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Kategorie: Fantasy, Mystery, Vampire

Auf den Spuren ihrer verstorbenen Eltern reist die junge Halbvampirin Emmaline durch Europa. In Paris begegnet ihr der gut aussehende, wenn auch reichlich ungehobelte Lachlain MacRieve, der Anführer des schottischen Klans der Lykae. Nach hunderten Jahren der Einsamkeit ist Lachlain fest davon überzeugt, dass Emmaline seine Seelengefährtin ist, obwohl er Vampire eigentlich zutiefst verabscheut. Er entführt sie auf seine Burg in Schottland, um sie zu seiner Geliebten zu machen. Emmaline fühlt sich von Lachlains ungezähmter Leidenschaft abgestoßen und verfällt doch mehr und mehr seiner dunklen Verführungskunst ...

 

 

Autor: Kresley Cole
Verlag: Egmont Lyx
Erschienen: 09/2008
ISBN: 978-3-8025-8174-8
Seitenzahl: 444 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Lachlain MacRieve, König der Lykae, wird seit 150 Jahren von seinen Todfeinden, den Vampiren, in den Katakomben tief unter Paris gefangen gehalten und gefoltert. Er ist schon über 1000 Jahre alt und beinahe genauso lang auf der Suche nach der Einen, seiner Gefährtin. Und eines Tages kann er sie in den Straßen über seinem Gefängnis wittern. Das gibt ihm endlich die Kraft, sich zu befreien.
Emmaline, die Tochter einer Walküre und eines Vampirs, hält sich in der französischen Hauptstadt auf, um Informationen über ihre verstorbenen Eltern zu sammeln. Eines Abends stürmt ein bedrohlich wirkender Werwolf auf sie zu und nimmt sie gegen ihren Willen mit.
Lachlain, der es nicht fassen kann, dass seine Seelengefährtin dem Volk seiner größten Feinde angehören soll, verhält sich in seiner Wut der verängstigten jungen Halbvampirin gegenüber äußerst brutal und anmaßend. Er muss dringend in sein Schloss nach Schottland heimkehren, kann sich allerdings auch nicht dazu entschließen, Emma gehen zu lassen. Deshalb nötigt er sie, ihn zu begleiten. Zum ersten Mal in ihrem Leben alleine fern der Heimat und getrennt von ihren Tanten, den Walküren, muss sie sich nicht nur gegen Lachlains Angriffe und die Vorurteile der Angehörigen seines Volkes zur Wehr setzen, sie wird auch verfolgt von Vampiren, die plötzlich aus dem Nichts auftauchen, um ihrer habhaft zu werden.


Stil und Sprache
Kresley Cole hat sich mit “Nacht des Begehrens“ nun auch in den stetig wachsenden Kreis ihrer Kolleginnen begeben, die sich nach dem Schreiben von Liebesromanen am paranormalen Genre versuchen. Und ich durfte erfreut feststellen, dass sie diese Herausforderung mit Bravour meistert. Denn ordnete ich die aus ihrer Feder stammenden historischen Liebesromane, die ich bisher gelesen habe, als eher durchschnittlich ein, so wurde ich von diesem Werk absolut positiv überrascht.

Die Geschichte beginnt mit einem Prolog, den sie im Präsens verfasst hat und dadurch den Leser sofort ins Geschehen zieht. Im weiteren Verlauf versteht sie es hervorragend, mit spannenden Abläufen und überraschenden Wendungen, die keinerlei Raum für Langeweile lassen, derart zu fesseln, dass die Seiten nur so umfliegen. Man taucht ein in eine Welt, die voll ist von Werwölfen, Vampiren, Walküren und anderen mystischen Kreaturen. Dort geht es zwar überwiegend düster und oftmals brutal zu, doch darf man auch ab und an ein wenig schmunzeln. Und nebenbei gelingt es Cole sogar auf das, auch in ihrer Welt bestehende, Problem von Vorurteilen hinzuweisen.

Emmas und Lachlains Liebesbeziehung entwickelt sich erst spät in die romantische Richtung; die Erotikszenen sind recht deftig beschrieben.


