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Der Richter sitzt stundenlang am Ende eines Bettes, in dem eine tote Frau liegt. Seine Frau. Erst am nächsten Morgen ruft er die Polizei. Er wird des Mordes angeklagt werden. Alles wird gegen ihn sprechen. Er wird beweisen müssen, dass er unschuldig ist.
Vor zwanzig Jahren hatte Rusty Sabich eine Affäre mit einer Kollegin, die brutal ermordet wurde. Sein Widersacher in der Staatsanwaltschaft von Kindle County, Tommy Molto, hatte unnachgiebig versucht, Rustys Schuld zu beweisen, seine Karriere zu ruinieren und sein Leben zu zerstören. Jetzt findet sich Rusty wieder an der Seite einer toten Frau. Diesmal will Tommy Molto zu Ende bringen, was er damals begonnen hat.

 

 

Originaltitel: Innocent
Autor: Scott Turow
Übersetzer: Ulrike Wasel/Klaus Timmermann
Verlag: Karl Blessing Verlag
Erschienen: 14.Juni 2010
ISBN: 9783896674241
Seitenzahl: 576 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Rusty Sabich findet seine Frau tot im Ehebett. Anstatt die Polizei oder seinen Sohn zu unterrichten, bleibt er vierundzwanzig Stunden an ihrer Seite sitzen, um nachzudenken, wie er später aussagen wird. Tommy Molto hat ein etwas gestörtes Verhältnis zu Rusty, da er ihm vor zwanzig Jahren den Mord an einer gemeinsamen Kollegin nicht beweisen konnte. Jetzt aber sieht er seine Chance gekommen und klagt Sabich erneut an – diesmal wegen Mordes an seiner Frau. Die Indizien häufen sich und die Geschichte wird verstrickter als zunächst angenommen. Bald stellt sich nur noch eine Frage: Wer hat Recht?

Kaum wird der Tod von Sabichs Frau bekannt gegeben, wittert Molto seine Chance, zu Ende zu bringen, was ihm vor zwanzig Jahren nicht gelungen ist. Der Fall, der in der Vergangenheit spielt, als Molto behauptete, Sabich hätte eine gemeinsame Kollegin umgebracht, wird in dem Buch mit dem Titel „Aus Mangel an Beweisen“ erörtert. Es ist allerdings nicht notwendig, dieses zu kennen, denn in dem vorliegenden Buch wird insoweit darauf eingegangen, dass alle Zusammenhänge klar und verständlich sind. Nun stirbt wieder eine Frau und wieder ist Richter Sabich involviert, in welchem Sinne auch immer. Molto springt sofort darauf an und vertritt die Meinung, dass der Richter seine Finger im Spiel hat und diesmal will er wirklich alles hieb- und stichfest beweisen, damit Sabich nicht wieder ungeschoren davon kommt. Da der Angeklagte auf Grund seines Berufes augenscheinlich mehr Wissen bezüglich Verschleierungsmethoden jedweder Art hat, ist ein komplexes Verfahren von Nöten, in welchem immer wieder neue Hinweise auftauchen und tiefgründig untersucht werden. Der Autor zeigt ganz klar die Arbeit von Polizei und Justiz auf, ihre Tätigkeitsbereiche und auch ihre Vorgehensweise, was gleichsam interessant und spannend ist. Nicht jeder Leser wird sich mit der Materie bereits eingehend befasst haben, erhält hier aber einen guten und authentischen Überblick. In diesem Buch geht es hauptsächlich um die Ermittlungen und die Umstände des Todes von Barbara Sabich. Sowohl das Wie, als auch das Warum stehen im Mittelpunkt und der Autor schafft es, ein gesundes Gleichgewicht zu finden, so dass beide Punkte ausreichend beleuchtet werden.


Stil und Sprache
Das Buch ist in zwei Teile aufgeteilt. Der erste dreht sich sowohl um die Tat, spielt aber auch eine gewisse Zeit davor und danach. Der zweite Teil dann betrachtet nur das Gerichtsverfahren. Die Erzählperspektive wird durchgehend gewechselt, mal erlebt man alles aus Rustys Perspektive, ein anderes Mal dann schaut man Tommy über die Schulter. Somit wird es nicht langweilig und man erhält einen Rundumblick aus den verschiedensten Perspektiven. Natürlich dient dies auch dazu, die Gedanken der jeweiligen Personen näher betrachten zu können, um sich ein Bild von dem Charakter zu machen. Die Beziehung zu den handelnden Personen wird dadurch schnell intensiver, als wenn man als stiller Beobachter teilnimmt.

Da der erste Teil auch immer wieder zwischen verschiedenen Zeiten hin und her springt, gibt es vor jedem Kapitel eine Zeitleiste, die dem Leser genau anzeigt, an welchem Punkt er sich gerade befindet. Es ist zum einen nett gemacht, zum anderen auf alle Fälle auch sehr hilfreich, da man sich nicht mühevoll zusammenreimen muss, welcher Zeitpunkt wohl gerade erreicht ist. Diese Hilfestellung ist im zweiten Teil unnötig, da die Geschehnisse chronologisch verlaufen.

