Love & Confusion!
Obwohl Ryusei mit den Kräften eines Kotodama ausgestattet ist, hat er sie bisher nur ein einziges Mal genutzt. Sein Kamisama Moriya kann ihn selbst durch innige Berührungen nicht dazu überreden, seine Verletzungen heilen zu lassen. Was steckt nur hinter seinem seltsamen Verhalten? Die schreckliche Wahrheit verbirgt sich in der Vergangenheit …
Originaltitel: ZE Vol. 6 |
Die Grundidee der Handlung
Nicht schon genug, dass Ryusei seit Jahren Schuldgefühle plagen, für den Tod seiner Mutter verantwortlich zu sein, im aktuellen Band macht er sich auch noch schwere Vorwürfe, Yoji, den kleinen Bruder seines Freundes Take einmal spätabends im Stich gelassen zu haben, denn seitdem liegt der Kleine von einem Unbekannten brutal zusammengeschlagen bewusstlos im Krankenhaus. Er versteigt sich so sehr in seine Märtyrerrolle, dass er nach einem Kotodama-Einsatz wider Willen Moriyas Hilfe standhaft verweigert und lieber sterben will. Was bleibt Moriya da anderes übrig, als sein Vorhaben für gescheitert zu erklären und Waki seines Amtes walten zu lassen… Dass dann alles ganz anders kam vor drei Jahren, ist kein Geheimnis, schließlich sind Moriya und Ryusei in der Gegenwart ein quicklebendiges Kotodama-Kami-Pärchen, trotzdem ist man neugierig, wie sich alles zum Positiven fügte. Doch anders als im ähnlichen Plot um Genma & Himi in Band 4, bekommt man hier keine lückenlose Erklärung. Ein wenig ratlos stand ich nach gut der Hälfte des Bandes da, als dieser Erzählstrang plötzlich endete und es in den nächsten Kapiteln ein unverhofftes Wiedersehen mit Raizo & Kon und Kotoha & Konoe gab. Versöhnen konnte mich Yuki Shimizu erst zum Schluss im Extra-Kapitel, wo sie das noch fehlende Puzzleteilchen nachreicht.
Die Erzählstruktur der Geschichte um Ryusei & Moriya ist wieder genauso anspruchsvoll wie im Vorband, wenngleich etwas einfacher mit diesmal 2 statt vorher 3 Zeitebenen. Dramatisch, kraftvoll und mitreißend erzählt, ist dieser Handlungsstrang für mich der bisher beste der Serie. Sicher auch deshalb, weil sich dieses Paar komplett von den anderen unterscheidet. Im Umgang miteinander sind sie wie Hund und Katz; sie necken und provozieren sich, aber stets auf eine liebevolle und respektvolle Art. Bei ihnen gibt es auch keine klare Uke-Seme-Rollenverteilung. Einerseits sind ihre noch irgendwie offenen, ungeklärten Verhältnisse das Besondere an der Geschichte, weil sie dem Leser Freiraum für eigene Fantasien lassen, andererseits würde ich mich riesig freuen, ihnen später im einen oder anderen Extra-Kapitel wieder zu begegnen, um zu erfahren, wie es mit ihnen weitergeht.
Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Im ersten Teil, wo Ryuseis & Moriyas Geschichte zu Ende gebracht wird, geht es sehr spannend und dramatisch zu, mit fiesen Szenencuts und Wendungen, dass man nur so über die Seiten fliegt. Interessant fand ich wieder die wechselnden Perspektiven mit tief auslotenden Gedankengängen, so dass die Charakterisierung auf bestmögliche Weise erfolgt. Während Ryuseis unmittelbar die Handlung betreffende, selbstquälende Gedanken in hellen Textblasen bedrückenden Charakter haben, sind Moriyas Ansichten auf schwarzem Untergrund um einiges distanzierter, sein Sarkasmus ließ mich sogar öfters mal schmunzeln.
