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Kategorie: Thriller

Drei Männer, drei Schicksale: Ein fanatischer Exsöldner, ein gestrauchelter Polizist und ein unvorsichtiger Drogendealer, sie alle sind Einzelkämpfer in einer immer brutaler werdenden Umgebung und kämpfen ums Überleben. Doch es gibt einen, der die Fäden zieht, der große Pate der Unterwelt, Radovan Kranjic. Als ein grausam verstümmelter Toter gefunden wird, die Ermittlungen aber verschleiert werden, kreuzen sich die Wege der drei Protagonisten.

„Er grinste breit. Zielte auf Mahmuds Stirn. Ein Einrasten, als der Hahn gespannt wurde. Mahmud schloss die Augen. Begann erneut zu beten. Dann nahm die Panik überhand. Die Blitze vor den Augen kamen zurück. Sein Herz pochte so laut, dass ihm fast das Trommelfell platzte. Es klickte ...“

 

Mach_sie_fertig 

Originaltitel: Aldrig fucka Upp
Autor: Jens Lapidus
Übersetzer: Antje Rieck-Blankenburg
Verlag: Scherz
Erschienen: 08. Juni 2011
ISBN: 978-3-502-10194-9
Seitenzahl: 592 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Mahmud, Niklas und Thomas: Drei Typen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch gibt es einen gemeinsamen Punkt in ihrem Leben, an dem sich ihre Wege kreuzen werden. Ein Toter wird, grausam zugerichtet, in einem Keller gefunden. Die Identität ist zunächst nicht festzustellen, da sowohl Zähne als auch Fingerkuppen entfernt wurden und das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit verunstaltet ist. Allein diese Umstände bedeuten für Thomas, dass es sich hier nicht um einen einfachen Mord handeln kann. Als er schließlich auch noch erfährt, dass wichtige Bestandteile aus seinem Polizeibericht entfernt wurden, wittert er eine Verschwörung größerer Art und bringt nicht nur sich, sondern auch seine Familie in Gefahr.

Der Alltag in Schweden: Brutal und erbarmungslos. Jeder muss sehen, wo er bleibt und nur die Stärksten überleben. So wird das Leben in diesem Buch dargestellt, zumindest in dem Teil Schwedens, in dem es spielt. Es mag sicherlich, wie andernorts auch, Untergrundorganisationen geben, die mit nicht ganz legalen Mitteln kämpfen. Aber dass es wirklich so extrem sein soll, ist doch recht unwahrscheinlich. Leider schafft der Autor es nicht, ein durchgängig glaubhaftes Szenario zu erstellen.


Stil und Sprache
Schon zu Beginn wird klar, dass der Autor einen sehr eigenen Schreibstil besitzt. Es handelt sich durchweg um kurze, prägnante Sätze. Dies ist zwar hilfreich, um die Aussagen schnell zu erfassen, aber da sich dieses Stilmittel über die gesamte Seitenzahl hinweg zieht, wirkt es sehr hektisch und oberflächlich. Des Weiteren ist die Sprache sehr vulgär, was nicht immer angepasst scheint. Würde es sich bloß um eine Person handeln, die einen gewissen Wortschatz benutzt, wäre es einfach eine Charaktereigenschaft. Hier allerdings finden sich vulgäre Ausdrücke nahezu auf jeder Seite, was wirklich zu viel des Guten ist und auch dazu beiträgt, dass das Geschehen unglaubwürdiger erscheint.

Von Kapitel zu Kapitel wechseln die Perspektiven, da es sich um drei Handlungsstränge handelt, die zunächst nebeneinander laufen und später zusammen finden. Diese Wechsel sind gut, da der Leser somit einen Überblick über die Gesamtsituation erhält und teilweise auch eine Situation aus mehreren Perspektiven betrachten kann. Anfangs ist es etwas schwierig, die jeweiligen Handlungsstränge zu erfassen, da man sehr viele Informationen erhält und immer wieder überlegen muss, zu welcher Person sie nun gehören. Im Laufe der Zeit bekommt man allerdings eine gewisse Routine, so dass man schneller zuordnen kann, welche Dinge für welche Situationen entscheidend und wichtig sind.

