klar wird. Horror vom Feinsten! Diese Bilder lassen einen so schnell nicht mehr los und die possierlichen, kleinen Tiere erscheinen plötzlich in ganz anderem Licht. Schlagzeilen der Presse werden von Koch an verschiedenen Stellen geschickt eingebaut, auch wird das Tagebuch der 9-jährigen Bettina, die mit den beiden vermissten Mädchen befreundet war, zitiert und so in kindlichem, unschuldigen Ton deren schreckliche Handlungen offenbart. Ein Thriller, der mit wenig tatsächlich greifbarem Inhalt und Geschehen so psychologisch dicht und fesselnd geschrieben ist, dass er den Leser schockiert zurücklässt. Manche Szenen sind wirklich so einprägend, so schockierend im Detail, man möchte sie nur ungern nochmals durchleben.


Figuren

Manfred Kochs Figuren sind mehrdimensional, nicht leicht zu verstehen und in sich sehr komplex. Sie sind psychologisch sehr fein herausgearbeitet, hinterlassen beim Leser ein vielschichtiges Bild mit einigen noch offenen Fragezeichen.

Klaus Wagner, der Polizeiinspektor, der in erster Linie seinen Urlaub genießen will und eigentlich so gar nichts mit dem Fall der Mädchen am Hut haben möchte, wird doch immer mehr mit hineingezogen. Er fühlt sich für seine demenzkranke Mutter verantwortlich, hat aber mit seinen nicht verarbeiteten Kindheitserinnerungen sehr viel zu tun und daraus resultierend ein eher angespanntes Verhältnis zu seiner Mutter. Er scheint eher zurückgezogen, auch einsam, und versucht nun wieder zu seiner ehemaligen Freundin Chris eine Beziehung aufzubauen.

Christina, Kellnerin beim nahegelegenen Lindenwirt, seit drei Jahren von Klaus Wagner getrennt und inzwischen nach gescheiterter Beziehung wieder an Klaus interessiert, bringt ihn dazu, sich um den Fall der Mädchen zu kümmern. Maria Wagner, Klaus Wagners 86-jährige, demenzkranke Mutter, lebt in der Vergangenheit, sieht in jedem Fremden eine Bedrohung und verdächtigt ihren Sohn, dass er sie um Haus und Garten bringen möchte, in ein Pflegeheim abschieben. Sie tut alles, um dies zu verhindern.


Aufmachung des Buches
Das gerade mal 163 Seiten umfassende, gebundene Buch hat es wirklich in sich, sowohl was die Gestaltung betrifft als auch inhaltlich. Das Cover zeigt eine Ameisenstraße, aus der eine Ameise ausbricht und eine andere Richtung einschlägt. Es ist noch nicht zu ersehen, ob die Nachkommenden ihr folgen oder geradeaus weiterlaufen. Die Ameisen führen ihren Weg durch das gesamte Buch, stehen an jedem Kapitelbeginn und auch am Ende. Ihr schockierender, tieferer Sinn wird erst zum Ende hin klar und erscheinen mir seither noch um einiges ekliger als schon zuvor.


Fazit

Ein Psychokrimi im wahrsten Sinne des Wortes. Hier geht es nicht um große Handlungen, verstrickte Beweisführungen. Der Teufel liegt im Detail, in der einzelnen, subtil und schockierend beschriebenen Situation. Wirklich lesenswert!


4 5 Sterne


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