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Mara, Bettina und Marc werden durch ein missglücktes magisches Experiment aus ihrem normalen Leben in Hamburg gerissen und gelangen so in eine fremde Welt – Navarath.
Ihr Ziel ist es, einen Weg nach Hause zu finden. Schon bald wird ihnen klar, dass die für sie unbekannte Welt nicht mit der ihnen bekannten Welt zu vergleichen ist. Marc erhält magische Fähigkeiten, die ihm von dem Magier, der sie nach Navarath brachte, übertragen werden. Und auch Bettina wird durch Magie beeinflusst und erhält die Fähigkeit, ihre Gestalt zu verändern, wovon diese zunächst wenig begeistert ist.

Sie treffen auf Khendar, einen Schwertkämpfer, der sie aus der Einöde, in der sie gestrandet sind, herausholt und ihnen damit das Leben rettet. In ihm finden sie einen Freund, der mit ihnen gemeinsam nach Wegen sucht, die sie nach Hause führen. Einige dieser Wege sind gefahrvoll und sie sind gezwungen, zu kämpfen. Mara beginnt, sich an das Leben in Navarath anzupassen, nachdem sie beschlossen hat, nicht mehr zurückzugehen. Aus ihrer freundschaftlichen Beziehung zu Khendar wird mehr, was auch für die Beziehung zwischen Bettina und Marc gilt.
Doch auch Khendars Vergangenheit birgt Gefahren, welchen sich die Gefährten entgegenstellen müssen …

 

  Autor: Britta Bracker
Verlag: Book Print Verlag
Erschienen: 03/2008
ISBN: 978-3-940754-13-4
Seitenzahl: 300 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Der Magier Baarak versucht sich an einer Dämonenbeschwörung. Hierbei zieht er Marc, Mara und Bettina in die Welt Navarath. Als Baarak von dem erzürnten Dämon vernichtet wird, überträgt er seine magische Kraft auf Marc. Die drei bleiben zusammen mit Bettinas Hund und dem Gnom Gamp, ehemals versklavter Diener von Baarak, zurück in der Ferrocom, einer Aschewüste. Die vier machen sich auf, um einen Weg nach Haus zu finden. Der Marsch ohne Nahrungsmittel und Wasser kostet die kleine Gruppe fast das Leben – bis der Schwertkämpfer Khendar sie findet und sich ihrer annimmt. Er führt sie ein in das Leben in Navarath und begibt sich zusammen mit ihnen auf die Suche nach einem anderen Magier, der die Macht hat, Marc, Mara und Bettina in ihre Welt zurückzuschicken. Navarath entpuppt sich als eine faszinierende Welt, birgt Gefahren und fordert Kämpfe ums Überleben.


