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FBI-Profilerin Maria Parks verfügt seit einem traumatischen Unfall über eine übernatürliche Gabe: Sie hat Visionen, in denen sie in den Körper anderer Menschen schlüpft, oftmals Mordopfer in ihren letzten Minuten. Als sie hinzugezogen wird, vier vermisste Nonnen zu finden, sind diese bereits ermordet. Gekreuzigt. Bei den Ermittlungen bringt Maria einen übermächtigen Gegner gegen sich auf: eine uralte Sekte, die skrupellos danach trachtet, das Evangelium des Satans bekannt zu machen und die Vorherrschaft über die katholische Kirche zu erlangen. Nun, nach Jahrhunderten, wittert sie ihre Chance. Denn der Satan will von der Welt Besitz ergreifen...

 

  Autor: Patrick Graham
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 10/2008 (2007 erschien die Originalausgabe „L’évangile selon Satan“)
ISBN: 978-3442371259
Seitenzahl: 652 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Was, wenn Jesus in seinen letzten Minuten am Kreuz Gott abgeschworen hätte? Was, wenn er nicht von den Toten auferstanden wäre? Was, wenn es ein Evangelium gäbe, das bewiese, dass die Katholische Kirche Millionen von Gläubigen hinters Licht führt, indem sie ihnen Hoffnung auf Erlösung und ein besseres Leben nach dem Tod macht? Seit dem Mittelalter suchen die Mächte der Finsternis nach dem verschollenen Satansevangelium, um die Macht der Kirche zu brechen und die Welt ins Chaos zu stürzen. Maria Parks, Medium und Ermittlerin des FBI, gerät zwischen die Fronten, als sie auf eine mysteriöse Serie von Ritualmorden stößt und dabei selbst fast Opfer eines dämonischen Mönches, eines Seelenräubers, wird. Schon bald zieht sich eine Spur von Leichen bis hinter die Tore des Vatikans.


Stil und Sprache
„Das Evangelium nach Satan“ ist einer dieser seltenen Romane, die im Präsens geschrieben sind. Dabei arbeitet Graham mit vielen Rückblenden, so dass er häufig ins Präteritum verfällt. An einigen Stellen, besonders im ersten Teil des Buches und immer dann, wenn Marias Visionen die Grenzen von Vergangenheit und Gegenwart verwischen, funktioniert diese Technik ganz hervorragend. An anderen Stellen hingegen wird der Leser von dieser Erzählweise unnötig verwirrt.
Der Autor verfolgt mit der These, Jesus habe Gottvater am Kreuze abgeschworen, eine interessante Grundidee. Doch leider erfährt der Leser nur sehr oberflächig etwas von diesen Vorgängen. Dafür häufen sich die Ritualmorde im Laufe der Handlung so sehr, dass die x-te Kreuzigung dem Leser nur noch ein müdes Gähnen zu entlocken vermag. Es wäre schön gewesen, wäre das Grauen hier und da ein wenig subtiler eingebracht worden.
Zudem verliert sich der Autor mit voranschreitender Handlung häufig in Floskeln (ständig schnürt sich irgendwem die Kehle zu). Stellenweise werden sogar ganze Passagen wiederholt, was der Handlung empfindlich die Fahrt nimmt. Dies gilt besonders, wenn verschiedene Charaktere an verschiedenen Stellen im Buch die gleichen Einsichten haben, sich die „Aha-Momente“ also teilweise wiederholen.
Der Autor hätte gerne ein wenig häufiger den Rotstift bemühen und einige Passagen kürzen oder streichen dürfen, ohne dass dies dem Leser aufgefallen wäre.
Leider bleiben am Ende des Romans einige lose Fäden in der Luft hängen. Es wäre schön gewesen, wenn der Autor dem Leser noch die eine oder andere Enthüllung in Hinblick auf das Satansevangelium und seine Mysterien gegönnt hätte.

Ein Wort noch zur Übersetzung: Man kann darüber streiten, ob man französische Begriffe wie „Eau de Cologne“ in jedem Fall mit „Kölnisch Wasser“ übersetzen muss. Lächerlich wird es allerdings, wenn „Eau de Toilette“ wortwörtlich mit „Toilettenwasser“ übersetzt wird. Hier ist der Übersetzer ein wenig über das Ziel hinaus geschossen. Zudem haben sich an einigen Stellen Rechtschreibfehler eingeschlichen, die nicht unbedingt hätten sein müssen.


Figuren
Die Protagonistin, Maria Parks, verfügt über die zweifelhafte Gabe, tote Menschen zu sehen und die letzten Minuten von Mordopfern noch einmal durchleben zu können. Wen dies an verschiedene Horrorfilme oder Mystery-TV-Serien erinnert, der liegt gar nicht mal so falsch. Ms. Parks wirkt stellenweise wie ein Abziehbild dieser Bildschirmhelden. Lediglich im ersten Kapitel erfahren wir etwas über sie selbst und ihre Vergangenheit. Später fungiert sie dann zusehends nur noch als eine Art Abspielgerät für die Geschichten längst verstorbener Seelen.
Zu allem Überfluss stellt Marias späterer Begleiter, der Exorzist Alfonso Carzo, das typische Klischee eines klerikalen Supermanns dar, der es unerschrocken mit allen Mächten der Finsternis aufnimmt.
Auch was die Antagonisten betrifft, ziehen sich die Schablonen wie ein roter Faden durch die Handlung: Dämonen die als Mönche mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze auftreten und fiese, machtbesessene ältere Herren, die sich in Hinterzimmern treffen, um dort über die Übernahme der Weltherrschaft zu beraten. Alles schon mal da gewesen, alles austauschbar.


Aufmachung des Buches
Das Cover ziert ein - wie sollte es auch anders sein - Pentagramm. Die Seiten des Buches sind an ihren Außenkanten schwarz eingefärbt, was das Buch schon fast reißerisch finster daher kommen lässt. Der auf der Rückseite provokativ angebrachte Schriftzug „Du sollst Töten“ hat zwar keinerlei Bezug zum Inhalt des Buches, eignet sich aber bestimmt hervorragend, um in öffentlichen Verkehrsmitteln ältere Damen damit zu erschrecken.


Fazit
Leider hält „Das Evangelium nach Satan“ nicht das, was sein großspuriges Äußeres erhoffen lässt. Sicher ist der Roman stellenweise recht spannend. Auch die Grundidee der Handlung ist meines Erachtens sehr gut und auch innovativ. Allerdings sind die Geschichte und die Charaktere dermaßen klischeehaft umgesetzt, dass man beim Lesen oft das Gefühl hat, diese oder jene Szene schon von irgendwo her zu kennen.
Was die Darstellung von Gewalt angeht, bin ich sicher nicht zart besaitet, aber ein bisschen weniger wäre hier manchmal sicherlich mehr gewesen.
Das Schlimmste aber ist, dass der Leser am Ende mit einem ganzen Haufen unbeantworteter Fragen zurück gelassen wird, deren Antworten ihm der Autor einfach vorenthält. Schade.


2 5 Sterne


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