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Drogenschmuggel, kriminelle Finanzgeschäfte und eine EU-Sicherheitskonferenz – Proteo Laurenti ermittelt in einem höchst brisanten Fall. Und seine Assistentin Pina ist nicht nur beruflich, sondern auch privat in die Sache verwickelt …

 

 

Autor: Veit Heinichen
Verlag: dtv
Erschienen: 2010
ISBN: 978-3-423-21235-9
Seitenzahl: 319 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Proteo Laurenti befindet sich im vorweihnachtlichen Stress. Nur diesmal geht es nicht allein um die Geschenke, sondern in erster Linie um den Wirbel rund um die Öffnung der Grenzen zu Slowenien im Rahmen der EU-Erweiterung. Zu allem Überfluss muss er just als er sich auf der Heimreise von einer Sicherheitskonferenz in Rom befindet, eine Leiche finden. Marzio Manfredi wurde erdrosselt und aus dem Zug geworfen. Die Spur führt ihn in den Karst, das Hinterland Triests in Richtung Slowenien, wo der Tote in einer Baracke hauste und seinen zwielichtigen Geschäften nachging. Zur selben Zeit befindet sich auch seine Mitarbeiterin Pina im Karst und wird dort von einem Kampfhund angefallen. Sebastian Newman, der behinderte Sohn des Wirtschaftsmagnaten Goran Newman, findet sie und pflegt sie auf ihrem Anwesen. Doch schon bald findet Laurenti im Umfeld des Toten Anzeichen für einen Anschlag auf Newman während der Feierlichkeiten zur Grenzöffnung und versucht gemeinsam mit Pina das Schlimmste zu verhindern. Dabei sieht er sich ehemaligen jugoslawischen Geheimdienstlern und zwielichtigen Organisatoren von Hundekämpfen sowie einer noch unbekannten Organisation Namens ‚Istria libera, Dalmazia nostra’ gegenüber. Die Zusammenhänge sind verwirrend und ihnen bleibt nicht viel Zeit, denn die Feierlichkeiten zur Grenzöffnung sind in vollem Gange.


Stil und Sprache
Was Venedig sein Brunetti ist Triest sein Laurenti. Die beiden Städte trennen nicht gerade viele Kilometer, doch trotzdem oder zum Glück liegen Welten zwischen den Romanen. Veit Heinichen hat mit seiner Serie um den Commissario Proteo Laurenti einen eigenen Stil gefunden, den er nun über bereits sechs Bände konsequent beibehält und verfeinert. Der Schauplatz des Ganzen nimmt in Italien sicherlich eine Sonderstellung ein: Triest, die Stadt an der Grenze und damit auch die Stadt der Weltkriege, die von der Seele her habsburgisch geblieben ist, aber immer auch den slowenischen und italienischen Touch gepflegt hat, ist aber nicht nur von ihrer Mentalität her anders als andere italienische Orte. Die Stadt liegt sowohl am Meer als auch am Karst, der einsamen, unwirklichen fast schon lebensfeindlichen Kalksteinwüste und genauso präsentiert Veit Heinichen seine Kriminalromane. Mit liebevollen und die einsame Stimmung widerspiegelnden Beschreibungen der Orte, Landschaften und Szenen nimmt er den Leser in seinen Bann. Es ist beim Lesen ein einfaches, die kalte Bora, den starken Fallwind aus dem Landesinneren, genauso aber auch das warme Meer beim Baden in einer der Buchten entlang der Steilküste zu spüren. Der karge Boden spiegelt sich auch in den Bewohnern dieser Gegend wieder.

In dieses Wechselbad bettet der Autor eine Kriminalgeschichte, die zur Zeit der europäischen Grenzöffnungen die Möglichkeiten der Globalisierung, ob nun legal oder illegal aufzeigt und somit auch die Schwierigkeiten dieser Vernetzung auf beiden Seiten des Gesetzes zum Thema hat. Leider wirkt dieses Thema auch auf den Leser stellenweise verwirrend und zu sachlich. Es fehlt etwas an der sonst gut vorhandenen Spannung, die sich im 6. Band zu oft versteckt. So wirkt der Inhalt manchmal etwas trocken und fade. Zur Rettung der Story tragen dann vor allem die in Abständen auftauchenden Erzählungen über ein Kampfhundleben aus Sicht eben dieses Kampfhundes bei. Zuerst für den Leser ohne Zusammenhang werden hier doch spannend und brutal nach und nach die Verknüpfungen des großen Ganzen sichtbar. Zum Schluss hin – quasi auf der Jagd nach dem Ende – schafft es der Autor dann doch noch, mit steigender Spannung aufzuwarten -  was zum Finale dann in einer Überraschung für den Leser endet.


Figuren
Proteo Laurenti, der im Allgemeinen die Hauptfigur der Serie ist, gerät im 6. Teil etwas ins Hintertreffen. Seine Mitarbeiterin Pina stiehlt ihm diesmal die Show, da sie quasi ohne es zu wissen näher an den Hauptcharakteren dran ist. Sie ist eine junge Polizistin aus dem Süden, die mit viel Ehrgeiz ihrer Beförderung und somit einer Versetzung in ihre Heimat entgegen fiebert. Dabei scheint sie sich selbst als Persönlichkeit etwas zu vernachlässigen. Sie gilt als Mauerblümchen und wundert sich stark über sich selbst, als sie in den Bann eines jungen Mannes gerät, der sie irgendwie magisch anzieht. Stellenweise wirkt sie verunsichert und ist solche Situationen nicht gewohnt. Sie muss aufpassen, ihre Ideale nicht aus dem Blick zu verlieren.

Der junge Mann, Sebastian Newman, der behinderte Sohn des Wirtschaftsmagnaten Goran Newman, zieht die junge Inspektorin mit seiner zielsicheren Art in den Bann. Doch sein wahres Inneres scheint er ihr nicht zu offenbaren. Die ganze Familie wirkt geheimnisvoll, was sich durch den geplanten Anschlag und die Undurchsichtigkeit der Machenschaften noch verstärkt.

Veit Heinichen bringt diese grenzüberschreitende Ungewissheit im Bezug auf die neue europäische Offenheit auch in seine Figuren ein. Viele verschleiern sich und zeigen in der Öffentlichkeit ein anderes, verstelltes Gesicht. Es wird auch schön gezeigt, was dies zum Beispiel für ermittelnde Beamte wie Laurenti bedeutet. Es verwundert auch nicht, dass am Ende dieses nach außen Verstellen der Schlüssel zur Lösung des Falles ist.


Aufmachung des Buches
Von einem tiefschwarzen Hintergrund schaut ein steinerner Löwenkopf in Richtung Leser. Die einzigen Farben sind das italienische Weiß, Grün, Rot in denen Autor, Titel und Untertitel gestaltet sind. Eine zum Titel sehr gut passende Gestaltung des Covers.


Fazit
Nicht der Beste Laurenti, sind doch die Ermittlungen etwas verwirrend und über weite Teile lässt die Spannung zu wünschen übrig, aber das Flair des Triester Karst schwebt die ganze Zeit über der Geschichte und rettet so den Lesespaß.


3 Sterne


Hinweise
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Backlist
Fall 1: Gib jedem seinen eigenen Tod
Fall 2: Die Toten vom Karst
Fall 3: Tod auf der Warteliste
Fall 4: Der Tod wirft lange Schatten
Fall 5: Totentanz

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