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In einer kleinen Stadt…

Zwei Schuss in den Nacken. Eine Lache aus Blut. Wer hat Herman und Signe Jönsson auf solch brutale Weise ermordet? Womit hat das zutiefst religiöse Paar diese Hinrichtung verdient? Ihr Adoptivsohn Konrad hat seine Heimat vor langer Zeit verlassen. Nun ist er gezwungen, in das südschwedische Tomelilla zurückzukehren. Als ihn die örtliche Polizei des Mordes verdächtigt, begibt sich der Journalist selbst auf Spurensuche. Konrad nimmt alte Fäden auf und knüpft neue Verbindungen. Allmählich gelingt es ihm, die Fassade der Kleinstadtidylle aufzubrechen. Dabei muss er sich auch der eigenen Vergangenheit stellen: Wieso verschwand seine leibliche Mutter vor über 30 Jahren spurlos?

 

 

Originaltitel: Det som ska sonas
Autor: Olle Lönnaeus
Übersetzer: Antje Rieck-Blankenburg
Verlag: rowohlt Polaris
Erschienen: 04/2011
ISBN: 978-3862520091
Seitenzahl: 464 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der Klappentext gibt den Inhalt der Story schon ziemlich gut wieder, so dass sich hier eine Wiederholung erübrigt. Die Idee vom Mord, der weit zurück in der Vergangenheit sein Motiv findet, ist allerdings nicht so glücklich umgesetzt, wie man es schon öfter gelesen hat. Es fehlt insgesamt etwas an Spannung, was aber auch in der Figur des Konrad begründet liegt, der eben kein sehr aktiver Mensch ist und durch sein geringes Tempo der Handlung den Schwung nimmt.


Stil und Sprache
Olle Lönnaeus ist für seinen ersten Roman als bester Krimidebütant 2009 ausgezeichnet worden und rein sprachlich hat er das absolut verdient. Selten habe ich eine derart interessante Sprache, prallvoll mit phantasievollen Bildern und klugen Beschreibungen, in einem Krimi gelesen. Da möchte man sich fast Notizen machen, wenn man Sätze wie diesen liest: „Ihre Stimme klingt angenehm. Weiche, abgerundete Vokale und Konsonanten, die in den Ohren kitzeln“ (S. 43). Auf solche netten Kleinigkeiten stößt man immer wieder im Laufe des Buches und sie machen immer wieder Spaß.
Auch atmosphärisch versteht der Autor es, seine Leser zu fesseln, zeichnet er doch die schwedische Kleinstadt in der Sommerhitze so intensiv, dass man mit Konrad schon morgens früh zusammen schwitzt und die staubigen Straßen vor sich zu sehen meint. Die Enge, das gegenseitige Misstrauen der Menschen, die einander schon ein Leben lang belauern und alles voneinander wissen, jedes Geheimnis kennen, das geht einem sehr nahe und schafft eine bedrückende Stimmung, der man sich kaum entziehen kann. Auch wenn Konrad in der Gegenwart erzählt, schweift er immer wieder in die Vergangenheit ab, streut kleine Szenen seiner Kindheit und Jugend ein, die einen als Leser ahnen lassen, wie schrecklich das Aufwachsen als Außenseiter in so einer Kleinstadt sein kann.

Leider gehen, wie bereits erwähnt, die sprachlichen Exkurse mit vielen Details und ausführlichen Schilderungen von Atmosphäre und Umgebung ziemlich auf Kosten der Spannung, die man von einem Krimi erwarten darf. Sehr mühsam nähert sich Konrad der Wahrheit, trifft auf unzählige Sackgassen und viel Ablehnung, so etwas wie ein Finale lässt sich kaum ausmachen und am Ende wird alles auf wenigen Seiten abgehandelt. Hier hatte ich mir deutlich mehr erwartet.


Figuren
Dass die Spannung etwas abhanden kommt in diesem Roman, liegt sicher auch an Konrad selbst, der ein orientierungsloser, sehr phlegmatischer Mensch ohne echtes Ziel ist. Ihm liegt persönlich weder etwas an seinen Adoptiveltern noch daran, wer sie ermordet hat. Vielmehr wird er nur aktiv, wenn man das denn überhaupt so nennen kann, weil er selbst als Mordverdächtiger in den Focus der Polizei rückt. Er ist einfach kein sympathischer Typ und man erfährt als Leser kaum etwas über ihn, geschweige denn lernt ihn mögen oder kann gar mitfiebern.

Auch Konrads einstige Freunde und Weggefährten, die zum großen Teil noch in Tomelilla leben, sind zwar zahlreich, aber allesamt Randfiguren. Warum zum Beispiel sein Adoptivbruder Klas ihn von Anfang an hasste, wird nie klar ersichtlich, ebenso Svens (einst Konrads einziger echter Freund) Motive, trotz öffentlicher Anfeindungen im Ort wohnen zu bleiben. Da ist vieles einfach lückenhaft und nicht zu Ende gedacht, lediglich Gertrud, mit der sich Konrad nach langen Jahren der Abwesenheit anfreundet, bekommt für den Leser ein Gesicht. Sie ist auch der einzige halbwegs sympathische, runde Charakter in diesem Roman. Auch hier wäre sicher mehr drin gewesen.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist als Flex-Cover gebunden und sehr düster – aber absolut passend zum Inhalt – aufgemacht. Auf dem Titel sieht man ein von Bäumen umgebenes, sehr trostlos wirkendes Haus, die moosige Wiese liegt im Bodennebel. Der Titel ist, wie auch die Kapitelüberschriften, leicht schräg gesetzt und weist einige Blutflecken auf. Innen gibt es 34 relativ lange Kapitel, einen Prolog und einen kurzen Epilog.


Fazit
Nach langer Anlaufzeit kommt dieser nordische Krimi fast unerwartet doch noch einigermaßen gut in Fahrt und enthüllt am Ende sein Geheimnis, das allerdings nicht so spektakulär ist wie erwartet. Dafür gibt es eine Menge eher düstere, bedrückende Atmosphäre und viele Details zu entdecken. Wer auf rasante Action steht, ist hier allerdings falsch …


3 5 Sterne


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