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Was tun, wenn man einen Geist liebt – dessen Leidenschaft die Rache ist?

«Liebe auf den ersten Blick muss genial sein. So genau weiß ich das nicht, weil es auf den ersten Blick gar nichts zu sehen gab. Zu riechen schon –– den scharfen, salzigen Geruch von Pferden. Und jede Menge anderer Sinneseindrücke. Aber dazu später mehr. Was ich hier gleich zu Beginn sagen will, ist Folgendes: Als ich Sinclair Youngblood Powers das erste Mal als Menschen aus Fleisch und Blut zu Gesicht bekam, war ich bereits bis über beide Ohren in ihn verliebt. Daran konnte nichts etwas ändern. Nicht einmal die Tatsache, dass er tot war.»

 

 

Originaltitel: Swoon
Autor: Nina Malkin
Übersetzer: Kattrin Stier
Verlag: rowohlt
Erschienen: 04/2011
ISBN: 978-3499215445
Seitenzahl: 416 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die 17jährige Candice, genannt Dice, ist von ihren Eltern aus New York in die langweilige Kleinstadt Swoon geschleppt worden. Dort plätschert das Leben so vor sich hin, bis ihre Cousine Pen nach dem Sturz von einem Baum plötzlich von einem Geist besessen ist. Nur Dice kann ihn sehen, den jungen Mann, der vor 300 Jahren an der Ermordung seiner Geliebten zerbrach und nun auf Rache sinnt. Nach einem Exorzismus, den Dice mit Pen durchführen will, ist Sinclair Youngblood Powers jedoch keineswegs verschwunden, vielmehr hat er nun einen eigenen Körper und bringt fortan als neuer Schüler „Sin“ nicht nur die Highschool durcheinander. Da hilft es wenig, dass Dice sich in ihn verliebt hat …

Nina Malkin hat die an sich vielversprechende Idee des Romans leider nicht besonders gelungen umgesetzt. Irgendwie wirkt alles ein bisschen zu abgedreht, zu unlogisch, auch wenn sich das jetzt für ein ohnehin mit paranormalen Elementen gespicktes Buch seltsam anhören mag. Als Leser fühlt man sich da einfach etwas veralbert, wenn durch einen bloßen Sturz vom Baum plötzlich ein Geist auftaucht, von dem niemals zuvor jemand etwas gehört hat. Das als eines von mehreren Beispielen hätte sich sicher eleganter lösen lassen.


Stil und Sprache
Nina Malkin schreibt frisch und jugendlich, hat den Ton der Schüler an der Highschool von Swoon gut getroffen. So macht die fast ausschließlich von Dice in der Ich-Form erzählte Geschichte gerade zu Anfang richtig Spaß, aber schon bei der Szene am See, als Sinclair das erste Mal richtig in Erscheinung tritt, übertreibt die Autorin es gewaltig. Da sind 17jährige deutlich sexerfahrener als ich glauben will und alles in allem wird kein Blatt vor den Mund genommen, muss das wirklich sein? Auch später werden exzessiv Pornofilme gesehen, verschiedene Sexpraktiken erprobt und Drogen genommen und das teilweise in einem Tonfall, der schon sehr umgangssprachlich anmutet. Ein dermaßen sorgloser Umgang mit solchen Themen gehört meiner Meinung nach nicht in ein Jugendbuch und ist außerdem für die Geschichte völlig überflüssig.
Dass Nina Malkin eigentlich gar nicht so viel zu erzählen hat, ist sicher eine Ursache für diese aufgeplusterten Szenen, dabei ist sie durchaus sprachgewandt und hätte aus ihrer Idee sicher mehr machen können. Stattdessen weiß man so manches Mal als Leser nicht, wo sie gerade ist, mit wem Dice spricht oder sonst wie kommuniziert. Verwirrung macht sich breit, wenn wieder einmal unvermittelt völlig unbekannte Menschen (oder Erscheinungen - wer weiß das schon so genau?) zu Wort kommen und irgendwann verliert man völlig den Faden und hat einfach keine Lust mehr auf diese merkwürdige Geschichte. So geht es hin und her mit Sin und Dice, die Story plätschert ohne echtes Ziel vor sich hin und versickert am Ende im staubigen Boden von Swoon.


Figuren
Dice ist 17 und kennt das Leben – das glaubt sie zumindest. Schließlich ist sie aus New York und weiß alles besser als die Hinterwäldler von Swoon. Da ihre Eltern beide berufstätig und die Woche über nicht zu Hause sind, genießt Dice eine Menge Freiheiten, die sie auch zu nutzen weiß. Nina Malkin hat mit ihr eine durchaus sympathische Figur geschaffen, auch wenn Dice’ Naivität ab und zu grenzenlos ist. Woher sie ihre übernatürlichen Fähigkeiten hat, wird nie wirklich erklärt und auch sonst bleibt einiges im Verborgenen. Hier wäre sicher mehr drin gewesen.

Die übrigen Charaktere, allen voran Sinclair, sind wenig vielschichtig geraten, Dice’ Schulkameraden entsprechen sämtlichen Klischees und auch Pen reiht sich ein in die Riege der etwas dümmlichen Cheerleader, die man vor Augen hat, wenn man sich an die entsprechenden Filme erinnert. Sinclair bleibt ein Geist, blass und unscheinbar, dabei nicht besonders sympathisch, ganz amüsant sind lediglich seine unzeitgemäßen Höflichkeitsfloskeln, mit denen er alle bombardiert. Wie viel mehr hätte man aus seiner Situation, der Zeitreise in die Zukunft, machen können!


Aufmachung des Buches
Das großformatige Taschenbuch ist in Klappenbroschur ausgeführt und spricht durch seine optisch gelungene Gestaltung den Leser direkt an. Vor einem kahlen Baum, der in einen dunklen Nachthimmel ragt, sieht man in der unteren Bildhälfte das Gesicht einer jungen Frau, die mit geschlossenen Augen (ohnmächtig?) am Boden zu liegen scheint. Innen weist das Buch keine Besonderheiten auf, es gibt 56 relativ kurze Kapitel, die mit römischen Ziffern nummeriert sind und in vier Teilen aufgehen.


Fazit
Für ein Jugendbuch ist „Ohnmächtig“ ganz schön erwachsen, mit mehr als nur Andeutungen zum Thema Sex. Die paranormalen Anteile sind leider nicht so gut gelungen wie ich gehofft hatte und so konnte mich die Geschichte nicht vollends überzeugen. Wegen der vielen wirren Szenen und unlogischen Sprünge leider keine echte Empfehlung.


2 5 Sterne


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