Wirklich. Bernardino, du enttäuschst mich...Ihr alle enttäuscht mich!
Ihr hattet die Karten von Anfang an in der Hand. Ihr habt tausend Prüfungen bestanden und Antworten erhalten...
Trotzdem habt ihr nichts verstanden!
Um mehr zu erfahren, müsst ihr mir folgen!
Originaltitel: La Confrérie du Crabe: Troisiéme Partie |
Die Grundidee der Handlung
Erneut wacht die kleine Gruppe, die sich selbst "Die Bruderschaft der Krabbe" nennt, an einem völlig anderen Ort auf. Diesmal wissen sie wenigstens, wie sie dorthin gelangt sind, doch die rätselhaften Ereignisse nehmen kein Ende. Viel mehr möchte ich hier nicht verraten, denn die Ereignisse nehmen nun eine ganz andere Wendung.
Der Abschlussband von "Die Bruderschaft der Krabbe" führt die ausgesprochen fesselnde Geschichte zu einem sehr tiefgründigen Ende. Dass diese abgedrehte Geschichte am Ende dermaßen viel Aussagekraft haben würde, hätten vermutlich die wenigsten Leser erwartet. Zum Ende hin wird das Werk stark allegorisch, ohne dabei an Spannung einzubüßen. Ich konnte den Comic erst wieder aus der Hand legen, als ich auf der letzten Seite angelangt war, und das obwohl ich in meiner Mittagspause eigentlich etwas essen wollte, wozu die Zeit am Ende dann nicht mehr ausreichte.
Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Gleich zu Beginn des Dritten Buches der Bruderschaft um die Mysteriöse Krabbe, bekommt sie der Leser zum ersten Mal zu sehen. Es gibt sie also wirklich, diese gewaltige Krabbe, deren einziger Lebensgrund das Legen von Eiern zu sein scheint, welche ihren eigenen Fortbestand sichern sollen. Die kleinen Krabben werden als eine Art Mischwesen aus Krabbe und Fledermaus dargestellt, und auf den Panels der ersten vier Seiten erfährt man nun endlich, wie sie in die Körper der Kinder gelangen. Doch dann erwacht Jarvis und alles war nur ein Traum... doch seine Freunde Bernardino, Come, Nicolo und Mael hatten genau denselben, schrecklichen Traum... oder haben sie vielleicht einen Teil der Wirklichkeit gesehen?
Viele der nachfolgenden Szenerien wirken deutlich steriler als die Panels in den beiden vorhergehenden Bänden. Die opulente gothische Architektur, die mit sehr vielen Details aufwarten konnte, ist passé und fortan prägen karge Flure und Räume, die an Montagehallen erinnern, das Erscheinungsbild des Comics.
Obwohl Jean-Baptiste Andreae im dritten und letzten Band der Serie die Hintergründe deutlich detailärmer gestaltet, hat man nicht den Eindruck, dass die Qualität zum Ende hin nachlässt. Die Panels werden sogar noch ein wenig vielfältiger und abwechslungsreicher. Auf vielen Seiten sind die Zeichnungen regelrecht sphärisch. Die Charaktere befinden sich in Räumen aus purem Licht. Die Lichteffekte dabei sind ausgesprochen sehenswert und erschaffen eine ganz besondere Stimmung. Wie Andreae dabei mit Farben und Lichtstimmungen eine Welt irgendwo zwischen Traum und Wirklichkeit erschafft, sollte sich niemand entgehen lassen.
Die Kolorierung wurde dabei sehr sanft und feinfühlig vorgenommen.Sie ist geprägt von sehr weichen Farberverläufen und mehreren Farbschichten, die lavierend übereinander gelegt wurden. Mithilfe der Aquarelltechnik erschafft Andreae ungeheuer zarte, leicht wolkige Farbschleier, von denen aber gleichzeitig ein inneres Leuchten auszugehen scheint. Die jeweilige Farbstimmung der Panels sind dabei meist monochrom in den unterschiedlich hellen Nuancen eines Farbtons angelegt. Wieder sind sehr viele Seiten ein blauer, melancholischer Farbenrausch, doch auch sehr viele Seiten sind in kränklichen Grüntönen gestaltet, von denen ein fahles, giftig wirkendes Leuchten auszugehen scheint. Wie schon in den ersten beiden Büchern ist das gesamte Ambiente ausgesprochen stimmig und fasziniert den Leser von der ersten Seite an.
Aufmachung des Comics
Auch das "Dritte Buch" der Bruderschaft um die geheimnisvolle Krabbe ist hervorragend verarbeitet. Ganz so wie wir es vom Splitter Verlag mittlerweile gewöhnt sind. Der Splitter Verlag druckt inzwischen nur noch in Deutschland, was für eine perfekte Druckqualität sorgt. Das verwendete Papier ist fast matt, besitzt jedoch einen leichten Glanz. Die einzelnen Seiten sind angenehm dick und machen einen reißfesten, stabilen Eindruck.
Das Covermotiv wirkt ein wenig unscharf, was daran liegt, dass es als Aquarell gemalt wurde. Es passt sehr stimmig zur Geschichte, die diesmal einige sehr sphärisch anmutende Zeichnungen enthält.
Fazit
Ein grandioses Finale für eine tolle, super spannende Geschichte mit vielen Wendungen. Was zunächst als Horror-Schauergeschichte mit sehr vielen Anleihen bei allen bekannten Horror-Klassikern beginnt, endet in einer Geschichte mit sehr viel Tiefgang, die ganz plötzlich ihren ganz eigenen Weg geht. Selbst die vielen Anleihen bei bekannten Größen der Horrorliteratur machen plötzlich Sinn und man begreift, wie alles zueinander passt. Der Wunsch, das Gesamtwerk mehrmals erneut zu lesen, ist sehr hoch, denn Stück für Stück greifen die Rädchen ineinander und man beginnt die gesamte Tragweite des Erlebten zu begreifen.
Hinweise
Rezension von Thomas Lang
Herzlichen Dank an den Splitter Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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