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Durban in den fünfziger Jahren. Drogenbosse, Zuhälter, korrupte Polizisten, indische Kleinkriminelle, gestrandete Deutsche beherrschen die Szene. Emmanuel Cooper, ein verdeckter Ermittler, muss einen Mörder finden, um sich selbst zu retten. Eindrucksvoll beschreibt Malla Nunn die dunklen, gleichwohl faszinierenden Seiten Südafrikas.

 

 

Originaltitel: Let the Dead lie
Autor: Malla Nunn
Übersetzer: Armin Gontermann
Verlag: Rütten & Loening
Erschienen: 23. April 2011
ISBN: 978-3-352-00800-9
Seitenzahl: 384 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Es ist 1953 und Emmanuel Cooper beschattet korrupte Polizisten in Südafrika. Nachdem er selber aus dem Dienst als Kriminalpolizist entlassen wurde, bleibt ihm nicht mehr viel übrig, als sich mit verschiedensten Arbeiten über Wasser zu halten. Momentan also quasi als Beobachter. Seine einzige Regel lautet: Niemals eingreifen. Als er jedoch einen Jungen mit durchgeschnittener Kehle entdeckt, kann er es einfach nicht lassen. Sein ehemaliger Beruf kommt wieder durch und er will einfach nur Gerechtigkeit und denjenigen finden, der dieses schreckliche Verbrechen begangen hat. Emmanuel muss aufpassen, denn schon bald ist er der Hauptverdächtige in dem Fall, denn seine Vermieterin und ihre Haushälterin wurden ebenfalls ermordet und Emmanuel wird am Tatort erwischt. Er erhält zwar Hilfe von verschiedensten Seiten, dennoch beginnt ein Spiel auf Zeit, denn ihm bleiben nur 48 Stunden, um den Fall zu lösen und immer wieder stellt sich die Frage, wem man noch vertrauen kann.

Die Autorin macht deutlich, dass sie nicht bloß die Geschichte eines gescheiterten Polizisten erzählen möchte. Denn sie geht sehr stark auf die allgemeine Situation in Südafrika in den 50er Jahren ein, die alles andere als harmonisch war. Menschen verschiedenster Rassen lebten zusammen und doch wieder getrennt, denn es gab z.B. sehr viele Plätze, an denen nur Weiße sich aufhalten durften. Der Leser gerät schnell ins Grübeln auf Grund der vorliegenden Situation, denn man hört auch heutzutage noch immer von ähnlichen Methoden der Rassentrennung, aber wirklich Gedanken macht sich niemand darüber. Hier allerdings kann man sich dem nicht entziehen, wodurch man schon nachdenklich werden kann. Die Autorin versteht sich sehr gut darauf, alles sehr authentisch wirken zu lassen.


Stil und Sprache
Auf Grund des sehr eingängigen und flüssigen Schreibstils der Autorin kommt der Leser gut und schnell in das Geschehen hinein. Gleichzeitig fällt es leicht, der Geschichte auch zu folgen, da man sich gleich in die 50er Jahre zurückversetzt fühlt. Malla Nunn schafft eine unvergleichliche Atmosphäre, der man sich nicht entziehen kann und es auch überhaupt nicht möchte. Auch wenn es nicht immer harmonisch zugeht, so möchte man doch ein Teil der Gemeinschaft sein, die in diesem Buch vorgestellt wird. Durch die bildhaften und malerischen Beschreibungen der Umgebung wird sogar die Natur lebendiger als je zuvor und man kann richtiggehend sehen, wie es in Durban ausgesehen hat.

Erzählt wird aus der beobachtenden Perspektive, wodurch dem Leser ermöglicht wird, einen mehr oder weniger kompletten Überblick zu erlangen. Man weiß zwar trotz allem nicht mehr als Cooper, hat aber zumindest das Gefühl, einen besseren Eindruck der Gesamtsituation zu haben.