Alle Fans der Serie, die sich schon die ganze Zeit - so wie ich - fragten, was sich eigentlich hinter dem Serientitel ZE verbirgt, werden nun erleichtert aufatmen, denn in einem Dialog zwischen Moriya und Ryusei kommt diesbezüglich endlich Licht ins Dunkel.
In den Bildhintergründen sieht man wieder viel kalten Stahl, Beton, Hochhäuser und dunklen Nachthimmel, der von künstlichem Licht durchbrochen wird. Aber auch Wakis geheimnisvolles Refugium, das als Einziges nach Konoes verbalem Ausbruch in Band 4 vom Mito Anwesen heil blieb, wird Teil der Szenerie.
Der zweite Teil besteht aus drei kleineren Kapiteln. Zuerst gibt es ein Wiedersehen mit Blondschopf Raizo und dem süßen Kon. Momentan obdachlos, finden wir sie ganz ungewohnt in trauter Zweisamkeit, ohne störende und neugierige Mitbewohner in einem Hotelzimmer vor. Hier müssen die beiden feststellen, dass es immer noch etliche Missverständnisse auszuräumen gilt, bevor sie zu einem glücklichen Paar zusammenfinden können. Wie immer bei den Zweien bilden Comedy und Sex die Grundlage des leichtverdaulichen Plots. Explizit in Wort und Bild ist die Altersempfehlung ab 18 Jahren in diesem und den nachfolgenden Kapiteln vollkommen gerechtfertigt.
Ähnlich gelagert ist auch die nächste Geschichte mit Konoe und Kotoha, die ich persönlich nur als Überleitung für den nächsten Band empfand, denn viel Aussagekraft hat dieses Kapitel nicht zu bieten. Interessant war allerdings, meine Vermutung bestätigt zu bekommen, wer in ihrer Beziehung eigentlich das Sagen hat.
Im Extra-Kapitel stehen noch mal Moriya und Ryusei im Mittelpunkt. In der Gegenwart angelangt, kann man hier gute Vergleiche ziehen, welche Fortschritte ihre Beziehung in den vergangenen drei Jahren machte. Äußerlich konnte ich keine Veränderungen an ihnen feststellen, doch im Umgang miteinander sind sie viel vertrauter und lockerer geworden. Auch sie bieten dem Leser was fürs Auge mit einer explizit gezeichneten erotischen Bilderstrecke.
Als sehr angenehm empfand ich, dass Yuki Shimizu diesmal keinen großen Personenkreis neu einführt. Es findet sich nur ein unbekanntes Gesicht, das eine auf diesen Band begrenzte Nebenrolle einnimmt, alle anderen sind namenlose Statisten.
Aufmachung des Manga
In der Aufmachung kommt dieser Band wie alle bisherigen der Serie daher: Hinter dem Umschlagdeckel befindet sich ein illustriertes Deckblatt mit Ryusei & Moriya in Schwarz-Weiß, danach folgen Vorstellung der Charaktere dieses Bandes, kurze Zusammenfassung über das bisherige Geschehen und Inhaltsverzeichnis. Nach den Kapiteln bildet das einseitige Nachwort der Mangaka den Abschluss.
Das Cover zeigt die Hauptpersonen von Band 6: Moriya & Ryusei. An der Armverletzung lässt sich sofort erkennen, wer von ihnen der Kotodama und wer der Kami ist. Kühl und undurchsichtig blicken sie dem Betrachter entgegen, Ryusei hat zusätzlich einen leicht verschmitzten Zug um seinen Mund, was ganz typisch für ihn ist. Die Rückseite ist wie gewohnt viergeteilt. Oben rechts und unten links finden sich nochmal zwei Illustrationen mit den beiden.
Fazit
Der für mich beste Erzählstrang bisher mit Ryusei & Moriya als Hauptpersonen wird in diesem Band zu Ende geführt. Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit den Pärchen Raizo & Kon und Kotoha & Konoe. Zuerst dramatisch und mitreißend, nachher leicht bekömmlich und witzig, liest sich der Band im Nu weg. Als besonderes Bonbon erfahren wir auch endlich, was ZE bedeutet.
Hinweise
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