Odd Thomas lebt bescheiden als Koch im kleinen Wüstenkaff Pico Mundo. Hochgeistiges ist ihm fremd, und doch nimmt er mehr wahr als andere: Er sieht die Toten – und er sieht sogenannte Bodachs, grauenhafte Schattenwesen, die sich von Leid und Entsetzen nähren.
Als ein merkwürdiger Fremder, umlagert von diesen Schatten, nach Pico Mundo kommt, weiß Odd, dass ein Massaker droht. Ein Massaker, das nur er aufhalten kann.
Autor: Dean Koontz Verlag: Heyne Erschienen: 02/2006 ISBN: 978-3-453-01644-6 Seitenzahl: 479 Seiten |
Die Grundidee der Handlung
Als Koch im Pico Mundo Grill brät Odd Thomas den ganzen Tag Eier, Würstchen und Pfannkuchen. Doch er liebt diesen Job, der ihm den Rücken freihält für die anderen Dinge in seinem Leben.
Denn Odd kann die Toten sehen, und manchmal kann er ihnen helfen, wenn sie auf dieser Welt noch etwas zu verrichten haben. Sie sind für ihn nicht erschreckend – im Gegensatz zu den Bodachs, bösartigen Schattenwesen, die überall dort auftauchen, wo unter besonders sadistischen Umständen getötet und gemordet wird.
Eines Tages betritt ein unheimlicher Fremder den Pico Mundo Grill, und als Odd die unzähligen Bodachs sieht, die den Mann umgeben, weiß er, dass Fürchterliches droht. Trotz Warnungen seiner impulsiven Freundin Stormy wagt er es, dem Mann nachzuspüren und in sein Haus einzudringen. Was er in einem Geheimzimmer findet, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren: einen Schrein, der den schlimmsten Massenmördern gewidmet ist ...
Stil und Sprache
Das Buch ist in der Ich-Form erzählt. Der Autor erweckt den Eindruck, Odd Thomas würde seine Erinnerungen zu einem Buch zusammenfassen und dieses Buch hätte der Leser nun in Händen. Gerade zu Beginn wird der Leser auch direkt angesprochen.
Ansonsten ist der Einstieg ziemlich verwirrend. Es gibt jede Menge Informationen über Odd Thomas, über den Mann, der ihm aufgetragen hat, dieses Buch zu schreiben, über den Kater dieses Mannes, über die Großmutter von Odd und man fragt sich, wo das alles noch hinführen mag.
Dann kommt die Geschichte in Gang und es tauchen Personen auf, bei denen erst später klar wird, dass sie schon tot sind. Gut, bei Elvis mit der Blumenkette um den Hals war das ziemlich schnell klar. Bei einigen anderen dauert es etwas länger. In kleinen Häppchen wird dem Leser die außergewöhnliche Begabung von Odd, die Toten sehen zu können, näher gebracht.
Bis man als Leser weiß, worum es geht, muss man etliche Gedankensprünge und Rückblenden mitmachen.
Der Autor beschreibt viele Dinge bis ins kleinste Detail. Das ist manchmal nervig, auf der anderen Seite bekommt der Leser einen ausführlichen Eindruck. An manchen Stellen konnte ich die Hitze, die in Pico Mundo herrscht, direkt spüren. Er verzichtet auf blutigen Horror, trotzdem sträuben sich bei einigen Szenen die Nackenhaare. Besonders die Geschehnisse in der schwarzen Kammer lassen Horrorgefühle aufkommen. Leider werden diese jedoch nicht aufgeklärt. Odd nimmt es so hin und der Leser ist gezwungen, es ebenso einfach hinzunehmen. Da hätte ich mir eine Erklärung, und sei sie noch so abwegig, gewünscht.
Das Buch ist in einer klaren Sprache geschrieben, manchmal sind die Sätze etwas verschachtelt. Trotzdem lässt es sich gut und flüssig lesen und man kann kaum erwarten, wie es weiter geht.
