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Als sich der zurückgezogene Kurai am Weihnachtsabend eine neue Liebe herbeisehnt, schwebt wie durch ein Wunder ein bezaubernd schöner Mann vom Himmel. „Yuki“ gleicht Kurais verstorbener Liebe aufs Haar, doch während Kurai zusehends auftaut, scheint der kühle Schönling immer schwächer zu werden…

Ein Boys Love-Weihnachtsmärchen der besonders heißen Art – einfach zum Dahinschmelzen!

 

Snow_Flake 

Autor: Christina Bäumerich
Illustrationen:
Christina Bäumerich
Verlag:
Egmont Manga & Anime
Erschienen:
November 2010
ISBN:
978-3-7704-7385-4
Seitenzahl:
192 Seiten
Altersgruppe:
ab 18 Jahren

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Die Grundidee der Handlung
Vor einigen Jahren hat der Marketingexperte Kurai seinen Lebensgefährten Kei verloren und lebt seitdem zurückgezogen. Damit er den Weihnachtsabend nicht allein verbringen muss, leistet ihm sein Freund Satoshi Gesellschaft und überredet ihn schließlich dazu, sich etwas vom Mond zu wünschen und wenige Augenblicke später schwebt ein Mann vom Himmel, der Kei verblüffend ähnlich sieht und Kurais intimste Wünsche zu kennen scheint, denn es war dessen Wunsch, seine zweite große Liebe zu finden, die ihn erschaffen hat…

Ist die eigentliche Idee des einen Prolog und sechs Kapitel umfassenden Mangas zwar noch gut, so hapert es doch an der Umsetzung. Der von Kurai Yukito getaufte Mann weist nicht nur namentlich eine Affinität zum Schnee auf, sondern ist aus einer Schneeflocke und Kurais Wunsch nach einem neuen Partner entstanden, doch leider ist dieser Einfall schon das Beste an der Geschichte. Denn die Handlung schreitet viel zu schnell voran, um noch nachvollziehbar zu sein, und dem Leser wird es unmöglich gemacht, einen Draht zu den Charakteren herzustellen, was wiederum dazu führt, dass man überhaupt nicht mitfiebern kann, und Spannung entsteht auf diese Weise ebenfalls nicht.

Gleichfalls stößt es bitter auf, dass Kurai, der zuvor jahrelang bewusst ohne Beziehung war, sich sehr schnell mit Yukito einlässt, so kommt es schon am ersten Tag zu einer erotischen Szene. Ohnehin umspannen die Geschehnisse des ersten Tages die Hälfte des Bandes, sodass insgesamt auch nicht viel Inhalt innerhalb des Mangas vermittelt wird, zumal die expliziten Stellen relativ ausgedehnt sind. Außerdem ist Snow Flake eher schwülstig statt romantisch.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Snow Flake ist in japanischer Leserichtung angelegt, wird also von hinten nach vorne gelesen. Mangatypisch ist der Band in schwarzweiß gedruckt und teilweise erinnert Bäumerich’s Artwork an das von Hinako Takanaga, so ist z.B. Essen anschaulich gezeichnet. Sowohl die gezeigten Gerichte wie auch die Hintergrundillustrationen sind dabei an ein japanisches Setting angepasst, was sich ebenso schon in den Namen der Akteure widerspiegelt. Die Hintergründe sind oft sehr geradlinig und schlicht umgesetzt und nicht sehr abwechslungsreich, bilden nur Kurais Haus, Stadtansichten und Zimmer ab, wobei diese wenig Interieur beinhalten, sodass es große Freiflächen in den Räumlichkeiten gibt. Zumeist ist der Platz hinter den Charakteren aber völlig leer gelassen, nur ab und an kommen – fast schon alibimäßig – Grauverläufe und Muster wie Herzchen, Blümchen, Sternchen und Ornamente zum Einsatz. Ganz selten treten auch Blumenarrangements auf.

Der Zeichenstil der Figuren ist uneinheitlich und ständig wechselnd, so sind die Gesichtszüge mal hart und eckig, mal weich und rund. Beispielsweise sind die relativ normal großen Augen manchmal gebogen, manchmal geradlinig gezeichnet und verfügen mal über Pupillen, mal nicht oder die Wangenknochen sind ein Mal höher, ein anderes Mal tiefer angesetzt und auch die Nasenpartie ist stellenweise abgerundet, an anderer Stelle wieder spitz zulaufend dargestellt. Auffällig am Artwork der Zeichnerin ist neben den dicken Lippen die herausstechende Brust, die die Charaktere teils seltsam weiblich oder teils sehr bullig und breitbrüstig wirken lässt. Auch diese Darstellungsart ist nicht einheitlich verwendet, so wird Yukito beispielsweise manchmal sehr feminin mit ellenlangen Beinen und schmaler Taille abgebildet und ein anderes Mal muskulöser und mit der erwähnten breiten Brust gezeichnet. Neueinsteiger ins Mangagenre könnten Kurais dunkle Haare verwirren, die ab und an weiß dargestellt werden.

