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Kategorie: 1750 – 1850 Aufklärung (Rokoko, Klassizismus)

1809. Bitterer Winter beherrscht den Norden Spaniens. Die britischen Truppen ziehen sich nach La Coruña zurück. Lieutenant Richard Sharpe und eine versprengte Abteilung Schützen sind auf sich allein gestellt, eingekreist von der siegreichen Armee Napoleons. Sie haben nur eine Chance: Wenn sie sich Major Blas Vivar und seinen spanischen Aufständischen anschließen. Doch das hat seinen Preis, denn Vivar will die heilige Stadt Santiago de Compostela befreien, die von französischen Truppen besetzt ist. Sharpe und seinen Männern bleibt nichts anderes übrig, als einmal mehr ihren unbeugsamen Willen zu beweisen, um sich gegen die feindliche Übermacht durchzusetzen.

 

 

Originaltitel: Sharpe's Rifles
Autor: Bernard Cornwell
Übersetzer: Bernd Müller
Verlag: Bastei Lübbe Verlag
Erschienen: 18. Februar 2011
ISBN: 978-3-404-16547-6
Seitenzahl: 432 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Bernard Cornwell schrieb "Sharpes Aufstieg" bereits 1990 und das nun erschienene Buch beginnt seine Handlung mit dem Jahr 1809. Die bisher erschienenen Bände 1 bis 5 beschreiben die Vorgeschichte, wurden aber zeitlich nach dem vorliegenden Band verfasst. Folglich musste dieser überarbeitet werden, damit sich in Sharpes Lebenslauf keine Brüche ergeben - was im Wesentlichen gelungen ist. Aufmerksame Leser werden aber trotzdem Kleinigkeiten entdecken.
Nun aber zum Inhalt. Sharpe tut immer noch Dienst als Quartiermeister und langweilt sich zu Tode, obwohl er nun an der Front in Spanien Dienst tut. Ein Kommando in der Schlacht traut man ihm, weil aus dem Mannschaftsstand aufgestiegen, nicht zu. Beim Rückzug der englischen Truppen vom Hauptheer abgeschnitten, muss sich Sharpe als Offizier beweisen. Nach Captain Murrays Tod übernimmt er den Befehl über die 50 Schützen der 95th Rifles, die ihm allerdings alles andere als grün sind. Ohne den Spanier Major Blas Vivar und seine Kavallerie käme er allerdings nicht weit. Ganz uneigennützig ist dessen Hilfe aber auch nicht, denn er braucht Sharpes Schützen, sind ihm doch französische Elitetruppen auf den Fersen. Und warum nur, um alles in der Welt, schleppt er eine alte Truhe mit sich rum?


Stil und Sprache
Beim Aufschlagen des Buches habe ich natürlich gleich einen Blick auf den Namen des Übersetzers geworfen, hatte ich doch die Hoffnung, dass es sich um keine Neuübersetzung handelt, sondern dass man auf die alte zurückgegriffen hat - was sich zu meiner Freude auch bestätigte. Bernd Müller hat gute Arbeit geleistet und die bisher notwendige Kritik an der Übersetzung erübrigt sich.