Eine gewisse Grundspannung ist von Anfang an vorhanden. Obwohl sehr viel auf die Lebensumstände in Durban eingegangen wird, wird das eigentliche Thema bzw. die eigentliche Ermittlung nie vergessen. Somit ergibt sich eine ansehnliche Spannungskurve, die bis zum Ende immer weiter ansteigt, denn tatsächlich kommt es erst auf den allerletzten Seiten zum Höhepunkt. Ständig kommt es zu Wendungen, die keineswegs vorhersehbar sind. Die Autorin schafft es immer wieder, das Überraschungsmoment auszunutzen und der Leser kann gar nicht anders als staunend an den Buchstaben zu hängen. Man darf sich nie allzu sicher sein, das Spiel durchschaut zu haben, denn garantiert gibt es schon bald die nächste Überraschung.


Figuren
Emmanuel Cooper ist ein gescheiterter Polizist, was allerdings nicht daran liegt, dass er korrupt ist, sondern im Gegenteil, er ist einfach zu ehrlich. Auf Grund dessen, dass er nicht einfach zusehen wollte und konnte, wie Polizisten sich bestechen lassen und ähnliches, wurde ihm nahe gelegt, aus dem Dienst auszuscheiden. Seinen Gerechtigkeitssinn und den Glauben daran hat er aber dadurch nicht verloren, was sehr deutlich zu spüren ist. Der Leser hat das Gefühl, ihn schon ewig zu kennen, auch wenn man so gut wie gar nichts aus seiner Vergangenheit erfährt. Doch das Wenige, das erzählt wird, reicht schon, um ihn sympathisch und liebenswert zu machen. Man fühlt eine gewisse Verbundenheit mit diesem Menschen, der nichts weiter möchte als Gerechtigkeit und der alles dafür tun würde.

Auch über die Vergangenheit der anderen Charaktere wird man im Ungewissen gelassen, was allerdings auch hier nicht als störend empfunden wird. Die einfachen Beschreibungen und ihre Handlungsweisen erzählen mehr von ihnen als jede Darstellung es gekonnt hätte. Nicht jeder Charakter ist sympathisch, aber alle sind auf ihre eigene Art und Weise einzigartig und unverkennbar. Auch wenn der Leser sich nicht mit einer Person identifizieren kann, hat er das Gefühl, irgendwo in dieser Gemeinschaft seinesgleichen zu finden und fühlt sich daher mehr als wohl. Durch den Mangel an Beschreibungen wird dem Leser der Freiraum gegeben, seine eigene Fantasie zu mobilisieren und sich eigene Geschichten für die Charaktere auszudenken.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich bei diesem Buch um ein gebundenes Buch mit Schutzumschlag. Das Cover ist in zwei Farben, blau und schwarz, gehalten, wobei sich verschiedenste feine Abstufungen ergeben. Man erkennt im unteren Bereich schemenhaft drei Gestalten und einen Hafen im Hintergrund, wodurch die Verbindung zum Inhalt hergestellt wird, da der tote Junge in einer solchen Gegend gefunden wird. Ansonsten wirkt das Cover sehr schlicht, was den Eindruck verstärkt, dass hier mit weniger mehr ausgesagt wird. Auf jeden Fall macht diese Aufmachung neugierig, da man dem Cover nicht allzu viel entnehmen kann und nun wissen möchte, mit wem oder was man es hier zu tun hat.


Fazit
„Lass die Toten ruhen“ ist bereits der zweite Roman über Emmanuel Cooper. Doch auch ohne Kenntnis des ersten Romans „Ein schöner Ort zu sterben“ kann man der Geschichte folgen und sie ohne weiteres verstehen. Wichtige Ereignisse aus der Vergangenheit, die dem Textverständnis dienen, werden aufgegriffen und kurz erklärt. Von der ersten Sekunde an ist man in der Atmosphäre gefangen und kann sich ihr nicht entziehen, selbst wenn man es wollte. Ein sehr gelungener Kriminalroman, der ohne weiteres jedem zu empfehlen ist, der nicht nur auf reine Brutalität aus ist, sondern sich auch emotional in einer Geschichte verlieren kann und will.


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Ein schöner Ort zu sterben

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