Zudem vermag es die Manga-ka nicht immer, die Gefühle der Figuren zeichnerisch korrekt zu vermitteln, so erscheinen Akteure z.B. durch zur Nasenwurzel abfallende, gerade Augenbrauen in Momenten bösartig, in denen sie es gar nicht sind. Aus diesem Mangel bei der graphischen Umsetzung resultiert wohl auch der Umstand, dass vieles explizit ausgesprochen werden muss, so unter anderem, dass sich der Charakter im Augenblick wohl fühlt oder dass er verwirrt ist. Die erotischen Szenen sind eher platt und nicht sonderlich gefühlvoll. Sie werden ziemlich ausgedehnt, aber nicht übermäßig explizit dargestellt. Comedyeinlagen werden zumeist mittels Chibi- oder SD-Einsatz - überzogenen Veränderungen und Verniedlichungen der Figuren - umgesetzt und die Personen werden kaum mit Details bedacht, allerdings relativ oft mit Glanzeffekten in den Augen gezeichnet. Yukito wird stellenweise sehr feminin wiedergegeben, wenn er beispielsweise mit Glanz auf den Lippen, einem Oberteil mit Schleifen und Accessoires wie Ohrringen, Haarspangen und einem Armband attribuiert wird.

Neben dem ausbaufähigen Artwork fallen Logikfehler auf, wie beispielsweise Satoshis beim Anstoßen leeres Glas, das davor und danach gefüllt dargestellt wird oder eine winterliche Stadtansicht, die unter anderem schneebedeckte Autos und Mauern zeigt und eine Passage folgen lässt, in der es zu schneien anfängt, was Yukito mit den Worten ‚der erste Schnee in diesem Winter‘ kommentiert. Die Panels schließlich sind linear angelegt und diese starre Anordnung wird nicht oft durch Sprechblasen und sogar noch seltener durch Personen durchbrochen, sodass kaum Dynamik entstehen kann. Zudem bemüht Bäumerich sich darum, die Seitenanzahl zu erhöhen, indem sie sehr wenige, großflächige Panels auf einer Seite platziert, z.B. neun Panels über drei Seiten, was gerade durch die kaum vorhandenen Hintergründe dazu führt, dass die Seiten oftmals schlicht leer wirken. Der umgangssprachlich formulierte Text ist in Großbuchstaben gedruckt und gut lesbar. Manchmal jedoch wird der Tonfall sehr kitschig und schwülstig. Bis auf eine Szene, in der Satoshi telefoniert, sind die Sprechblasen problemlos zuzuordnen und die nicht sehr häufig vorkommenden Soundwörter sind zumeist deutsch, seltener in englisch gedruckt.


Aufmachung des Manga
Auf dem Snow Flake Cover sind die Protagonisten Yukito und Kurai abgebildet, wobei Kurai die Hände des anderen mit seinem Atem wärmt. Blau- und Rottöne herrschen vor, und in der rechten unteren Ecke verläuft ein geschleiftes gelbes Band. Auf der Buchrückseite befinden sich neben dem Klappentext farbige Chibi-Zeichnungen von Yukito, Kurai, Satoshi, Rachiel und Kei. Farbseiten gibt es hingegen nicht, ebenso ist kein Inhaltsverzeichnis vorhanden. Auf ein richtiges Nachwort wurde verzichtet, stattdessen widmen sich vier Seiten am Ende des Mangas der Veröffentlichung von Fanarts, die aus einem Wettbewerb auf der Internetplattform animexx stammen.

Vor den Kapiteln sind Illustrationen platziert, die recht schön anzusehen sind. Besonders ragt hier die Abbildung der beiden Protagonisten mit gut gezeichneten Lilien im Vordergrund heraus oder die Zeichnungen, die Yukito allein gewidmet sind, da diese dynamisch wirken. Zudem gibt es sogenannte Scribbels nach den Kapiteln, in denen zum jeweils vorherigen die Skizze einer bestimmten Szene gezeigt wird.

Sehr negativ fallen die auftretenden Moiré-Effekte ins Gewicht, die bei der Überlagerung von Rastern auftreten können und als zusätzliche, grobe Raster erscheinen. In Snow Flake wirken diese sich dabei vor allem in Form von Punkten aus. Ein derart missratener Druck gehört eigentlich nicht verkauft…


Fazit
Schwülstig statt romantisch leiert Snow Flake die Handlung viel zu schnell herunter. Die Grundidee bietet zwar Potential, aber die Umsetzung vermag dieses nicht zu nutzen. Aufgrund der graphisch ausgedehnten Geschichte fällt der eigentliche Inhalt zu gering aus und die Charaktere bleiben dem Leser fremd und wirken platt. Die Zeichnungen heben das erzählerische Defizit leider nicht auf, da sie die Emotionen der Akteure nicht immer treffend umsetzen können und oft zu schlicht ausfallen. Außerdem weiß auch die Aufmachung nicht zu überzeugen, da sie mit vielen Moiré-Effekten aufwartet.


1 5 Sterne


Hinweise
Diesen Manga kaufen bei: amazon.de

Auf der Verlagsseite findet sich eine Special-Seite zu Snow Flake.

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