Stil und Sprache
Das erste Buch aus der Navarath-Reihe hinterlässt beim Leser einen zwiespältigen Eindruck. Die Sprachgestaltung der Autorin ist nicht minderwertig, wirkt aber teilweise sehr einfach. Die Geschichte ist an vielen Stellen so geschrieben, wie man denkt oder spricht. Hierdurch erscheint der Stil nicht gerade ausgeklügelt. Britta Bracker schreibt zudem oft in Form von Schachtelsätzen, die zwar gut zu verstehen sind, die Beschreibungen oder Dialoge dann aber umständlich wirken lassen. Bei dieser Zusammensetzung aus Haupt- und Nebensätzen fallen gelegentlich mal Zeichensetzungsfehler auf, insbesondere die Kommas wurden nicht immer da gesetzt, wo sie hingehören.
Auch wirken manche Szenen recht unglaubwürdig, besonders am Anfang des Buches. Drei sich völlig fremde Personen werden während eines Sturmes aus ihrem Leben gerissen und in eine unbekannte Welt gezogen, in der sie zunächst auf sich allein gestellt sind. Statt jedoch in Panik zu geraten, wie es zu erwarten wäre, ist ständig eine ausgeprägte Höflichkeit untereinander gegeben. Mehr noch, die Protagonisten entschuldigen sich untereinander ständig für irgendwelche Dinge oder Situationen, die sie teilweise sogar nicht einmal zu verantworten haben oder nicht ändern können. Dies wirkt an diesen Stellen unpassend. Diese ausgeprägte Höflichkeit nimmt im Laufe des Romans auf ein Normalmaß ab, Entschuldigungen finden sich jedoch auch im weiteren Verlauf recht häufig.
Genauso, wie so manche Situationen einfach von den Protagonisten akzeptiert werden, äußern sich auch einige der Problemlösungsstategien, die im Laufe der Geschichte erforderlich werden. Auch sie wirken zum Teil zu leicht, die Problemlösungen sind nicht immer sehr ausgeklügelt.
Ein letzter Punkt, der mir negativ aufgefallen ist, ist die Sprache in den Dialogen. Hier wird – auch von den Bewohnern von Navarath – eine moderne Sprache verwendet und auf moderne Phrasen und Redewendungen zurückgegriffen. Die Dialoggestaltung will damit regelmäßig nicht zu der von Britta Bracker beschriebenen mittelalterlichen Welt, wohl aber zu unserer Welt in der jetzigen Zeit passen. Allerdings sei hier zugunsten der Autorin gesagt, dass sie auch nicht sehr stark übers Ziel hinausschießt – diese Dialoggestaltung fällt zwar immer wieder auf, ist aber auch nicht völlig übertrieben.

Wo Schatten ist, ist auch Licht. Und so beziehen sich die beschriebenen Punkte zwar auf so einige Textpassagen, aber nicht auf das gesamte Buch. Trotz der genannten Einschränkungen habe ich das Buch nicht beiseite legen wollen, denn mich hat die Geschichte „dahinter“ interessiert. Auch wenn sich die Spannung nur nach und nach entwickelt und es der Handlung zunächst noch an Dynamik fehlt, so zieht der Spannungsbogen spätestens mit dem Angriff des Höllenhundes gewaltig an und wird für den Rest des Buches auch aufrecht erhalten. Daher fällt es spätestens ab der Hälfte des Buches schwer, es aus der Hand zu legen. Das Buch endet offen und so spannend, dass ich mich direkt auf den Nachfolgeband „Navarath – Suche“ gestürzt habe.
Auch wenn die Beschreibungen der Autorin durch verschachtelte Sätze immer wieder mal etwas umständlich wirken, so versteht sie es dennoch, dem Leser die Welt von Navarath so näherzubringen, dass man sich die Landschaften sehr gut vorstellen und der Geschichte jederzeit folgen kann. Die Darstellungen der mittelalterlichen Stadt Paraval und deren Aufbau wirken authentisch und entsprechen der Bauweise mittelalterlicher Städte in Europa.
Besonders positiv fällt der Ablauf eines Faustkampfes zwischen Mara und Khenda auf: Die Beschreibungen der angewandten Kampf- und Selbstverteidigungstechniken sind genau und detailliert, ohne überfüllt zu wirken. Hier beweist Britta Bracker, dass sie entweder im Kampfsport kundig ist oder gründlich recherchiert hat.

Ebenfalls glaubhaft stellen sich die Folgen diverser Kämpfe mit Feinden dar, ist die Gruppe doch immer wieder Ziel von Angriffen oder Hinterhalten oder hat mit anderweitigen Problemen zu kämpfen. Hier gehen sie nicht jedesmal wie strahlende Helden aus den Kampfsituationen hervor, stattdessen werden die Protagonisten immer wieder mehr oder weniger stark verletzt, was in Anbetracht der einzelnen Fähigkeiten, die erst entwickelt werden müssen, realistisch wirkt.

