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Die Luft wurde deutlich kühler. Nebel waberte über den Boden, und ein undefinierbarer Modergeruch hüllte sie ein. Jack zog sein Messer. Der Barde hob seinen Stab. „Ich befehle dich her, bei Wurzel, bei Stein, bei Meer!“, rief er. Wer ruft?, fragte eine Stimme, die sich anhörte wie rasselnder Kies. „Ich bin der Erbe von Amergin“, sagte der Barde. „Ich bin hier, um mir deinen Wunsch nach Vergeltung anzuhören.“ Solange mir keine Gerechtigkeit widerfährt, kann ich nicht neu geboren werden. Der Bodennebel verdichtete sich. Nebelfetzen krochen an Jacks Beinen hoch. Wer bist du, dich mir in den Weg zu stellen? Ich werde meine Rache nehmen, wo immer ich will ...


Nebelrache 

Originaltitel: The Island of the Blessed
Autor: Nancy Farmer
Übersetzer: Simone Wiemken
Verlag: Loewe
Erschienen: Januar 2011
ISBN: 978-3-7855-7143-9
Seitenzahl: 486 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Mit „Nebelrache“ legt die Autorin Nancy Farmer endlich den dritten und abschließenden Teil ihrer „Trolls Saga“ vor. Wie in den vorangegangenen beiden Bänden auch gilt es zahlreiche Abenteuer zu bestehen, denn diesmal bedroht ein Draugr Jacks Dorf. Um diesem Einhalt zu gebieten, müssen Jack, der Barde Drachenzunge und die Schildmaid Thorgil nach Bebbas Town aufbrechen. Doch ihre Mission scheitert, sodass ihnen eine gefahrvolle Reise zu der Insel Notland, in das Reich des Seevolks, bevorsteht. Glücklicherweise steht Ihnen dabei eine Horde Nordmänner zur Seite, die sie durch die Weiten des Meeres segeln. Doch auch als das schlimmste Unheil abgewendet zu sein scheint, steht den Gefährten schon bald die nächste Gefahr bevor …


Stil und Sprache
„Nebelrache“ ist der dritte Teil der „Trolls Saga“ aus der Feder Nancy Farmers, wobei zwischen dem Erscheinen des zweiten („Elfenfluch“) und dritten Bandes gut drei Jahre liegen. Insofern ist es besonders schade, dass es zu Beginn keine Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse gibt, sodass der Einstieg in das Buch recht schwer fällt – zumal auch innerhalb der Geschichte die Rückblicke sehr dezent ausfallen und die Autorin voraussetzt, dass der Leser die bisherigen Abenteuer Jacks und Thorgils noch parat hat. Da „Nebelrache“ jedoch zum großen Teil eine für sich selbst stehende Geschichte ist, kann der Leser den Ereignissen, die in der dritten Person aus Sicht der Hauptfigur Jack wiedergegeben werden, alles in allem gut folgen.

Entsprechend der Zielgruppe ab 12 Jahren ist die Sprache einfach gehalten und die Sätze sind meist recht kurz. Teilweise schreibt Nancy Farmer jedoch auch sehr bildreich, indem sie auf schöne, eingängige Vergleiche zurück greift. Durch treffende Details, die die Sinne des Lesers ansprechen, schafft sie eine dichte Atmosphäre. Schade sind jedoch die vermeidbaren Wortwiederholungen, über die man im Verlauf des Texts immer wieder stolpert: „Jack schlief schnell ein und schlief wie tot, bis die Sonne aufging.“ (Seite 285). Ebenso werden kleinere Details – wie die Tatsache, dass die Nordmänner Fliegenpilze zu sich nehmen, um zu Berserkern zu werden – innerhalb weniger Seiten wiederholt, was gänzlich überflüssig ist. Auch doppelte Verniedlichungen wie ein „kleines Inselchen“ (Seite 169) lassen den Leser kurz innehalten – als wäre ein „Inselchen“ nicht schon klein genug …

Spannung wird von Anfang an aufgebaut – zunächst mit einer scheinbaren Naturkatastrophe – und die gesamte Geschichte über aufrecht erhalten. Allerdings klärt sich manches Problem ein wenig zu einfach und die Lösung verläuft zu glatt. Am ärgerlichsten ist jedoch, dass die Kapitelüberschriften nicht selten schon zu viel verraten und dem folgenden Abschnitt damit einen großen Teil der Spannung nehmen.


Figuren
Die Hauptfigur Jack ist mittlerweile 14 Jahre alt und nach wie vor Lehrling des Barden „Drachenzunge“, von dem er viel über die Magie der Erde lernt. Thorgil, das 14jährige Nordmann-Mädchen, ist ruppig wie eh und je; ihre Manieren lassen ebenfalls zu wünschen übrig. Doch gerade sie ist es, die Jack, Drachenzunge und den Leser immer wieder zu überraschen weiß und sich im Verlauf der Geschichte verändert. Diese Veränderung geht schleichend voran und ist so stets nachvollziehbar. Überhaupt hat Nancy Farmer ihre Figuren authentisch und liebevoll ausgearbeitet – sie alle haben ihre Ecken und Kanten; auch die Nebenfiguren und diejenigen, die sich den Gefährten in den Weg stellen. Die Figuren sind eindeutig die Stärke der Autorin!


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch zeigt auf dem hochglänzenden Schutzumschlag eine Figur in zerlumpten Kleidern vor einem schier übermächtigen Feind, wobei es sich vielleicht um Jack und den Draugr handeln könnte. Passend zu der Farbgebung sind die Vorsatzpapiere und das Lesebändchen in Gold gehalten.
Dem Roman ist ein Inhaltsverzeichnis vorangestellt, am Ende sind ein Personenverzeichnis, ein umfangreicher Anhang sowie ein Quellenverzeichnis abgedruckt. Schade, dass auf eine Karte der Schauplätze verzichtet wurde.


Fazit
„Nebelrache“ ist der schwächste Band der „Trolls Saga“ und schafft es nicht, den Leser vollends zu packen – auch wenn die Neugier durch die nicht selten unvorhersehbaren Ereignisse stets aufrecht erhalten wird. Dennoch kommt dieses Buch über einen Durchschnittsroman nicht hinaus.


3 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Drachenmeer
Band 2: Elfenfluch

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