Figuren
Der erste Eindruck von Odd Thomas ist ziemlich klar. Er wirkt, gerade auch durch einige Rückblenden und Gedankensprünge, etwas einfältig, nett und sympathisch, aber irgendwie einfach gestrickt. Doch dieser Eindruck täuscht. Je mehr wir ihn kennen lernen, umso mehr merken wir, dass er überhaupt nicht einfältig ist. Er denkt nur in manchen Dingen anders als wir und auch anders als die große Mehrheit seiner Mitbewohner in Pico Mundo. Durch die ausführlichen Beschreibungen kann der Leser aber seine Gedanken gut nachvollziehen. Wir leiden mit, wenn er „gezwungen“ ist, herauszufinden, was sein Traum von der Bowlingbahn bedeutet, auch wenn klar ist, dass es irgendwie in einem Massaker enden wird.
Seine Freundin Stormy ist impulsiver. Trotzdem kann sie nicht verstehen, dass er sich um viele Dinge, die Tote betreffend, kümmern muss. Da Odd fast ihre Gedanken lesen kann, kann auch der Leser Stormys Gedankengängen immer gut folgen. Der Leser lernt sie richtig gut kennen und lieben.
Neben diesen beiden Hauptpersonen gibt es noch jede Menge Nebenfiguren, die dank treffender Beschreibungen auch schnell vor unserem inneren Auge entstehen können. Lediglich bei Odds Mutter habe ich Probleme, ihre Beweggründe zu verstehen, denke aber, dass das vom Autor genau so gewollt ist.
Auf die Gedanken und Vorstellungen des Täters hätte der Autor etwas mehr eingehen können. Das Finale ist grandios, aber was den Täter zu diesen Taten veranlasste, kommt etwas zu kurz.
Aufmachung des Buches
Ich habe die gebundene Ausgabe gelesen. Seit August 2007 gibt es auch eine Taschenbuchausgabe.
Auf dem Cover ist eine Art Totenmaske aus silber-grünlich schimmerndem Metall abgebildet. Man sieht nur Augenhöhlen mit einem schmalen roten Streifen und die Nase. Über der Mundpartie stehen, wie in einem Balken, der Autor und der Titel des Buches.
Auf der Rückseite gibt es eine kurze Inhaltsangabe. Auf der Innenseite des Covers sind eine etwas ausführlichere Inhaltsangabe und ein kurzes Portrait mit Foto von Dean Koontz.
Der Titel „Die Anbetung“ ist, meiner Ansicht nach, nicht treffend gewählt. In der Geschichte geht es nicht darum, dass etwas angebetet wird, wenn wir außer Acht lassen, dass Odd seine Freundin anbetet. Diese Art der Anbetung ist im Titel bestimmt nicht gemeint. Ganz am Rande, in einigen Sätzen, tauchen ein paar Gegenstände zum Satanismus auf. Das ist aber nicht so ausschlaggebend, dass das Buch danach benannt werden sollte. Die Originalausgabe heißt einfach „Odd Thomas“. Dieser Titel gefällt mir besser.
Fazit
Das Buch ist spannend, keine Frage. Der Spanungsbogen wird auf hohem Niveau gehalten, auch wenn es immer mal wieder kleinere Einschnitte durch die Rückblenden gibt. Es gibt einige überraschende Wendungen, die das Lesen zum Erlebnis machen. Viele Begebenheiten sind anders als sie zunächst scheinen. Das macht es schwierig, das Buch aus der Hand zu legen.
Die Horrorelemente halten sich in Grenzen. Ich hätte mir mehr Tiefgang bei den Beweggründen des Täters gewünscht und eine Aufklärung, was es mit dieser geheimnisvollen schwarzen Kammer auf sich hat.
Wer kurzweiliges Lesevergnügen gepaart mit spannender Unterhaltung und vielschichtigen Hauptpersonen sucht, ist hier genau richtig.
Hinweise
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