Im Prolog werden dem Leser Major Vivar und seine Cazadores vorgestellt. Dann verläuft die Geschichte ab Kapitel 1 chronologisch, und man weiß nie mehr als Lieutenant Sharpe, aus dessen Sicht erzählt wird. Für Leser, die hier erst in die Reihe einsteigen, gibt der Autor dezent im Text verteilt Hinweise auf die Vorgeschichte, so dass sich die "Neuen" zurechtfinden und die "Alten" nicht langweilen.
Langweilig wird es sowieso nicht. Cornwell versteht es meisterhaft die Erzählung voranzutreiben, auch wenn Kämpfe und Ruhephasen sich abwechseln, so bleibt doch die Spannung immer erhalten und strebt dem nächsten Höhepunkt entgegen. Es gibt den finalen Kampf um eine spanische Stadt, aber keinen klassischen Showdown. Im Gegensatz zu den Vorgängern entfällt auch die bisherige Dreiteilung des Romans, die zuletzt doch etwas arg routiniert wirkte. Hier also weht ein frischer Wind.
Cornwell zeichnet sich schon immer durch eine genaue Beschreibung der Verhältnisse dieser Zeit aus. Er beschönigt nichts, aber so detailliert hat er die Zweikämpfe und Scharmützel noch nicht geschildert. Das ist nun wirklich nichts für zarte Gemüter. Manche Autoren neigen dazu, bei historischen Romanen die Lebensverhältnisse ihrer Zeit zu romantisieren, nicht so Bernard Cornwell. Aber damit und mit dem sparsamen, aber wirkungsvollen Einsatz von spanischen Wörtern und militärischer Fachsprache, erreicht er eine große Authentizität, die einen ganz wichtigen Aspekt für den Erfolg seiner Bücher darstellt.


Figuren
Richard Sharpe hat sich nicht viel verändert, wirkt jedoch im Vergleich zu den Prequels - obwohl faktisch älter - jünger, frischer. Immer noch suhlt er sich in Selbstmitleid. Fast überkommt einen der Wunsch, ihn an den Schultern zu packen und ihm zu sagen, er möge sich doch endlich mal zusammenreißen. Das übernimmt dann Major Vivar, ein spanischer Adliger, der einen eher privaten Feldzug gegen Napoleon führt. Während Harper und die anderen Schützen in Band 5 nur einen Cameo-Auftritt hatten, dürfen wir sie nun endlich besser kennenlernen. Vorerst allerdings nur Patrick Harper und Daniel Hagman. Letzterer ein Wilddieb, der sich seiner Bestrafung entzog, indem er sich zur Armee meldete. Erster ein sturer, kampferprobter Ire. Da prallen in Sharpe und Harper zwei Dickköpfe aufeinander, die sich ohne Vivars Zutun wohl nicht zusammenraufen würden. Das Figuren-Ensemble wird noch durch Miss Louisa Parker, eine Engländerin, die mir gut gefällt, und den französischen Oberst De l'Eclin, ein Offizier der Gegenseite, ergänzt.
Bis in die Nebenrollen hinein gut ausgeführte Figuren, denen man zutraut gelebt zu haben, und nicht nur der Fantasie des Autors entsprungen zu sein. Was fehlt, ist der abgefeimte Schurke, der bisher immer dabei war, und am Ende meist ins Gras beißen musste. Ich habe ihn nicht vermisst.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch "Sharpes Aufstieg" unterscheidet sich in der Aufmachung nur minimal von seinen Vorgängern. Dieses Mal ziert ein Banner (weiß mit rotem Kreuz) das Cover, wo man bisher Waffen oder Schiffe besichtigen konnte. Dahinter angedeutet eine brennende Stadt. Die dominierende Farbe ist schwarz-braun, die Silhouette der Stadt hebt sich dunkel gegen einen feuerroten Himmel ab. Titel und Name des Autors sind, wie gewohnt, in goldenen Buchstaben gehalten. Also alles wie gehabt.
Der Verlag hat sich hier die Karten gespart, deren es bisher immer zwei pro Band gab. Das finde ich schade, denn es erleichtert doch die Orientierung, vor allem wenn die Kämpfe in einer Stadt stattfinden. Das Nachwort ist ebenfalls etwas knapp gehalten, das liegt aber wahrscheinlich daran, dass dieser Band, wie bereits oben erwähnt, eigentlich der erste der Sharpe-Geschichten ist.


Fazit
Ein spannender Roman mit einem frischeren Helden und einer packenden Story. Nach dem letzten eher behäbigen Band endlich wieder Cornwell in Hochform.


4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Sharpes Feuerprobe
Band 2: Sharpes Sieg
Band 3: Sharpes Festung
Band 4: Sharpes Trafalgar
Band 5: Sharpes Beute