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Mit dem Automobil entsteht das individuelle Verkehrsmittel der Moderne. Es verlangt nach neuartigen Bautypen, etwa Tankstellen und Hochgaragen. Schon 1907 wird mit Auguste Perrets 'Garage Ponitheu' in Paris das erste mehrgeschossige Parkhaus für Automobile auf dem europäischen Kontinent fertiggestellt. In den 1929er Jahren gerät die neue Bauaufgabe zum Experimentierfeld der Architekten und Ingenieure. Alle noch heute gültigen funktionalen Lösungen wurden damals entwickelt: Aufzugparkhaus, gerade Rampen, Wendel-, Halbgeschoss- und Parkrampen, Hoch- und Tiefgarage. Nach dem zweiten Weltkrieg wird mit der Massenmotorisierung die Architektur des Parkens zu einer bis heute allgegenwärtigen Herausforderung, deren Ansprüche von Funktionalität bis zu städtebaulicher Einbindung reichen.
Joachim Kleinmanns öffnet uns nach seiner "Kleinen Kulturgeschichte der Tankstelle" (2002) erneut den Blick für ein Kapitel automobiler Architekturgeschichte, flüssig geschrieben und hervorragend bebildert.

 

 

Autor: Joachim Kleinmanns 
Verlag: Jonas Verlag
Erschienen: 2011
ISBN: 978-3-89445-447-0
Seitenzahl: 208 Seiten


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Das Buch ist sachlich, interessant und gut nachvollziehbar geschrieben. Es richtet sich an den interessierten Laien ebenso, wie an (angehende) Hoch- und Tiefbautechniker. Der Autor hat es hervorragend geschafft ein - auf den ersten Blick recht "trockenes" - Thema, auf sehr spannende und eingängige Weise leicht verständlich zu vermitteln. Das Buch ist gut und übersichtlich strukturiert und durch das detaillierte Inhaltsverzeichnis lassen sich alle Themen leicht finden. Hinter einigen Sätzen findet man eine Zahlenfolge, die man am Ende des Buches unter "Anmerkungen " nachschlagen kann. Bei den beschriebenen Bauwerken ist in Klammer die Nummer des dazu passenden Bildes angegeben.

Das erste der beiden Teilthemen beschäftigt sich mit der Entwicklung des Parkhauses bis zum zweiten Weltkrieg. Chronologisch aufgebaut, beschreibt der Autor die Anfänge und Vorbilder der ersten Parkhäuser bis zu den Dreißigerjahren. So beginnt der erste Teil mit den Zwanzigerjahren als Zeit des Experimentierens und der Pionierarbeit von Ingenieuren und Architekten, die sich der Herausforderung stellen, platzsparende Lösungen für möglichst viele Automobile zu finden. Es entstanden Entwürfe und Pläne, die auch noch heute als Vorbild für Hoch- und auch Tiefgaragen dienen. Im Buch wurden die gut verständlichen Beschreibungen der unterschiedlichsten Rampenparkhäuser auch mit aussagekräftigen Bildern und teilweise gezeichneten Plänen versehen. Alle bei bei den Bauten verwendeten Materialien und Konstruktionen werden ebenso vorgestellt und beschrieben, wie die unterschiedlichen Fassaden. Den Abschluss des ersten Teiles bilden die Bautätigkeit in den Dreißigerjahren und die Auswirkungen der 1930 aufgestellten Reichsgaragenordnung auf die Parkplatzsituation in dieser Zeit.  
Der zweite Teil beschäftigt sich mit der Entwicklung der Parkhäuser ab 1945. Die Verkehrssituation um die ersten Nachkriegsjahrzehnte in der BRD und DDR finden hier ebenso ihren Platz, wie die baumäßigen Entwicklungen seit 2000. Der Autor bietet auch im zweiten Teil des Buches umfassende Informationen über die unterschiedlichen Bautypen und ihrer Wirtschaftlichkeit. Man erkennt bald, dass die Lösungen, die damals entwickelt wurden, auch heute nichts von ihrer Funktionalität eingebüßt haben und auch bei den heutigen Bauweisen als Vorbild dienen. Hoch- oder Tiefgarage, unterschiedliche Rampenformen oder das Aufzugparkhaus - mit der ständigen Zunahme der Motorisierung wird die Architektur des Parkens zu einer großen Herausforderung, die sich sowohl Städtebaulich einbinden lassen, als auch einen hohen Grad an Funktionalität aufweisen muss. Nach der Vorstellung der unterschiedlichen Parkhäuser mit Beispielen aus Hamburg, London, Paris oder Chicago und noch vielen anderen Städten wird auch hier am Schluss auf die verwendeten Materialien und Konstruktionen eingegangen. Die unterschiedlich konstruierten Fassaden beschließen das Thema der Parkhäuser. Es folgen noch ein bebilderter Ausblick des Autors und eine nummerierte Liste der Anmerkungen. Im Anhang auf den letzten Seiten des Buches findet man diverse Abkürzungen, Literaturhinweise und ein Orts- sowie ein Namensregister mit den genauen Seitenzahlen. Der Dank des Autors für Hinweise und Unterstützung schließt das Buch ab.

Das Wissen in dem gut strukturierten Buch wird leicht verständlich und sehr übersichtlich vermittelt, sodass nicht nur Fachleute, Schüler und Studenten, sondern auch jeder Interessierte Laie viel Freude damit haben wird.  


Aufmachung des Buches
Auf dem Cover des broschierten Buches ist das Parkhaus "Neuer Wall" in Hamburg abgebildet. Das Inhaltsverzeichis ist unterschiedlich formatiert und dadurch besonders übersichtlich zu lesen. Alle Anmerkungen sind mit Nummern versehen und im hinteren Teil des Buches nachzuschlagen. Im Buch findet man 112, durchgehend in Schwarz/Weiß gehaltene, Abbildungen von Parkhäusern aus Europa und Amerika, die mit einem kurzen Bildtext versehen sind. Zusätzlich wurden Bildnummern angefügt, um die Bilder im Text, in dem die Besonderheiten des jeweiligen Parkhauses beschrieben werden, leicht wieder zu finden.
 

Fazit
Das Buch ist ein gut aufgebautes und sehr interessantes Stück Architekturgeschichte, das sich sehr viel spannender liest, als es der Buchtitel auf den ersten Blick vermuten lässt. Durch die genauen und gut verständlichen Erklärungen könnte es auch für Hoch- bzw. Tiefbaustudenten eine sehr interessante Ergänzung zur Unterrrichtslektüre sein. Für alle interessierten Leser, egal ob vom Fach oder als Laie, ist das sorgfältig zusammengestellte Fach- bzw. Sachbuch ein wirklich empfehlenswerter Tipp.


5 Sterne


Hinweise
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