Spannung sucht man eine Zeit lang vergebens. Erst innerhalb der letzten 150-200 Seiten tut sich in dieser Hinsicht etwas. Über 2/3 des Buches sind reine Berichterstattung, nichts geschieht, das auf Spannung hindeutet, denn der Großteil der Erzählung ist von vornherein vorhersehbar. Das letzte Drittel allerdings ist dann tatsächlich spannungsgeladen und endet in einem fulminanten Finale. Man hätte sich nur gewünscht, dass das Hinarbeiten darauf bereits früher eingetreten wäre.


Figuren
Es gibt drei Hauptcharaktere in diesem Buch, über die man einiges erfährt: Thomas ist Polizist, der es mit den Regeln nicht immer ganz so genau nimmt. Doch wenn er erst einmal eine Spur wittert, ist er so leicht nicht mehr davon abzubringen. Auch wenn er versetzt und seine Familie bedroht wird, er will die Schuldigen entlarven. Niklas war Legionär und kehrt nach langer Zeit nach Schweden zu seiner Mutter zurück. Er hat eine Mission, er will allen Frauen, die misshandelt werden und sich nicht wehren können, helfen. Und er hat seine ganz eigene Methode entwickelt, dies zu bewerkstelligen. Mahmud ist ein Krimineller und gerade aus dem Knast gekommen. Doch damit ist für ihn die Hölle noch nicht vorbei, denn er ist einigen Personen gehörig auf den Schlips getreten. Logisch, dass diese das nicht vergessen haben und ihn auffordern, seine Schulden zu tilgen. Das Schicksal nimmt seinen Lauf und Mahmud stolpert von einer Schuld in die nächste.

Über alle Charaktere erhält man sehr viele Informationen, sowohl zu ihrer Vergangenheit, als auch zur Gegenwart. Dennoch hat man nicht das Gefühl, ihnen nahe zu stehen. Eher kommt es einem so vor, als würde man reine Berichte lesen, ohne emotional involviert zu werden. Egal wie schlimm ihre Erfahrungen gewesen sind bzw. sein werden, nichts berührt den Leser während der Lektüre, man nimmt alles einfach so hin. Dabei gibt es einige Situationen, auch von Nebencharakteren, die sehr brutal und erniedrigend sind, dennoch kommt keine Gefühlsregung beim Leser an. Es fehlt auch den Charakteren, wie schon dem Geschehen selber, an Glaubwürdigkeit. Eher ist man sich mehr als bewusst, dass es sich um eine erfundene Geschichte handelt, die nicht berührt.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich bei diesem Buch um ein broschiertes Buch aus dem Scherz Verlag. Der Hintergrund ist komplett grau und wenn man sich das Muster genauer ansieht, erkennt man, dass es sich wohl um eine Straße handeln soll. Der Autorenname ist gelb unterlegt und befindet sich oben, der Titel, in weiß, unten. Des Weiteren befindet sich ein weißer Skorpion in der Mitte des Covers, seitlich von ihm ein paar blutige Stellen.
Interesse erweckt das Cover allemal. Zumindest würde man das Buch in die Hand nehmen, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen und zu schauen, um was es sich überhaupt handelt.


Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man als Leser hohe Erwartungen an dieses Buch hat, dann aber leider enttäuscht wird. Die Spannung kommt erst viel zu spät im Geschehen auf, bei einem Thriller erwartet man von Anfang an atemberaubende Atmosphäre. Dies ist hier nicht der Fall. Auch die Darstellung der Charaktere ist enttäuschend, so dass nicht einmal dort ein Pluspunkt zu finden ist. Selbst das wirklich spektakuläre Finale kann die Gesamtbewertung nicht mehr großartig beeinflussen.


2 Sterne


Hinweise
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