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Im sonst so friedlichen Schwäbisch Hall wird der Landtagsabgeordnete Lambert von Bellingen auf der Herrentoilette eines Parkhauses brutal ermordet. Kurz darauf findet Siegfried Seifferheld, Kriminalkommissar a.D., die ortsansässige Souvenirladenbesitzerin mit zertrümmertem Gesicht. Während die Mordkommission noch im Dunkeln tappt, verfolgt Seifferheld mit seinem Gefahrhund Onis schon eine erste heiße Spur …

 

 

Autor: Tatjana Kruse
Verlag: Knaur
Erschienen: 2011
ISBN: 978-3-426-50428-4
Seitenzahl: 348 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Der durch einen Hüftschuss aus dem Beruf geworfene Kriminalkommissar Siegfried Seifferheld hat ein heimliches Hobby, das Sticken. Und wegen diese Leidenschaft findet er im örtlichen Souvenirladen die Besitzerin Kiki Runkel mit zertrümmertem Gesicht. Gut, er muss sich nun andere Vertriebswege einfallen lassen, aber als er erfährt, dass kurz vorher auch Lambert von Bellingen, der zufällig mit Kiki ein Stelldichein hatte, ermordet wurde, werden seine alten Geister geweckt. Er sieht Zusammenhänge und Verknüpfungen und will den Fall lösen. Wenn ihm da mal nicht sein Harem in Form seiner Schwester Irmi, seiner Tochter Susanne und seiner Nichte Karina mit all ihren Problemen, sein psychisch labiler Gefahrhund Onis, seine Männerkochgruppe der VHS, mit der er ein Wettkochen bestreiten will und seine Freundin MaC einen Strich durch die Rechnung machen würden.

Seine Schwester scheint krank zu sein, zumindest verhält sie sich auffällig, denn sie schließt sich neuerdings mit dem Laptop seiner Nichte in ihrem Zimmer ein und verschwindet oft zu stundenlangen Einkaufstouren. Karina, die kleine Aktivistin, schleppt ständig neue Männer an und es vergeht kein Tag, an dem sie nicht mit der Polizei ins Gehege kommt. Susanne verschwindet von der Bildfläche und lässt ihn mit Olaf, ihrem Lover bzw. seinem Masseur alleine. Und Bocuse, der Leiter seiner Männerkochgruppe meldet selbige zu einem Wettkochen an, obwohl er genau weiß, das man das was die Gruppe macht eigentlich nicht Kochen nennen darf. Trotzdem schafft Seifferheld es irgendwie, dem Täter auf die Schliche zu kommen, bringt sich dadurch aber unweigerlich in große Gefahr.


Stil und Sprache
Auch wenn das Buch unter Kriminalfall angesiedelt ist würde ich es doch eher unter Komödie einordnen. Dies ist auf keinen Fall abwertend gemeint, im Gegenteil, eben weil ich aus dem Lachen nicht mehr herausgekommen bin und der eigentliche Kriminalfall eher als Randerscheinung mitläuft, komme ich zu diesem Schluss. Das Buch ist in Prolog, Hauptteil und Epilog eingeteilt. Ganz am Anfang findet sich noch ein ‚Who is Who’ von Schwäbisch Hall, hier bekommt der Leser schon mal einen Einblick in die vielen Figuren, die ihn im Buch erwarten. Eine schöne Idee und bei der Menge an Darstellern gar nicht so verkehrt. Der Prolog stellt dann die wichtigsten, also in erster Linie Seifferhelds Familie, in kurzen Kapiteln vor und führt in die Handlung ein. Das ist vielleicht erstmal etwas verwirrend, viele Namen, viele auf den ersten Blick unterschiedliche Situationen, aber mit jeder Seite wird’s klarer. Die Kapitel sind chronologisch geführt und werden durch eine für die Szene relevante Uhrzeit benannt und mit einem kurzen Zitat welches die Szene beschreibt, versüßt.

Schwäbisch Hall scheint dabei als typische Kleinstadt in der jeder jeden kennt, wegzukommen. Ihre Orte und Szenen beschreibt die Autorin liebevoll und detailreich, so dass sich der Leser leicht in die Bilder hineindenken kann. Dabei bleibt alles sehr beschaulich und langsam, was nicht nur an der körperlichen Behinderung Seifferhelds liegt, sondern eben auch an dem Kleinstadtflair und der schwäbischen Devise ‚in der Ruhe liegt die Kraft’. Doch ruhig heißt auf keinen Fall langweilig, denn Aktion in Form von Familieneskapaden und natürlich seiner Schnüffelei gibt es genug. Am Ende wird’s dann sogar richtig spannend und natürlich gefährlich.

Der Text ist sehr leicht zu lesen und gespickt mit lustigen Kommentaren und Gedanken der Beteiligten. Über einen der VHS-Kochfreunde wird zum Beispiel gesagt, dass er nur so viel redet, weil man sonst den Wind durch seinen hohlen Schädel pfeifen hört. Auch die These, dass Mann mit Frauen Probleme teilen kann, die er ohne sie gar nicht erst hätte, regt zum denken und lachen an.


Figuren
Dann fang ich mal mit der Hauptperson an – Herr Siegfried Seifferheld, Hauptkommissar a.D. und alteingesessener Bürger Schwäbisch Halls ruht quasi in sich selbst. Wenn da nicht seine Familie, seine Neigung zum Schnüffeln und sein Männerkochkurs der VHS wären. Siggi, der durch einen Steckschuss in die Hüfte aus dem Berufsleben gerissen wurde, ist und bleibt mit Leib und Seele ein Polizist. Als er denn sogar eine Tote findet, ist es für ihn eine Ehrensache, den Fall aufzuklären. Doch seine Familie, allen voran seine militante Nichte Karina, werfen ihn immer wieder aus der Bahn. Er kennt seinen Harem und weiß, dass er sich besser nicht in deren Angelegenheiten einmischen sollte, aber manchmal geht’s halt nicht anders und so muss das Ermitteln eben oftmals warten. Doch nach und nach kommt der sonst so ruhige und besonnene Seifferheld ins Schwitzen. Und nur mit großer Mühe schafft er es, die nötige Ruhe zu bewahren.

Sein Gegner ist ein Bösewicht wie aus dem Buche. Ohne Skrupel verfolgt er sein Ding, fühlt sich im Recht und schreckt nicht davor zurück, am Ende auch den Mann umbringen zu wollen, der ihm als Einziger auf die Schliche gekommen ist. Wenn man mal Siggi außen vor lässt, sind die Männer bei Tatajana Kruse eher das schwächere Geschlecht. Unsicher, wankelmütig und unfähig zu entscheiden, sorgen sie für manchen Lacher oder die ein oder andere Sorgenfalte bei den jeweiligen Frauen. Die sind allesamt resolut und wissen was sie wollen. Die Charaktere sind sehr zahlreich, aber auch sehr differenziert gezeichnet. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei.


Aufmachung des Buches
Das Coverbild des Taschenbuches zeigt drei bunte Gartenzwerge, die auf einem Holzzaun vor einer Hausmauer stehen. Der Titel ist in Reliefschrift und roter Farbe gedruckt. Insgesamt macht das Buch einen soliden Eindruck.


Fazit
Eine extrem witzige Familiengeschichte mit kriminologischem Beigeschmack. Wer hier nicht lacht, ist selber Schuld. Jedoch ist die Geschichte eher ungeeignet für 100%ige Krimifans.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist
Fall 1: Kreuzstich, Bienenstich, Herzstich

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