Figuren
Lachlains Charakter ist sehr vielschichtig angelegt und es macht Spaß, ihn zu erforschen. Sein anfänglich überaus ruppiges Verhalten Emma gegenüber lässt seine Frustration beinahe greifbar werden. Er hadert mit einem Schicksal, das ihm eine Angehörige ausgerechnet des Volkes als Gefährtin zuteilt, welches ihn über lange Zeit so schlimm gequält hat. Er geht sogar so weit, dass er sich kurz einredet, einem Irrtum aufgesessen zu sein. Doch trotzdem kann er es nicht verhindern, dass diese zarte, verschreckte Frau ihn ganz langsam vereinnahmt, sein Innerstes berührt und mit ihrer Liebe hilft, die Bestie, die jedem männlichen Lykae innewohnt, in Schach zu halten. Um es etwas krass auszudrücken: Durch Emma mutiert der furchterregende böse Wolf allmählich zu einem sich nach ihr verzehrenden, etwas gezähmten, aber auch sehr besitzergreifenden Hündchen.
Im Gegenzug muss Emmaline feststellen, dass unvermutete Kräfte in ihr schlummern, die Lachlain zutage fördert. Sehr schön zu beobachten ist die Entwicklung der scheuen und überängstlichen Vampir-Walküren-Hybride, die sich zu Beginn selbst als Feigling bezeichnet und sich Lachlains anfänglichen brutal-sinnlichen Übergriffen kaum zu erwehren weiß, in eine selbstbewusste, kriegerische (Halb-) Vampirlady.

Kresley Cole hat zwei sehr lebendig wirkende, sich aufs Beste ergänzende und authentische Hauptprotagonisten erschaffen.

Von den Nebenfiguren sind vor allem Emmas Tanten erwähnenswert. Jede einzelne der Walküren ist mit anderen besonderen Fähigkeiten ausgestattet und seltsamen Eigenarten versehen. Ihr schrulliges Verhalten verleitet mehr als ein Mal zum Grinsen. Doch treten sie in so hoher Zahl auf, dass ich beinahe das ganze Buch über benötigte, um sie kennenzulernen und voneinander zu unterscheiden.


Aufmachung des Buches
Wie an dieser Stelle schon mehrmals von mir betont, präsentieren sich die Covers der Taschenbücher aus dem Hause Egmont Lyx oft mit viel Liebe zum Detail und größtenteils stimmig zum Inhalt. So auch in diesem Fall. Im Hintergrund der riesige Vollmond, der zur Hälfte auch die Rückseite ziert, sowie das Schloss und im Vordergrund das Paar und sogar die Schrift des Buchtitels passen in der Tat sehr gut zu der Geschichte. Da ich es liebe, wenn die auf den Einbänden abgelichteten Models vom Aussehen her den Hauptprotagonisten ähneln, muss ich allerdings bemängeln, dass Emma, im Gegensatz zu der abgebildeten Frau, von sehr zarter Statur und außerdem blond ist.
Klappt man die von mir ebenfalls schon beschriebenen Innenklappen heraus, erkennt man, dass sogar die Innenseiten des Einbandes sehr schön gestaltet sind. Hier wiederholt sich nämlich das Hintergrundbild auf der vorderen sowie spiegelverkehrt auf der hinteren Innenseite.

Das Buch beginnt mit einem Prolog, dem sich 36 Kapitel anschließen. Auf den letzten Seiten werden unter der Überschrift “Aus dem Buch des Mythos“ für die Geschichte relevante Begriffe erklärt. Das ist für den Leser sehr hilfreich, wenngleich dieser Abschnitt vor dem Prolog besser platziert wäre.


Fazit
“Nacht des Begehrens“ ist der gelungene Auftakt zu einer neuen Serie, der bereits ab der ersten Seite in seinen Bann schlägt. Man wird hineingezogen in eine spannungsgeladene und vor Erotik knisternde Story. Faszinierende Charaktere und stimmige Handlung tun ihr Übriges, um so lange zu fesseln, bis die letzte Zeile gelesen, die letzte Seite umgeschlagen ist. Und man muss – so jedenfalls erging es mir – gegen den Drang ankämpfen, gleich wieder von vorn zu beginnen. Lediglich die etwas unüberschaubare Vielzahl der Nebenfiguren veranlasste mich, bei der Gesamtbewertung einige Abstriche zu machen.


4 5 Sterne


Hinweise
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