Dem Leser von Fantasy-Romanen fallen recht schnell einige Parallelen zu anderen Fantasy-Werken auf. So erinnerte mich die kraftzehrende Wirkung der Magie und die völlige Macht über eine Elfe, dessen Namen einem bösen Magier bekannt ist, an Christopher Paolinis Eragon-Saga. Auch die Beschreibung des Gnoms Gamp scheint zunächst derjenigen des Hauselfen Dobby aus Harry Potter extrem zu ähneln. Hierzu muss gesagt werden, dass sich die Autorin bis auf diese Ähnlichkeiten doch weitestgehend Selbstständigkeit beibehält. Und was den Gnom Gamp angeht, hält Britta Bracker noch eine gewaltige Überraschung für den Leser bereit, die nichts mehr mit der Figur Dobby zu tun hat.


Figuren
Vier der Hauptfiguren - Marc, Mara und Bettina mit ihrem Hund Joey - werden direkt am Anfang des Buches Schlag auf Schlag eingeführt. Dies wirkt zunächst etwas unglücklich, lernt man doch die sich fremden Figuren kaum kennen. Sie gewinnen jedoch im Laufe des Buches schnell an Tiefe, ihre Persönlichkeiten und Charakteren werden nach und nach immer stärker ausgearbeitet. Indem die Autorin auf die Ängste, Gefühle und Hoffnungen aller Figuren eingeht und ihnen eine Vergangenheit gibt, die Einfluss auf ihr Handeln und ihre Motivationen haben, werden diese realistisch und glaubhaft.

In Navarath angekommen, erhält Marc magische Fähigkeiten, die er durch die Bücher des vernichteten Magiers Baarak auch stückweise anzuwenden lernt. Jedoch muss er schnell feststellen, dass ihm die Magie gewaltige Macht verleiht, vor der er sich hüten muss, will er seine Persönlichkeit erhalten.

Bettina wird Opfer der in der Ferrocom seit den Magierkriegen frei wirkenden Magie und wird zu einer Gestaltwandlerin, die sich nur durch die Kraft ihrer Gedanken in jede Gestalt verwandeln kann. Diese Fähigkeit entwickelt sich nach und nach, die Ängste, die Bettina hierbei empfindet, werden realistisch dargestellt. Da die Anwendung dieser Fähigkeit jedoch schmerzhaft ist, setzt Bettina sie nur ungern ein.

Die größte Entwicklung macht Mara durch. Ist sie in ihrem alten Leben noch unglücklich verheiratet gewesen, fühlt sie sich in Navarath schnell zu Hause. Sie entwickelt einen gewaltigen Mut, trainiert verbissen ihre Fähigkeiten im Kampf und möchte – wie Khendar – eine Schwertkämpferin und Söldnerin werden.


Aufmachung des Buches
Die Aufmachung des Buches ist recht einfach. Das Cover des Taschenbuches ist in einem dunklen Blauton gehalten, auf dem in silberner und alt wirkender Schrift der Titel und der Name der Autorin abgedruckt sind. Das Frontcover wird zudem durch die Darstellung zweier mit silbernen Dornen umrankter und sich überkreuzender Schwerter bestimmt.

Im Innenteil findet sich eine Karte von Navarath, mit der sich die Wanderungen der Gruppe gut nachverfolgen lassen. Eine Danksagung der Autorin komplettiert den Inhalt. Die Kapitel, deren Länge schon mal bis zu 58 Seiten betragen kann, ist in regelmäßige Unterabschnitte unterteilt, die mit zwei gespiegelten Tribals gekennzeichnet werden.


Fazit
Britta Bracker hat mit dem ersten Band der Navarath-Reihe ein Werk auf die Beine gestellt, das von der reinen Geschichte her zu überzeugen weiß. Diese hat Potential, auch wenn die Autorin es nicht immer voll ausschöpfen kann. Sieht der Leser insbesondere am Anfang des Buches über die eher einfache Sprachgestaltung und die teils zu einfachen Problemlösungen hinweg und gibt dem Buch eine Chance, wird er recht schnell Gefallen an diesem Fantasy-Roman finden. So kann man im Laufe des Buches miterleben, wie sich die Autorin und ihre Geschichte entwickeln, das Buch wird dann zunehmend spannender und dynamischer.


3 Sterne


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