Es handelt sich bei diesem Buch um einen Justizthriller, weshalb auch die Sprache oft fachbezogen ist. Doch trotz Fachjargon hat auch der Laie nicht das Gefühl, etwas zu verpassen. Der Autor schafft es, die Begriffe so geschickt unterzubringen, dass man es kaum merkt und man auf Anhieb versteht, was gemeint ist. Sollte trotz allem etwas nicht sofort klar sein, lässt es sich aber ohne weiteres aus dem Zusammenhang erschließen. Der Schreibstil ist sehr flüssig und man hat keine Mühe, dem Geschehen zu folgen. Auf Grund der eben bereits benannten Hilfestellung hat man auch kein Problem, sich in der Handlung zurecht zu finden. Trotz dessen, dass die Tat bereits zu Anfang geschehen ist und es nun im Grunde nur noch gilt, den Schuldigen zu finden, baut sich kontinuierlich Spannung auf. Denn immer wieder gibt es neue Indizien, die natürlich sofort untersucht werden und für oder gegen Rusty sprechen. Nie kann man sich sicher sein, dass das nun alles gewesen ist. Es lauert schon der nächste Hinweis hinter der Ecke und wartet nur darauf, herauskommen zu dürfen.


Figuren
Daher, dass die Sichtweisen von Kapitel zu Kapitel unterschiedlich sind, wird jeder Hauptcharakter bedacht und man widmet sich sozusagen eine Zeit lang einem immer intensiver als dem anderen. Das führt dazu, dass man sich in nahezu jede Hauptfigur hinein versetzen kann. Man mag nicht gleich behaupten, sich mit jedem identifizieren zu können, aber verstehen und nachvollziehen kann man sein Verhalten.

Rusty Sabich ist ein nicht mehr ganz so junger Richter, der gerade seine Frau verloren hat und wegen Mordes angeklagt ist. Auf ihn richtet sich das Hauptaugenmerk des Lesers. Obwohl nahezu alles gegen ihn spricht – oder vielleicht gerade deswegen – entwickelt sich sehr schnell eine Sympathie zu ihm und man glaubt ihm einfach, dass er es nicht war. Er muss gar nichts begründen, man möchte einfach glauben, dass es die Wahrheit ist. Ob das eigene Gefühl einen täuscht oder nicht, das muss man zu einem späteren Zeitpunkt heraus finden. Der Charakter des Richters wird in jedem Falle sehr tiefgründig dargestellt, was eben auch wieder an der Erzählperspektive liegt. Da der Leser vieles aus genau dieser Sicht erfährt, bekommt er selber einen Einblick ist Rustys Leben und macht sich so sein eigene Bild.

Doch auch Tommy Molto, die andere wichtige Hauptperson, sollte man nicht unterschätzen. Anfangs hat man das Gefühl, ihm nicht richtig nahe zu kommen, da nicht allzu viel von seinem Innersten preis gegeben wird, doch von Seite zu Seite nähert man sich ihm an und erhält bald einen tiefen Einblick in sein Seelenleben. Es wird klar, dass er ein viel komplexerer Charakter ist als zunächst angenommen. Auch wenn er gegen Rusty ermittelt, ist man ihm gegenüber dennoch nicht nur negativ eingestellt, da man seine Argumente und Belege schon nachvollziehen kann und auch versteht.

Als drittes gibt es noch eine ganz wichtige Person in diesem Buch, nämlich Nat, Rustys Sohn. Aus seiner Sicht wird der Großteil der Verhandlung berichtet. Da der Leser große Sympathien für Rusty hegt, kann er sich in Nat gut hinein versetzen. Man hat schnell das Gefühl, die Verhandlung des eigenen Vaters zu verfolgen, so authentisch und realistisch wirkt das Verhalten von Nat, so dass man es schnell für das eigene Handeln halten kann.

Generell lässt sich sagen, dass alle Figuren einen ganz eigenen Charakter besitzen und auch die weniger bedeutenden Nebenfiguren geraten nicht in Vergessenheit, sondern werden lebendig dargestellt. Da aus deren Sicht nicht erzählt wird, kann man sich zwar nicht in sie hineinversetzen, aber dennoch haben sie alle einen Wiedererkennungswert. Der Autor hat jeder Figur, egal ob wichtig oder eher nebensächlich, Charakterzüge einverleibt, die sie nicht eintönig wirken lassen.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich hier um die Hardcover-Ausgabe des Buches. Das Cover ist zweifarbig, schwarz und grün in mehreren Farbabstufungen, wobei grün überwiegt.Titel sowie Autor sind schwarz und zentral auf dem Cover platziert. In verschiedenen Grüntönen erkennt man den äußeren Eingangsbereich eines Gerichtsgebäudes, so dass sofort der Bezug zur Justiz hergestellt wird. Das Bild passt sehr gut zum Buch selber, da sich der größte Teil im Gericht abspielt und man so einen Bezug zum Cover hat.


Fazit
Nimmt man alle Kriterien zusammen, so ist dieses Buch auf jeden Fall sehr empfehlenswert. Realitätsnähe wird hier groß geschrieben und das, sowie die Lebendigkeit der Charaktere, macht es einfach, sich in dem Buch zu verlieren. Schnell hat man sich im Geschehen eingefunden und wird nicht mehr los gelassen. Für jeden Leser, der spannende Literatur mag, die nicht nur auf Brutalität gestützt ist, ist dieses Buch das Richtige.


4 5 Sterne


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